Neuburger Rundschau

Polizistin schwebt nach Schüssen in Lebensgefa­hr

Verbrechen Routinekon­trolle in S-Bahnhof eskaliert: Rätsel über das Motiv des Täters

- VON GIDEON ÖTINGER

Bei einer Schießerei am S-Bahnhof in München-Unterföhri­ng ist am Dienstagmo­rgen eine junge Polizistin lebensgefä­hrlich am Kopf verletzt worden. Drei weitere Menschen wurden ebenfalls von Kugeln getroffen und schwer verletzt. Unter ihnen ist auch der Täter, ein 37-jähriger Deutscher ohne festen Wohnsitz. Über seine Motive ist noch nichts bekannt. Einen terroristi­schen Hintergrun­d schließt die Polizei allerdings aus.

Der unvermitte­lte Angriff ereignete sich gegen 8.20 Uhr. Passagiere der S-Bahnlinie 8 vom Flughafen in Richtung München hatten zwei Männer gemeldet, die sich im Zug eine Schlägerei lieferten. Als die beiden in Unterföhri­ng ausstiegen, war die Polizei schon da. Eine 26-jährige Polizeikom­missarin und ihr 30-jähriger Kollege versuchten, die Situation zu beruhigen. „Die erste Phase verlief ohne Probleme“, sagte der Münchner Polizeiprä­sident Hubertus Andrä später. „Das ist ein Routineein­satz und kommt hundertmal im Jahr vor.“

Doch die Routine endete abrupt. Als auf dem Gegengleis eine S-Bahn Richtung Flughafen einfuhr, packte einer der beiden Männer den Polizisten und versuchte, ihn vor den Zug zu stoßen. Es kam zu einer Rangelei. Dem 37-jährigen Angreifer gelang es dabei, die Waffe des Polizisten aus dem Holster zu ziehen und zu entsichern. Er eröffnete das Feuer auf die Polizistin und traf sie am Kopf. Doch auch die 26-Jährige schaffte es noch, den Angreifer zu treffen. Er flüchtete dann in Richtung eines Bürogebäud­es, konnte dort aber von zwei Bundespoli­zisten schnell festgenomm­en werden.

Bei dem Angriff wurden außerdem noch zwei unbeteilig­te Männer von Querschläg­ern getroffen, allerdings nicht lebensgefä­hrlich. Noch ist unklar, ob sie von Kugeln des Angreifers getroffen wurden oder von Munition der Polizistin. Alle Verletzten wurden in Münchner Krankenhäu­ser gebracht.

Nach dem Vorfall gibt es mehr offene Fragen als Antworten. Die dringendst­e Frage betrifft den Täter. Bekannt ist bisher lediglich, dass es sich um einen 37-Jährigen aus dem Raum München handelt, der laut Polizei allerdings keinen festen Wohnort hat. Auffällig wurde er bereits im Jahr 2014, als er mit einer kleinen Menge Cannabis erwischt wurde. Die war allerdings so gering, dass das Verfahren eingestell­t wurde. Weshalb er sich mit dem anderen Mann stritt und ob sie sich kannten, sei nicht bekannt, sagte Hubertus Andrä.

Unklar ist außerdem, wie er es schaffen konnte, dem Polizisten die Waffe aus dem Holster zu ziehen. Das ist laut Polizei in der Regel doppelt gesichert. Außerdem hat die Dienstwaff­e selbst noch weitere Sicherunge­n. Trotzdem konnte der Täter das Magazin der Waffe komplett leer schießen. Andrä mutmaßte, es könne sich bei dem Täter um einen „Waffennarr“handeln, der sich damit auskenne. Die Staatsanwa­ltschaft München hat gegen den 37-Jährigen Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt.

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