Ein Höhepunkt zum Abschied
In dieser Zusammensetzung wird die Percussion-Combo „Two plus Two“wohl nie mehr zu hören sein
Es gibt viele Worte, mit denen man Two plus Two beschreiben kann: energiegeladen, außergewöhnlich, faszinierend. Eines wird es auf den Konzerten der Percussion-Combo sicherlich nie: langweilig. Sprichwörtlich mit Pauken und Trompeten haben die vier Musiker, die zum letzten Mal in dieser Form gemeinsam auf der Bühne standen, am vergangenen Freitag und Samstag ihren Abschied gegeben und dabei das Publikum im Neuburger Stadttheater begeistert.
Dabei ließen es Dominik Bockelt, Daniel Degmayr, Christoph Hoffmann und Andreas Stemmer zunächst ruhig angehen. Ruhig im relativen Sinne, denn natürlich ist das Schlagzeug nicht gerade für seine leisen Töne bekannt. In Coldplays Hymne „Viva la Vida“kitzelten sie aber die sanfteren Seiten der Perkussion heraus, das Marimbafon drang mit seinen perlenden Klängen eindrucksvoll durch den Wirbel der anderen Schlaginstrumente.
Ganz analytisch wurde es in „Oye Como Va“, dem südamerikanischen Gitarren-Klassiker von Carlos Santana. Mithilfe eines Loopers baute das Quartett den Song nach und nach auf. Dabei werden die Spuren der einzelnen Instrumente wie Cowbell, Gurke, Claves und Triangel individuell eingespielt und das Gerät legt diese dann in ständiger Wiederholung übereinander, wobei ein immer voller werdender Klang entsteht und die einzelnen Rhyth- men kaum noch heraus zu hören sind. Auf diese Latin-PercussionSpur setzten sie dann die Melodie an Drums und Schlagzeug.
Aber wie oben erwähnt, geht es bei den Auftritten von Two plus Two ja nicht nur um das musikalische Können, sondern auch um die Showeinlagen und Einfälle, die man so zuvor eben noch nicht gesehen hat. Mit bunten Klangröhren, wie man sie aus dem Kindergarten oder der Schule kennt, klopfen sie da etwa fröhlich im Schwarzlicht ein eigenes Arrangement aus Säbeltanz und Sirtaki. Die wilden Übergänge im Stück mischen sich mit den bunten Lichtschlieren, die auf der Bühne durch die Luft wirbeln.
Großartig ist auch das „Trio per Uno“. Die „eine“stellt sich dabei als große Pauke heraus, um die allerlei anderes Schlagwerk, Schüsseln und Metallgegenstände herum gruppiert sind und, an die sich Dreiviertel des Ensembles von verschiedenen Seiten stellen. Gleichzeitig filmt eine Kamera Bockelt, Hoffmann und Stemmer von oben und der Zuhörer kann jede Bewegung der Drumsticks und jede Erschütterung der riesigen Membran mitverfolgen. Ganz große, nicht nur musikalische, sondern auch visuelle Kunst.
Nach dieser Leistung nahmen sich die vier eine kleine Pause und ließen vorerst das Publikum weiter machen. Im Videospiel „Guitar Hero“spielt normalerweise ein Spieler mit seinen Fingern eine Melodie, die ihm über verschiedenfarbige Punkte auf dem Bildschirm vorgegeben wird. An diesem Abend wurden die Finger kurzerhand durch verschiedene Teile des Publikums ersetzt, die im Rhythmus zu „Sweet Home Alabama“stampften, klatschten und schnipsten und die bei dieser Aufgabe sichtlich der Ehrgeiz packte.
Zum großen Finale setzte Two plus Two noch einen drauf. Während im Hintergrund ein Stummfilm im Stile Charlie Chaplins mit herrlichem Slapstick lief, der eine “typische Probe“der Combo zeigte, spielten die vier Musiker live die Filmmusik dazu. Das Aufploppen von Bügelverschlüssen, das Klirren von Flaschen beim Anstoßen, Emotionen, Bewegungen, alles wurde von ihnen musikalisch kommentiert und sorgte für Begeisterungsrufe und Standing Ovations.