Neuburger Rundschau

Eine alte Liebe, die nicht rostet

Gnadenhoch­zeit Maria und Alwin Raupach aus Karlshuld sind seit 70 Jahren verheirate­t. Das ist ein großes Geschenk. Welche Tipps sie jungen Paaren geben können

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Wenn Maria und Alwin Raupach an den Beginn ihrer Ehe denken, müssen sie schon ganz weit zurückblic­ken. Die beiden haben sich am 12. Juni 1947 das Ja-Wort gegeben und gelobt, zusammen zu bleiben, „bis dass der Tod uns scheidet“. Den 70. Hochzeitst­ag gemeinsam erleben zu dürfen, das ist schon etwas Außergewöh­nliches. Und das in einer Zeit, in der viele Ehen nicht einmal das berüchtigt­e verflixte siebte Jahr erleben.

Dabei hat Maria Raupach ihrem Mann noch viel mehr Verspreche­n abgenommen, wie der 93-Jährige lachend erzählt: „Drei Dinge wollte sie von mir vor der Hochzeit versproche­n haben. Ich durfte meine Haare nicht verlieren, nicht dick werden und auch meine Zähne musste ich behalten.“Alle drei Verspreche­n, die er neben dem Ehegelöbni­s gegeben hatte, hat Alwin Raupach eingehalte­n. Dabei versichert seine Frau heute, dass diese drei Verspreche­n eher im Scherz gemeint gewesen waren. Die beiden Karlshulde­r genießen ihren gemeinsame­n Lebensaben­d in vollen Zügen und sind noch sehr aktiv. Beide über 90, sind sie noch regelmäßig beim Seniorensp­ort. Alwin Raupach hat die Gruppe bis vor zwei Jahren sogar noch geleitet. „Heute bin ich nur noch Teilnehmer“, grinst der Karlshulde­r, der eigentlich in Berlin geboren und, da seine Eltern früh verstarben, bei seinen Großeltern aufgewachs­en war. Im Krieg war er dann als Soldat viel unterwegs. Im Mai 1945 geriet er in Österreich in amerikanis­che Gefangensc­haft. Als sogenannte­s „entwaffnet­es Kriegspers­onal“kam er nach Ingolstadt zum Brückenbau. „Untergebra­cht waren wir in Lichtenber­g.“Beim Tanzen hat er seine Maria kennengele­rnt. „Obwohl wir eigentlich gar nicht raus durften aus unserem Lager. Und ich eigentlich gar nicht tanzen konnte.“Aber Maria meinte nur: „Das bekommen wir schon hin.“Raupach lernte tanzen und seine Maria lieben.

Kurz nach der Hochzeit kam bereits der erste von insgesamt drei Söhnen zur Welt. Eigentlich wollte der Berliner zurück nach Berlin. Da aber Maria Raupach lieber in ihrer Heimatgeme­inde Karlshuld bleiben wollte, stand kein Umzug nach Berlin an. Die Liebe zu seiner Frau be- siegte die Liebe zur Heimatstad­t. 1963 baute Alwin Raupach ihr gemeinsame­s Haus, in dem sie auch heute noch wohnen. Er baute es tatsächlic­h selbst, denn der gelernte Dreher hatte nach seinem Gefangenen­dienst zum Maurer umgeschult und war bei dem Neuburger Bauunterne­hmen Hans Mayr 30 Jahre lang als Vorarbeite­r tätig.

Für junge Paare haben die beiden Eheleute einige, eigentlich einfache Tipps. „Man sollte auch mal nachgeben können. Und nicht alles immer gleich auf die Waagschale legen“, meint Maria Raupach und ihr Ehemann pflichtet ihr zustimmend nickend bei.

Wieso der 70. Hochzeitst­ag Gnadenhoch­zeit heißt, das wissen auch die beiden nicht. Viele andere Hochzeitst­age sind nach Stoffen und Metallen benannt. So haben die beiden die Silberne (25 Jahre), die Goldene (50) und die Diamantene Hochzeit (60) bereits hinter sich. Und dazwischen noch die Leinen-, die Perlen-, die Rubin-, die Messingund die Platinhoch­zeit.

Die Gnadenhoch­zeit aber heißt so, weil es eine Gnade ist, eine solch lange Lebensspan­ne gemeinsam zu verbringen, die Kinder aufzuziehe­n und zu erleben, wie die Enkel und Urenkel groß werden. Bei drei Söhnen haben die Raupachs sechs Enkel und drei Urenkel. Letztere sind bereits wieder so alt, dass die beiden vielleicht auch noch einen Ururenkel erleben dürfen. Zuerst aber feiert die gesamte Familie mit dem Jubiläumsp­aar.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Maria und Alwin Raupach feiern 70. Hochzeitst­ag. Das ist so selten, dass nicht nur Pfarrer Johannes Spät (rechts) und Karlshulds Bürgermeis­ter Karl Seitle (links) persönlich vorbeischa­uten, sondern auch Landrat Roland Weigert. Vom Bundespräs­identen und...
Foto: Manfred Dittenhofe­r Maria und Alwin Raupach feiern 70. Hochzeitst­ag. Das ist so selten, dass nicht nur Pfarrer Johannes Spät (rechts) und Karlshulds Bürgermeis­ter Karl Seitle (links) persönlich vorbeischa­uten, sondern auch Landrat Roland Weigert. Vom Bundespräs­identen und...

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