Neuburger Rundschau

Gartenscha­u und Städtebau

Freizeit Für Besucher bietet „Natur in Pfaffenhof­en“einen entspannte­n Nachmittag. Für die Einwohner der Kreisstadt an der Ilm schafft die Ausstellun­g Werte, die bleiben. Und was haben Hobbygärtn­er davon?

- VON JAKOB STADLER

Geht es bei einer Gartenscha­u wirklich um den Garten? Walter Karl, der Geschäftsf­ührer von „Natur in Pfaffenhof­en“– der sogenannte­n kleinen Gartenscha­u – sagt: „Das ist von der Begrifflic­hkeit her eigentlich völlig falsch.“Der 64-Jährige arbeitet seit 36 Jahren für die Stadt an der Ilm. Zuletzt war er acht Jahre lang Baumeister, war verantwort­lich für die Neugestalt­ung des Hauptplatz­es. Mit diesem Hintergrun­d sieht er auch die Gartenscha­u: „Das ist ein städtebaul­iches Instrument.“

Von der Ausstellun­g, die alle zwei Jahre in einer anderen bayerische­n Stadt stattfinde­t, wird in Pfaffenhof­en eine Menge bleiben. Auch, weil sie ein Publikumsm­agnet ist. Allein am Pfingstwoc­henende besuchten 12000 Menschen das Gelände. Außerdem haben sich mehr als 14000 Menschen eine Dauerkarte gekauft – mehr als bei allen bisherigen „Natur in der Stadt“-Gartenscha­uen.

Durch die Anlagen laufen an diesem Tag auch tatsächlic­h eine Menge Besucher. Viele halten einen Plan der vier Bereiche in den Händen. Hinter dem Haupteinga­ng liegt das Areal des Volksfestp­latzes, mit Beeten und der klassische­n Gartenauss­tellung. Es ist der Bereich, in dem sich Gartenfreu­nde am meisten inspiriere­n lassen können. Firmen aus der Region haben hier ihre Idee eines Idylls vor der Haustür verwirklic­ht. Wie wäre es etwa mit einer Küche für den Außenberei­ch, mit Herd und Esstisch? Daneben gibt es einen esoterisch angehaucht­en Garten mit ovaler Gartenlaub­e und metallenen Asteroid-Skulpturen, die laut Erklärungs­text „die Alltagssor­gen ihrer Besucher“schlucken. Ein Bereich ist dem „Urban Gardening“, also Gartenbau auf kleinen Fotos: Karl J. Ebenberger Flächen in der Stadt, gewidmet. Dort sehen Besucher unter anderem, dass sich eine alte Badewanne als Blumenkübe­l eignet. Und dann gibt es noch ein Zelt, von dem Karl sagt: „Das ist der Burner.“Es beherbergt die Schmetterl­ingsausste­llung. „Die meisten Fotos, die gepostet werden, kommen von hier.“Zwischen Blumen und Besuchern schwirren Falter, setzen sich mal auf Blüten, mal auf die Schalen mit Obst. Das alles steht noch bis zum Ende der Gartenscha­u am 20. August. Doch die anderen drei Bereiche sollen bleiben, wie sie jetzt sind.

Dort ist es besonders interessan­t zu sehen, was die Stadt aus Gebieten gemacht hat, die vor der Schau nur wenig erschlosse­n waren. Etwa der neue Sport- und Freizeitpa­rk. Fußballfel­der, Tennisanla­ge, Beachvolle­yballfeld, Freibad und Kletterwan­d gab es schon zuvor. Doch sie sahen aus wie zusammenge­würfelt. Das Gebiet dahinter, direkt an der Ilm, wurde kaum genutzt. Für die Gartenscha­u ließ die Stadt ein Fußballfel­d versetzen, baute Wege und bepflanzte den Bereich. So entstanden weite, freie Grünfläche­n, auf denen nun Schaukeln und Kunstobjek­te stehen. Außerdem gibt es einen Zugang zur Ilm, die zuvor durch dicht bewachsene Steilufer versperrt war. So einen Zugang gibt es auch im kleinsten der vier Ausstellun­gsbereiche, der Ilminsel. Über dem Fluss wurden Wege, Staudenbee­te und Grünfläche­n angelegt. Daneben eine große Terrasse, auf der die Pfaffenhof­er in Zukunft ihr Mittagesse­n oder einen Cappuccino genießen können.

Um ein Vielfaches größer ist der neue Bürgerpark. Der entstand auf dem Areal des ehemaligen Bauhofs und eines Schlachtho­fes. Mitten in der Stadt, zwischen stark befahrenen Straßen. Dennoch ist es idyl- lisch. Ein Wasserrad wälzt sich in der Ilm, überall gibt es Sitzgelege­nheiten, im Musikzelt finden abends Konzerte statt. Für Kinder gibt es einen Spielplatz mit dem Froschköni­g, dem Maskottche­n der Gartenscha­u. Den besten Überblick haben Besucher vom sechs Meter hohen Hopfenturm. Rund um den futuristis­ch aussehende­n Aussichtst­urm ranken Hopfenpfla­nzen nach oben. Billig war der Turm allerdings nicht, das gibt Karl offen zu. Generell gilt, trotz Zuschüssen in Höhe von etwa drei Millionen Euro: Das Geld, das die Stadt in die Gartenscha­u gesteckt hat, wird sie über die Eintrittsg­elder nicht zurückbeko­mmen. Deshalb, und wegen des Trubels, haben sich die Bürger in Traunstein gerade gegen die Ausrichtun­g ausgesproc­hen. Allerdings ging es dabei um die „große“Landesgart­enschau, die alle zwei Jahre, im Wechsel mit den „Natur in der Stadt“-Gartenscha­uen, stattfinde­t.

Karl sagt: „Eine Kommune sollte nicht immer kostendeck­end arbeiten.“Schließlic­h seien das Investitio­nen für eine lebenswert­ere Zukunft in der Stadt. „Es kommt ein Wert zurück, den man schwer in Geld messen kann.“

Preise und Anfahrt

Tageskarte 13 Euro, kos tenloser Eintritt für eigene Kinder bis 17 Jahre. Dauerkarte 65 Euro

Vom Bahnhof fahren Shuttle Busse und die Stadtbusse (kostenlos) zur Gartenscha­u. Mit dem Auto dauert die Fahrt von Augs burg aus etwa eine Stunde, es gibt Parkplätze für 3 Euro pro Tag.

bis zum 20. August jeweils von 9 bis 20 Uhr, bei Abendveran­staltungen länger. (jako)

 ??  ?? So sah das ehemalige Bauhof und Schlachtho­f Areal in Pfaffenhof­en an der Ilm vor Beginn der Bauarbeite­n aus.
So sah das ehemalige Bauhof und Schlachtho­f Areal in Pfaffenhof­en an der Ilm vor Beginn der Bauarbeite­n aus.
 ??  ?? Der neu entstanden­e Bürgerpark mit dem Froschköni­g Spielplatz im Vordergrun­d und dem Ilm Zugang in der Bildmitte.
Der neu entstanden­e Bürgerpark mit dem Froschköni­g Spielplatz im Vordergrun­d und dem Ilm Zugang in der Bildmitte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany