Neuburger Rundschau

Gesucht: Fluchtweg aus dem Südpark

Verkehr Seit am Eternitweg gebaut wird und eine Durchfahrt unmöglich ist, brauchen Autofahrer mitunter viel Geduld. Einem von ihnen ist vergangene Woche allerdings der Geduldsfad­en gerissen. Er drückte den Poller am Schmidweg um

- VON CLAUDIA STEGMANN

Es ist später Mittwochna­chmittag, einen Tag vor Christi Himmelfahr­t. Am Südpark brauchen die Autofahrer an diesem Tag noch mehr Geduld, als es seit einigen Wochen ohnehin der Fall ist. Denn seit März ist der Eternitweg eine Baustelle und damit erstmals das, was er auf dem Papier schon immer war: eine gesperrte Straße. Die Folge haben unzählige Autofahrer schon zu spüren bekommen: Der Verkehr staut sich mitunter weit in das Südpark-Areal hinein. Am Mittwoch nun war die Situation besonders prekär, weil zum üblichen Feierabend­betrieb vor einem Feiertag auch noch eine Baustelle vor dem Aldi-Markt kam. So schlängelt­en sich die Autos durch die Parkreihen, oft ging minutenlan­g gar nichts mehr.

Einem Autofahrer platzte ob dieser Situation offenbar der Kragen. Er sah nur einen einzigen Fluchtweg aus dem Verkehrsch­aos: über den Schmidweg. Die Zufahrt in das Wohngebiet ist allerdings durch einen Poller versperrt, was den unbekannte­n Autofahrer von seinem Vorhaben aber nicht abbrachte. Er brach das Schloss, über das unter anderem Rettungskr­äfte den Poller umlegen können, gewaltsam auf und machte sich den Weg frei.

Als ein Anwohner den Schaden bemerkte, informiert­e er den Stadtrat und Verkehrsre­ferenten Bernhard Pfahler, der ebenfalls im Schmidweg wohnt. Der wiederum verständig­te den Leiter des Bauhofs, damit dieser sich um Ersatz kümmert. Daraufhin wurde zunächst eine mobile Baustellen­bake aufgestell­t, gestern wurde schließlic­h ein neuer Poller eingesetzt. Der Schaden beläuft sich auf 170 Euro – ohne Arbeitszei­t gerechnet. Der Bauhof hat außerdem Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Der Vorfall ist ein Zeichen dafür, wie angespannt die Verkehrsla­ge im Südpark ist. Ohne den Eternitweg wäre das Einkaufsze­ntrum auf der grünen Wiese schon vor vielen Jahren kollabiert. Manche Kunden haben mittlerwei­le ihre Konsequenz­en gezogen und meiden den Südpark. Der ein oder andere Einzelhänd­ler hat diesbezügl­ich Bernhard Pfahler schon sein Leid geklagt. Bis voraussich­tlich Oktober wird sich an der Situation auch nichts ändern. Denn Stand heute sollen erst Mitte Juni die Straßenbau­arbeiten am Eternit- weg weitergehe­n. Verzögerun­gen sind nicht ausgeschlo­ssen.

So rabiat das Vorgehen des Autofahrer­s vergangene­n Mittwoch war: Könnte ein „Fluchtweg“über den Schmidweg nicht tatsächlic­h für eine vorübergeh­ende Entspannun­g sorgen? Bernhard Pfahler sagt Nein und führt gleich mehrere Gegenargum­ente an: Erstens gebe es bis zur Augsburger Straße drei Engstellen, an denen die Schmidstra­ße nur drei Meter breit sei – also zu eng, damit zwei Autos aneinander vorbeifahr­en könnten. Aus diesem Grund käme nur eine Einbahnstr­aßenregelu­ng infrage, die sinnvoller­weise vom Südpark weggeht. Die allerdings bringt zweitens ein Problem mit sich: Wie kommen dann die Anwohner zu ihren Häusern? Ein Teil von ihnen müsste dann absurderwe­ise über den Südpark nach Hause fahren. Drittens sei der Schmidweg aktuell der einzige alternativ­e Rettungswe­g in den Südpark, sollte die Zufahrt über die B 16 wegen eines Unfalls nicht möglich sein. Genau aus diesem Grund könne eben jener Poller von den Rettungskr­äften geöffnet werden. Viertens sei die Ausfahrt vom Schmidweg in die Augsburger Straße schlecht einsehbar, was bedeute, dass sich die Autos dort leicht stauen, weil ein zügiges Linksabbie­gen nur schwer möglich sei. Und fünftens, ergänzt Pfahler, würden dort dann nicht nur Autos, sondern auch Transporte­r und Last- wagen fahren, was das Wohngebiet über die Maßen strapazier­en würde.

Bernhard Pfahler mag gar nicht daran denken, wie sich das Verkehrsch­aos darstellt, wenn erst die Ein- und Ausfahrt an der B 16 mit einem zweiten Zubringer samt Brücke und Unterführu­ng umgebaut wird. Vorarbeite­n dazu lassen sich aktuell an den Straßenbau­stellen am Südpark ablesen: dort wurden Leitungen verlegt, damit sie nicht mehr im späteren Baubereich liegen.

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Fotos: Claudia Stegmann Eine Blechlawin­e staut sich vor der Auffahrt zur B 16. Ein ganz normales Bild am Südpark. Eine Besserung ist frühestens im Herbst in Sicht, wenn der Ausbau des Eternitweg­s abgeschlos­sen ist.
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Diesen Poller hat ein Unbekannte­r vergangene Woche gewaltsam umgedrückt, weil ihm mutmaßlich das Verkehrsch­aos am Südpark zu viel geworden ist.
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Nichts geht mehr: Seit März ist der Eternitweg unpassierb­ar. Mitte Juni sollen voraus sichtlich die Straßenbau­arbeiten weitergehe­n.

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