In Gedenken an einen „Piano Halbgott“
Jazz Im Birdland spielte Charly Antolini mit Kollegen zu Ehren des großen Oscar Peterson
Ein frischgebackener 80-jähriger Weltklasse-Drummer rief am Freitagabend zum Stelldichein in den Birdland Jazzclub. Charly Antolini feiert seine runden Geburtstage musikalisch gern im Dunstkreis des Neuburger Kennerpublikums, wo der agile, extrem spielfreudige und jung gebliebene Senior auch dieses Mal dafür sorgte, dass die Kassendame für einen Teil der Zuschauer nur noch Stehplätze anzubieten hatte.
Antolini gastierte zum zweiten Mal beim Projekt „A Tribute to Oscar Peterson“, das auf Initiative von Clubchef Manfred Rehm ins Leben gerufen wurde. Oscar Peterson hat für den Jazzclub eine besondere Bedeutung. War er es doch, der den Bösendorfer-Flügel fürs Birdland aussuchte, auf dem mittlerweile Hunderte von unvergesslichen Konzerten zelebriert wurden und was am Freitag in besonderer Weise an diese schöne Geschichte erinnerte. Die Besetzung entspricht genau dem Ensemble, mit dem der 2007 im Alter von 82 Jahren verstorbene kanadische „Piano-Halbgott“das letzte Mal in Deutschland auftrat. Den Part des Oscar Peterson übernahm Olaf Polziehn. Man könnte keinen geeigneteren Pianisten für diese Rolle finden, denn Polziehn flaniert mit der gleichen Leichtigkeit und Unbeschwertheit über die 88 Tasten wie das große Vorbild. An der Gitarre saß souverän agierend der Regensburger Helmut Kagerer und hinter dem Kontrabass stand der Mann mit den unglaublich flinken Fingern, Davide Petrocca. Das Konzert war natürlich keine Kopie von Oscar Petersons Musik, sondern eine durchwegs beachtenswerte Hommage – à la Charly Antolini – an einen großen Zeitgenossen und eine Art Gipfeltreffen gern gehörter Musiker, die man getrost zum lebenden Tonkünstler-Inventar des Birdland Jazzclub zählen darf.