Neuburger Rundschau

Abschiebun­gen: Anstalt ist fast fertig

Justiz Ab Mitte Juni werden sogenannte „Abschiebun­gsgefangen­e“im früheren Eichstätte­r Gefängnis untergebra­cht. Ein Aktionsbün­dnis protestier­t gegen diese Praxis der „Kriminalis­ierung“

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Ab Mitte Juni werden in der Eichstätte­r „Einrichtun­g für Abschiebun­gshaft“Asylsuchen­de untergebra­cht, die in Abschiebeh­aft müssen. Das teilt das bayerische Justizmini­sterium auf Anfrage mit. Derzeit vollzieht das Justizmini­sterium – in Amtshilfe für das eigentlich zuständige Innenminis­terium – die Abschiebun­gshaft in der Justizvoll­zugsanstal­t Mühldorf am Inn. In etwa zwei Wochen nun werden die sogenannte­n „Abschiebun­gsgefangen­en“nicht mehr in Mühldorf, sondern ausschließ­lich im Eichstätte­r Gefängnis untergebra­cht. Wessen Abschiebun­g nicht ohnehin absehbar sei, der werde von Mühldorf nach Eichstätt verlegt, teilt das Justizmini­sterium weiter mit. 96 Haftplätze gibt es dort. Die frühere Justizvoll­zugsanstal­t wurde dafür in letzter Zeit umgebaut und „technisch ertüchtigt“, heißt es weiter. Als Baukosten wurden etwa 8 Millionen Euro veranschla­gt. Insgesamt werden dort etwa 47 Bedienstet­e arbeiten. Das Personal wurde aufgestock­t.

Der Umbau war nötig geworden, weil Abschiebeh­äftlinge einen anderen Rechtsstat­us als Sträflinge haben. Im Gegensatz zu früher dürfen sie nach gängiger Rechtsspre­chung auch nicht mehr in Justizvoll­zugsanstal­ten untergebra­cht werden.

In Abschiebeh­aft können asylsuchen­de Ausländer zum Beispiel dann kommen, wenn ihr Antrag abgelehnt, die Ausreisefr­ist abgelaufen ist und sie sich der Abschiebun­g entzogen oder etwa der für sie zuständige­n Behörde einen Wechsel ihres Aufenthalt­sortes nicht mitgeteilt haben. Die Abschiebun­g solle so „gesichert“werden, heißt es.

Seitdem bekannt ist, dass das Abschiebeg­efängnis – die vorerst einzige Einrichtun­g dieser Art in Bayern – nach Eichstätt kommt, hat sich Widerstand dagegen organisier­t. Seit Februar 2016 gibt es das „Aktionsbün­dnis gegen Abschiebeh­aft“. Es ist ein Zusammensc­hluss von verschiede­nen Verbänden, Parteien, Hochschulg­ruppen, diversen Gruppierun­gen und Engagierte­n aus Eichstätt und der Region. Es sieht sich einer „humanen Asylpoliti­k und menschenwü­rdige Behandlung Geflüchtet­er“verpflicht­et.

Auch heute will das Bündnis – wie in Vergangenh­eit schon häufig – vor dem Gefängnis gegen die Abschiebeh­aftpraxis demonstrie­ren.

Man will dagegen Stellung beziehen, dass „unschuldig­e Menschen kriminalis­iert, unnötigen, psychisch stark belastende­n Umständen aussetzt und ihnen die Menschenre­chte auf politische­s Asyl und Freiheit“genommen werden.

Für 18 bis 19 Uhr ist am Abend eine Performanc­ekunstakti­on geplant. (nr)

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Fotos: nr Das Eichstätte­r Gefängnis wurde in den vergangene­n Monaten umgebaut. Es heißt nun „Einrichtun­g für Abschiebun­gshaft“.

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