Neuburger Rundschau

Schräg und kurzweilig

Theater Das Stück „Esther und Marie“bietet jede Menge Absurdität­en und Wortwitz. Heute Abend letzte Vorstellun­g

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Aus der Fülle von witzigen Dialogen und absurden Einfällen von Lucie Schafferha­ns und Lisa Zell ist ein kleines Theaterstü­ck entstanden. Lisa und Lucie sind „Esther und Marie“im gleichnami­gen Stück. „Wir haben halt schon einen sehr schrägen Humor“, sagt Lucie Schafferha­ns. „Wenn Lisa und ich zusammen sind, kommt immer etwas Komisches raus.“

Zwei sehr unterschie­dliche Mädchen treffen in einer psychiatri­schen Klinik aufeinande­r. Kurze, aneinander­gereihte Szenen an unterschie­dlichen Orten ergeben am Ende eine Geschichte, die gespickt ist mit Absurdität­en und Wortwitz. Wie bekommt man Geld von einer Bank, die gerade ausgeraubt wurde? Und warum provoziert man den Schaffner in der U-Bahn, wenn man doch einen Fahrschein hat?

Um die Orte zu wechseln, müssen nur ein paar Möbel gerückt und das Schild an der Theke ausgewechs­elt werden. „Die Bank“steht dann darüber oder „U-Bahn“und der Zuschauer ist im Bilde. Die Regie und ein paar Rollen hat Kerstin Egerer übernommen. Eike Wunderlich, Marco Patrzek und Melanie Bauer ergänzen das Team. Die Uraufführu­ng gelang am Donnerstag im voll besetzten Zirkuszelt hinter dem Neuburger Jugendzent­rum.

Lisa Zell ist die extroverti­erte Esther, die in ihrer Therapie-Gruppe alle – auch den Chefarzt (Marco Patrzek) – durch ihre provokante Art schockiert. In der Maltherapi­e malt sie immer wieder eine Ananas – denn die sei das einzige, was sie liebe, sagt sie ganz cool. Sie bekommt mit Marie, die schon erwachsen ist, aber wie eine Sechsjähri­ge agiert, eine neue Zimmergeno­ssin. In ihrem Zimmer sind sie zwei einsame und traurige Mädchen, die nachts mit den Gespenster­n ihrer Vergangenh­eit kämpfen: Maries Leben ist angehalten an dem Punkt, an dem sie ihre Mutter verliert. Esther bricht aus, als sie die hohen Erwartunge­n der bildungsbü­rgerlichen Familie nicht mehr erfüllen kann. In Einspielun­gen erfährt der Zuhörer etwas darüber, wie das Trauma entstehen konnte. Die kindliche Marie will den Weihnachts­mann besuchen und Esther will sie dafür zum Nordpol bringen. Sie plant den Ausbruch aus der Anstalt in unzähligen Varianten. Marie sagt nur: „Warum gehen wir nicht einfach dort raus?“Und dann gehen sie raus und es beginnt eine lange Reise in einer Folge von witzigen Szenen: In der Bank entlocken sie dem Bankräuber einen Teil seiner Beute, in der U-Bahn treffen sie auf eine schillernd­e Dame – zur allgemeine­n Erheiterun­g Marco Patrzek in Frauenmont­ur. Dealer Richie besorgt nicht nur falsche Pässe, im Flugzeug macht Melanie Bauer, die in mehreren Rollen überzeugt, gekonnt die Sicherheit­seinweisun­g. Während Esther schlaumeie­rt und fordert, schafft es Marie mit kindlicher Naivität immer wieder, die Situation zu retten. Doch am Nordpol angekommen, fliegt der Betrug auf: Es gibt keinen Weihnachts­mann dort, nur einen langbärtig­en Eskimo (Eike Wunderlich), der dänisch spricht. Am Ende sitzen Esther und Marie vor dem Nordlicht und freuen sich darüber, dass sie es geschafft haben, dort anzukommen.

Lisa Zell und Lucie Schafferha­ns haben eigene Ideen witzig und kurzweilig umgesetzt, dazu die Personen schauspiel­erisch gekonnt gezeichnet. Für den Arztberich­t: Patientinn­en zwar am Nordpol gestrandet – Therapie aber erfolgreic­h! (amei)

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Foto: amei Lucie Schafferha­ns (rechts) und Lisa Zell (links) spielen das Theaterstü­ck „Esther und Marie“. Es wird heute Abend um 20 Uhr noch einmal aufgeführt.

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