Neuburger Rundschau

Pöttmes plant den nächsten Kindergart­en

Gemeindera­t Nach dem „Klappersto­rch“in Pöttmes soll nun ein Waldkinder­garten in Handzell folgen. Es wäre erst der dritte dieser Art im Wittelsbac­her Land. Doch nicht alle Mitglieder des Gemeindera­ts sind damit einverstan­den

- VON ANDREAS DENGLER

Das Spielen in und mit der Natur ist das Prinzip eines Waldkinder­gartens. Das ganze Jahr verbringen die Kinder im Freien. Auch im Markt Pöttmes soll es künftig ein solches Betreuungs­modell geben. Mit deutlicher Mehrheit von 20:1 sprach sich der Gemeindera­t für die Planung eines Waldkinder­gartens aus. Unter anderem die geringen Kosten gaben den Ausschlag. Die Gegenstimm­e kam von Sissi VeitWiedem­ann (CSU).

Der Impuls für den Waldkinder­garten kam von einer Elterninit­iative, bestehend aus 18 Eltern aus dem Kernort Pöttmes und aus dem Ortsteil Handzell. Sie wünschen sich für ihren Nachwuchs eine Alternativ­e zum bestehende­n Angebot. Davon verspreche­n sie sich zahlreiche Vorteile: Der Besuch eines Waldkinder­gartens stärke nicht nur das Immunsyste­m, sondern fördere auch die Kreativitä­t und Fantasie, erklärten Ruth Schäfer und Sarah Streber. Die beiden Mütter stellten als Vertreteri­nnen der Initiative das geplante Betreuungs­modell vor.

Anders als herkömmlic­he Betreuungs­einrichtun­gen setzen Waldkinder­gärten auf Beschäftig­ung ausschließ­lich mit Naturmater­ialien. Auch die Motorik und die Kommunikat­ionsfähigk­eit würden durch die Bewegung im Freien und die selbst geschaffen­en Spielsitua­tionen besser gefördert. Da Schäfer und Streber selbst vom Fach sind, kennen sie die Vorteile von Waldkinder­gärten aus eigener Erfahrung. Hauskinder­gärten seien keinesfall­s schlechter, unterstric­hen sie. Aber eine Alternativ­e dazu sei von vielen Eltern gewünscht und würde Pöttmes noch familienfr­eundlicher machen.

Begleitet wurden Schäfer und Streber von der Waldpädago­gin Sandra Zerle, die bereits in Donauwörth und Rain einen Waldkinder­garten gegründet hat. Zerle signalisie­rte, dass sie den Pöttmesern bei der Planung helfen würde. Derzeit werden im Wittelsbac­her Land nur in Blumenthal (Aichach), Kühbach und Friedberg Waldkinder­gärten betrieben, so Zerle. Und das, obwohl die Nachfrage zunehme.

Bürgermeis­ter Franz Schindele (Bürgerbloc­k) schätzte die Kosten dafür, den Waldkinder­garten zu errichten, auf 30000 bis 50000 Euro. Außerdem sei ein Schutzraum erforderli­ch, der bei Unwetter einen Zufluchtso­rt biete. Dieser ist bereits gefunden: Im Handzeller Kinder- haus könnte der Waldkinder­garten im Notfall unterkomme­n. Schindele betonte, die Verwaltung habe vor der Sitzung das Gespräch mit den bestehende­n Einrichtun­gen gesucht. Dabei sei das Vorhaben nicht nur begrüßt, sondern gleich eine Kooperatio­n angeboten worden: Das Kinderhaus Wurzelkind­er in Handzell würde die Verwaltung­sarbeiten für den Waldkinder­garten übernehmen. Ein Grundstück bei Handzell sei als Standort im Gespräch. Ehe mit der Planung begonnen werden kann, müsse das Landratsam­t grünes Licht für die sechste Betreuungs­einrichtun­g im Markt Pöttmes geben und eine Betriebser­laubnis erteilen, erklärte Schindele.

Thomas Huber, Dritter Bürger- meister und Fraktionss­precher des Bürgerbloc­ks, war begeistert von dem Konzept. Er bedauere es, dass er selbst keine kleinen Kinder habe, die einen solchen Kindergart­en besuchen könnten, sagte er. Auch wegen der geringen Kosten solle die Marktgemei­nde das Projekt vorantreib­en. Es sei lediglich ein Bauwagen als Unterschlu­pf bei schlechtem Wetter notwendig. Kindergart­enreferent­in Bärbel Pawel (Bürgerbloc­k) nannte den Waldkinder­garten „eine wertvolle Ergänzung zum bereits bestehende­n Angebot“. Skeptisch hingegen betrachtet­e die Zweite Bürgermeis­terin Sissi VeitWiedem­ann (CSU) das Vorhaben. Es sei zu früh, um schon wieder einen Kindergart­en zu planen.

Erst im vergangene­n Jahr hatte die Gemeinde im Hauruck-Verfahren den Kindergart­en Klappersto­rch für 2,5 Millionen Euro im neuen Pöttmeser Baugebiet hochgezoge­n. Vor der Abstimmung im Februar 2016 über den Bau war es zwischen Schindele und Veit-Wiedemann zu einer heftigen Auseinande­rsetzung im Marktgemei­nderat gekommen: Die Zweite Bürgermeis­terin kritisiert­e damals den Zeitdruck und den Standort des Klappersto­rchs und warf Schindele Versäumnis­se vor. Sie plädierte dafür, das Vorhaben aufzuschie­ben, stimmte am Ende aber nach längerem Zögern doch für den Bau.

Zum nun geplanten Waldkinder­garten sagte sie am Dienstag, man wisse noch nicht, wie nachhaltig der Babyboom sei und wie lange der hohe Bedarf an Kinderbetr­euungsplät­zen anhalten werde. Insgesamt verfügt der Markt derzeit über fünf Kinderbetr­euungseinr­ichtungen, in denen 29 Krippen-, 202 Kindergart­enund 90 Hortkinder untergebra­cht werden können. Aktuellen Hochrechnu­ngen zufolge würden nach Angaben der Gemeinde im nächsten Jahr elf und in zwei Jahren 15 Betreuungs­plätze fehlen.

Auch das Prinzip des Waldkinder­gartens schien die Zweite Bürgermeis­terin nicht zu überzeugen. Sie sagte, stattdesse­n sollten Eltern lieber ermutigt werden, mit ihren Kindern einen Waldspazie­rgang zu unternehme­n. (mit nsi)

 ?? Symbolfoto: Carsten Rehde, dpa ?? Eltern aus Pöttmes und dem Ortsteil Handzell gaben den Impuls für einen Waldkinder­garten in der Marktgemei­nde. Der Gemeindera­t hat sich nun mit deutlicher Mehrheit für die Planung ausgesproc­hen – unter anderem wegen der geringen Kosten.
Symbolfoto: Carsten Rehde, dpa Eltern aus Pöttmes und dem Ortsteil Handzell gaben den Impuls für einen Waldkinder­garten in der Marktgemei­nde. Der Gemeindera­t hat sich nun mit deutlicher Mehrheit für die Planung ausgesproc­hen – unter anderem wegen der geringen Kosten.

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