Allgäu: Philosophie auf der Höhe der Zeit
Von 21. bis 25. Juni findet in Oberstdorf/Kleinwalsertal das erste Philosophiefestival unter dem Motto „Philosophieren im Tal und auf der Höh“statt. Die Leitfrage der neuen Veranstaltungsreihe „Wie wollen wir zusammen leben?“ist heute aktueller denn je. Im Rahmen von Seminaren, Vorträgen, Impulsreferaten und Diskussionen wird das Kernthema in entspannter Atmosphäre diskutiert. Das Festival will das philosophische Denken aus dem Elfenbeinturm der Universitäten in die Realität holen und so neue Horizonte eröffnen. Veranstaltet wird das erste Philosophiefestival in den Allgäuer Alpen Oberstdorf / Kleinwalsertal von dem jüngst dafür gegründeten Verein Philosophie in den Allgäuer Alpen e.V., der seinen Sitz in Kempten im Allgäu hat. (li) »info www.philosophie allgaeueralpen.com Es ist schon kurios. Hier, im vermutlich einzigen Speiseeismuseum der Welt, wo sich alles um die tiefgekühlten Bollen im Hörnchen dreht, taucht ein Wort allzu selten auf: Eis. Auch Maéva Noël verwendet es nur ungern. Dabei redet sie beim fast einstündigem Gang durch den ganz in Weiß gehaltenen, lichtdurchfluteten Raum von kaum etwas Anderem.
Maéva hat schnell gelernt. Vor einigen Monaten ist die 24-jährige Französin mit den blonden Haaren und dem Dauerlächeln nach Italien gezogen. Vier Wochen lang ließ sie sich im Zentrum der italienischen Eis-Welt, an der Gelato-Universität bei Bologna zur Eismacherin ausbilden. Die Firma Carpigiani, die das Institut und das Museum betreibt, rühmt sich damit, weltweit die meisten Eismaschinen herzustellen. Auch deshalb sieht sie sich als Wächterin über das hausgemachte italienische Eis.
Hier also lernte Maéva, dass Eis nicht gleich Eis sei. Und dass man das hausgemachte Milcheis, das von Italien aus die ganze Welt eroberte,
Die Eis Erfinder? Waren die Italiener, klar. Oder?
besser nicht Eis nennen sollte, sondern: Gelato. Damit wollen die Carpigiani-Eismacher ihre Leckerei vor allem vom Industrieeis aus der Tiefkühltruhe abgrenzen, das viel mehr Fett, Farbstoffen und Zucker enthalte. Das mag engstirnig klingen. Doch Maéva hält sich daran. Die Italiener müssen es schließlich wissen. Sie waren ja die Erfinder des Eises. Oder nicht?
Maéva beginnt die Reise durch die Geschichte des Speiseeises nicht im Land der Spaghetti und Pizzen, sondern im Reich der Pharaonen. Die hätten schon vor fast 5000 Jahren Eis gegessen, erzählt die Französin und zeigt mit ihrem Zeigefinger auf die erste Info-Tafel. Demnach wurden damals bei Banketten nicht nur gebratene Wachteln und Tauben aufgetischt, sondern auch zwei silberne Kelche. Der eine war mit Schnee gefüllt, der andere mit einer Mischung aus Wein und Honig. Auch die Herrscher Mesopotamiens im heutigen Irak ließen sich 1200 vor Christus gefrorenes Wasser von den Bergen und Gletschern holen. Der Schnee wurde in Kühlkellern mit Wein und Honig aromatisiert und den Mächtigen als kühle Erfrischung serviert. Wer will, kann darin den Ursprung der Eisherstellung sehen. So cremig wie ein Gelato hat das Gemisch aber sicherlich nicht ausgesehen. Eher dürfte es den heutigen Sorbets geähnelt haben.
Doch zurück zu Bella Italia, ins mittelalterliche Sizilien. Die Mittelmeerinsel war schon damals im Sommer ein Glutofen. Um sich dennoch mit Eis zu erfrischen, buddelten die Einwohner ab dem 11. Jahrhundert hoch oben auf dem Apennin bis zu drei Meter tiefe Gruben. Diese füllten sich im Winter reich-
lich mit Schnee. Wenn die Sizilianer das Eis im Sommer benötigten, kamen sie mit Pickeln und Schaufeln, meißelten sich 120 bis 150 Kilogramm schwere Blöcke aus den Eisvorräten, wickelten sie in Laub und Tücher ein und brachten sie auf dem Rücken von Maultieren zum Markt.
Sizilien war im Mittelalter ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen und Religionen: Christen und Muslime, Staufer, Normannen und Araber. Letztere brachten die Kunst der Sorbet-Herstellung auf die Insel. Von dort breitete sich das moderne Eis aus. Über Florenz, wo sich das erste Rezept entnehmen lässt, das auch Eier und Sahne für die Eisherstellung verwendet hat, bis an den französischen Hof. Caterina de’ Medici soll bei ihrer Ankunft in Paris im 16. Jahrhundert eine cremige Köstlichkeit aus ihrer florentinischen Heimat mitgebracht haben.