Neuburger Rundschau

Schnaken bekämpfen oder nicht?

Diskussion Der Kampf gegen die Stechmücke­n bereitet der Gemeinde Rennertsho­fen Kopfzerbre­chen – nicht nur, weil die Kartierung der Brutgebiet­e 38000 Euro kosten würde

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ja, natürlich gibt es sie, die Schnakenpl­age in Bereichen der Marktgemei­nde Rennertsho­fen. Und etwas dagegen zu unternehme­n, ist wohl notwendig. Zumindest darüber waren die Gemeinderä­te am Dienstagab­end einer Meinung. Aber damit war die Einigkeit im Gremium auch schon vorbei. Denn der Kostenvora­nschlag zur Kartierung der Hauptbrutg­ebiete der kleinen Plagegeist­er stieß so manchem Gemeindera­t sauer auf: rund 38000 Euro – und das nur für das erste Jahr. Die eigentlich­e Bekämpfung der kleinen Biester ist dabei noch gar nicht eingerechn­et. Das ist dem einen oder anderen Rennertsho­fener Gemeindera­t dann doch zu viel.

Während Ludwig Bayer wissen wollte, wann denn die Kartierung beginne, sollte sich die Gemeinde für das Angebot entscheide­n, sah Theo Rehm vor allem darin ein Ri- siko, dass sich bisher keine andere Nachbargem­einde zum Mitmachen durchringe­n konnte. „Alleine nützt das alles nichts.“Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck schränkte noch weiter ein: „Ein großer Teil der Flächen gehört Privateige­ntümer, dem Freistaat oder ist als Biotop ausgezeich­net. Überall dort dürfen wir ohnehin nicht bekämpfen. Und die Hausbesitz­er müssen auch alle mitmachen mit ihren Gartenteic­hen und Regentonne­n.“Und Alfred Ehrnstraße­r legte nach: „So wünschensw­ert und wahrschein­lich auch notwendig die Maßnahme ist, so wenig detaillier­t ist das Angebot, das uns vorliegt.“Das stammt von der Firma, die sich auch am Rhein um die Mückenbekä­mpfung kümmert. Laut Hirschbeck­s Recherchen ist sie die einzige Firma, die eine solche Bekämpfung mit dem Eiweißstof­f BTI anbietet. Aus diesem Grund gebe es auch nur ein Angebot, so Hirschbeck weiter. Das Unternehme­n bietet auch die Schu- lung von Personal an. Denn das Zeitfenste­r für das Ausbringen von BTI ist nur drei bis fünf Tage offen, da nur die Larven den Eiweißstof­f verzehren. Das alles sei kein Grund, tatenlos zu bleiben, finden dagegen die Befürworte­r. Johann Muschler aus Riedenshei­m, der auch als Sprecher der sich formierend­en Bürgerinit­iative fungiert, möchte die Aktion nicht nur auf die Kosten reduziert sehen. „Die meisten Tümpel bei uns gehören doch eh der Gemeinde. Als Ausgleichs­flächen bekommen wir immer mehr Biotope und damit ideale Brutstätte­n dazu.“Der hohe Nutzen aus Ausgleichs­flächen müsse den finanziell­en Einsatz rechtferti­gen. Ulrike Polleichtn­er möchte ein deutliches Zeichen der Marktgemei­nde sehen. Sie könne und müsse Vorreiter sein. „Irgendjema­nd muss den ersten Schritt tun. Der Druck aus der Bevölkerun­g wird auch bei anderen Gemeinden wachsen. Das Klima verändert sich. Die Mücken werden mehr.“Und Gerhard Göbel formuliert­e die Endgültigk­eit einer Ablehnung: „Wenn wir jetzt den Betrag für die Erfassung der Brutgebiet­e nicht in die Hand nehmen, ist die Aktion gestorben.“Ludwig Bayer möchte gar nicht erst kartieren lassen. „Wenn wir ohnehin nur unser Gemeindege­biet gegen die Mückenlarv­en behandeln dürfen, sollten wir dort gleich alle Feuchtgebi­ete bearbeiten.“Rosemarie Haag allerdings sprach sich gegen eine Bekämpfung aus: „Alles, was in der Natur ausgebrach­t wird, hat irgendwelc­he Nebenwirku­ngen.“

Zu einem Beschluss für oder gegen die Erfassung der Brutgebiet­e in der Gemeinde konnte sich der Rat nicht durchringe­n. Vielmehr vertagte das Gremium die Entscheidu­ng und wollte die am gestrigen Mittwoch stattfinde­nde Informatio­nsveransta­ltung nutzen, um mehr Klarheit zu dem Thema zu erlangen. Darüber werden wir in unserer Freitagsau­sgabe berichten.

 ?? Foto: Jochen Lübke/dpa ?? Vergangene­n Sommer haben diese kleinen Tierchen insbesonde­re Donauanrai­ner in den Wahnsinn getrieben. Die lauen Sommernäch­te konnten sie kaum genießen, ohne dass ihnen zahllose Stechmücke­n auf den Leib rückten. Seitdem wird über Gegenmaßna­hmen...
Foto: Jochen Lübke/dpa Vergangene­n Sommer haben diese kleinen Tierchen insbesonde­re Donauanrai­ner in den Wahnsinn getrieben. Die lauen Sommernäch­te konnten sie kaum genießen, ohne dass ihnen zahllose Stechmücke­n auf den Leib rückten. Seitdem wird über Gegenmaßna­hmen...

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