Pöttmes plant den nächsten Kindergarten
Gemeinderat Nach dem „Klapperstorch“in Pöttmes soll nun ein Waldkindergarten in Handzell folgen. Es wäre erst der dritte dieser Art im Wittelsbacher Land. Doch nicht alle Mitglieder des Gemeinderats sind damit einverstanden
Das Spielen in und mit der Natur ist das Prinzip eines Waldkindergartens. Das ganze Jahr verbringen die Kinder im Freien. Auch im Markt Pöttmes soll es künftig ein solches Betreuungsmodell geben. Mit deutlicher Mehrheit von 20:1 sprach sich der Gemeinderat für die Planung eines Waldkindergartens aus. Unter anderem die geringen Kosten gaben den Ausschlag. Die Gegenstimme kam von Sissi VeitWiedemann (CSU).
Der Impuls für den Waldkindergarten kam von einer Elterninitiative, bestehend aus 18 Eltern aus dem Kernort Pöttmes und aus dem Ortsteil Handzell. Sie wünschen sich für ihren Nachwuchs eine Alternative zum bestehenden Angebot. Davon versprechen sie sich zahlreiche Vorteile: Der Besuch eines Waldkindergartens stärke nicht nur das Immunsystem, sondern fördere auch die Kreativität und Fantasie, erklärten Ruth Schäfer und Sarah Streber. Die beiden Mütter stellten als Vertreterinnen der Initiative das geplante Betreuungsmodell vor.
Anders als herkömmliche Betreuungseinrichtungen setzen Waldkindergärten auf Beschäftigung ausschließlich mit Naturmaterialien. Auch die Motorik und die Kommunikationsfähigkeit würden durch die Bewegung im Freien und die selbst geschaffenen Spielsituationen besser gefördert. Da Schäfer und Streber selbst vom Fach sind, kennen sie die Vorteile von Waldkindergärten aus eigener Erfahrung. Hauskindergärten seien keinesfalls schlechter, unterstrichen sie. Aber eine Alternative dazu sei von vielen Eltern gewünscht und würde Pöttmes noch familienfreundlicher machen.
Begleitet wurden Schäfer und Streber von der Waldpädagogin Sandra Zerle, die bereits in Donauwörth und Rain einen Waldkindergarten gegründet hat. Zerle signalisierte, dass sie den Pöttmesern bei der Planung helfen würde. Derzeit werden im Wittelsbacher Land nur in Blumenthal (Aichach), Kühbach und Friedberg Waldkindergärten betrieben, so Zerle. Und das, obwohl die Nachfrage zunehme.
Bürgermeister Franz Schindele (Bürgerblock) schätzte die Kosten dafür, den Waldkindergarten zu errichten, auf 30000 bis 50000 Euro. Außerdem sei ein Schutzraum erforderlich, der bei Unwetter einen Zufluchtsort biete. Dieser ist bereits gefunden: Im Handzeller Kinder- haus könnte der Waldkindergarten im Notfall unterkommen. Schindele betonte, die Verwaltung habe vor der Sitzung das Gespräch mit den bestehenden Einrichtungen gesucht. Dabei sei das Vorhaben nicht nur begrüßt, sondern gleich eine Kooperation angeboten worden: Das Kinderhaus Wurzelkinder in Handzell würde die Verwaltungsarbeiten für den Waldkindergarten übernehmen. Ein Grundstück bei Handzell sei als Standort im Gespräch. Ehe mit der Planung begonnen werden kann, müsse das Landratsamt grünes Licht für die sechste Betreuungseinrichtung im Markt Pöttmes geben und eine Betriebserlaubnis erteilen, erklärte Schindele.
Thomas Huber, Dritter Bürger- meister und Fraktionssprecher des Bürgerblocks, war begeistert von dem Konzept. Er bedauere es, dass er selbst keine kleinen Kinder habe, die einen solchen Kindergarten besuchen könnten, sagte er. Auch wegen der geringen Kosten solle die Marktgemeinde das Projekt vorantreiben. Es sei lediglich ein Bauwagen als Unterschlupf bei schlechtem Wetter notwendig. Kindergartenreferentin Bärbel Pawel (Bürgerblock) nannte den Waldkindergarten „eine wertvolle Ergänzung zum bereits bestehenden Angebot“. Skeptisch hingegen betrachtete die Zweite Bürgermeisterin Sissi VeitWiedemann (CSU) das Vorhaben. Es sei zu früh, um schon wieder einen Kindergarten zu planen.
Erst im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde im Hauruck-Verfahren den Kindergarten Klapperstorch für 2,5 Millionen Euro im neuen Pöttmeser Baugebiet hochgezogen. Vor der Abstimmung im Februar 2016 über den Bau war es zwischen Schindele und Veit-Wiedemann zu einer heftigen Auseinandersetzung im Marktgemeinderat gekommen: Die Zweite Bürgermeisterin kritisierte damals den Zeitdruck und den Standort des Klapperstorchs und warf Schindele Versäumnisse vor. Sie plädierte dafür, das Vorhaben aufzuschieben, stimmte am Ende aber nach längerem Zögern doch für den Bau.
Zum nun geplanten Waldkindergarten sagte sie am Dienstag, man wisse noch nicht, wie nachhaltig der Babyboom sei und wie lange der hohe Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen anhalten werde. Insgesamt verfügt der Markt derzeit über fünf Kinderbetreuungseinrichtungen, in denen 29 Krippen-, 202 Kindergartenund 90 Hortkinder untergebracht werden können. Aktuellen Hochrechnungen zufolge würden nach Angaben der Gemeinde im nächsten Jahr elf und in zwei Jahren 15 Betreuungsplätze fehlen.
Auch das Prinzip des Waldkindergartens schien die Zweite Bürgermeisterin nicht zu überzeugen. Sie sagte, stattdessen sollten Eltern lieber ermutigt werden, mit ihren Kindern einen Waldspaziergang zu unternehmen. (mit nsi)