Blick auf den roten Planeten
Astronomie Im Rieskratermuseum wurde gestern Abend eine neue Ausstellung eröffnet. Sie zeigt Bilder vom Mars – und liefert einen neuen Blick auf den fernen Nachbarn
Sie werkeln seit Wochen an „ihrer“Sonderausstellung, hängen Bilder und Schautafeln auf, konzipieren und installieren Slideshows und versuchen, das Phänomen Mars möglichst verständlich darzustellen: Professor Dr. Stefan Hölzl, die stellvertretende Museumsleiterin, Diplom-Geologin Gisela Pösges, die Diplom-Biologin Karin Heck und Techniker Roland Schumacher haben mit „Mars Express, Europas Blick auf unseren roten Nachbarn“eine spannende Rundschau auf alles Bekannte geschaffen, das die 2003 gestartete europäische Raummission der ESA bisher an Rätseln über den erdähnlichsten Planeten in unserem Sonnensystem gelöst hat.
Der Mars ist von der Sonne aus gesehen der vierte Planet im Sonnensystem und in einer Entfernung von rund 56 Millionen Kilometer (erdnächster Punkt) und 401 Millio- Kilometer (erdfernster Punkt) unser äußerer Nachbar. Diese scheinbare Nähe (nur zur Verdeutlichung: Das Licht braucht 15 Minuten, um den Mars zu erreichen) machen den Mars zum derzeit beliebtesten Forschungsobjekt in der Erforschung des Sonnensystems. Unter anderem mit dem Ziel, nach Spuren von Wasser und Leben auf dem Mars zu suchen.
Schon lange vor Beginn des Raumfahrtzeitalters fand der Planet Eingang in die Mythologien vieler Hochkulturen und war Grundlage sowohl altertümlichen als auch modernen Aberglaubens. Sein auffallendes, unheilvoll rötliches Leuchten am Nachthimmel brachte dem „Roten Planeten“den Namen des römischen Kriegsgottes Mars ein. Im 19. Jahrhundert bildeten vermeintliche Linienstrukturen auf der Planetenoberfläche (später als optische Täuschungen identifiziert) die Grundlage für die Vorstellungen von intelligenten Marsbewohnern beziehungsweise Marsmenschen. „Von dieser Vorstellung hat sich die Wissenschaft schon lange verabschiedet“, sagt Hölzl. Dennoch sei es wichtig, dem Tunnelblick auf das Universum von der Erde aus zu entgehen. Er will mit dieser Ausstellung zeigen, dass es „woanders eben anders zugeht, aber mit den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie auf der Erde“. Und es geht bei solchen Expeditionen darum, mehr über uns zu erfahren, „den Blick weiten“, wie er hinzufügt.
Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin, entstanden ist, will er auf der einen Seite mit einem gewissen Unterhaltungswert versehen wissen, auf der anderen Seite auch als Bildungsauftrag, als Teil der Rieser Standortkultur. Haben wir doch mit kosmischen Ereignissen ganz nahe liegende „Erfahrungen“.
Die Schau liefert einen völlig neunen en Blick auf den Mars, nicht zuletzt wegen der überraschenden Dimensionen, die sich mithilfe der hochauflösenden Stereokamera, die seit 2003 den Mars „abtastet“, ergeben. Die Kamera hat eine solche Genauigkeit, dass sie „sogar einen VWKäfer, wenn es dort einen gäbe, gut sichtbar machen würde“, sagt Karin Heck.
Aber natürlich wurde nicht nach Oldtimern gesucht, sondern ein auf 3D-Bilddaten basiertes, globales topografisches Kartenwerk des Mars geschaffen. Plus spektakuläre Aufnahmen unseres Nachbarplaneten gemacht, die sich mithilfe von 3D-Brillen umso eindrücklicher bestaunen lassen. Sogar original Marsgestein und ein riesiger Marsglobus sind zu sehen.
In einer Ausstellung, die im besten Sinne „sehenswert“ist. Sie dauert vom 2. Juni bis zum 4. März 2018. I