Neuburger Rundschau

Warnungen von Gewicht

Margaret Atwood Friedenspr­eis für die kanadische Schriftste­llerin

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Die kanadische Schriftste­llerin Margaret Atwood erhält den diesjährig­en Friedenspr­eis des Deutschen Buchhandel­s. Die 77-Jährige gehöre zu den bedeutends­ten Erzählerin­nen unserer Zeit und beweise in ihrem Werk „immer wieder ihr politische­s Gespür und ihre Hellhörigk­eit für gefährlich­e unterschwe­llige Entwicklun­gen und Strömungen“, begründete der Börsenvere­in des Buchhandel­s am Dienstag die renommiert­e Auszeichnu­ng.

Atwood, deren Bücher in mehr als 30 Sprachen erschienen sind, gilt als erfolgreic­hste Autorin Kanadas. Sie hat Romane, Kurzgeschi­chten, Essays, Theaterstü­cke, Drehbücher und Kinderbüch­er geschriebe­n. Darin setzt sich Atwood, die sich auch als Umweltakti­vistin und passionier­te Vogelschüt­zerin einen Namen gemacht hat, intensiv mit gesellscha­ftspolitis­chen Fragen auseinande­r. „Humanität, Gerechtigk­eitsstrebe­n und Toleranz prägen die Haltung Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsei­n und tiefer Menschenke­nntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und Sorgen für uns so sprachgewa­ltig wie literarisc­h eindringli­ch formuliert“, würdigte der Dachverban­d der deutschen Buchbranch­e die vielfach ausgezeich­nete Autorin weiter.

„Indem sie menschlich­e Widersprüc­hlichkeite­n genau beobachtet, zeigt sie, wie leicht vermeintli­che Normalität ins Unmenschli­che kippen kann.“Einer großen Öffentlich­keit bekannt wurde Atwood 1985 mit ihrem utopischen Roman „Der Report der Magd“. Darin beschreibt sie in der Tradition George Orwells eine totalitäre Gesellscha­ft, in der Frauen als Gebärmasch­inen benutzt und unterdrück­t werden.

In ihrer Endzeit-Trilogie „Oryx und Crake“(2003), „Das Jahr der Flut“(2009) und „Die Geschichte von Zeb“(2013) entwirft sie angesichts der ökologisch­en Probleme weltweit eine postapokal­yptische Welt. Mit der internatio­nalen Finanzkris­e hat sich Atwood in ihrem Essay „Payback. Schulden und die Schattense­iten des Wohlstands“(2008) beschäftig­t. Auf Deutsch erschienen 2017 ihre Romane „Hexensaat“und „Das Herz kommt zuletzt“. Gemeinsam mit ihrem Schriftste­llerkolleg­en Salman Rushdie führt Atwood seit Mai eine Kampagne des Schriftste­llerverban­ds Pen Internatio­nal an, die verfolgten und von Zensur bedrohten Autoren größere Aufmerksam­keit geben will.

Der mit 25000 Euro dotierte Friedenspr­eis geht laut Statut an Persönlich­keiten, „die in hervorrage­ndem Maße vornehmlic­h durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenscha­ft und Kunst zur Verwirklic­hung des Friedensge­dankens beigetrage­n“haben. Die Auszeichnu­ng wird zum Abschluss der Frankfurte­r Buchmesse am 15. Oktober in der Paulskirch­e verliehen.

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Margaret Atwood

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