Neuburger Rundschau

Ein gefährlich­es Spiel

- VON FLORIAN EISELE florian.eisele@augsburger allgemeine.de

Jahrelang befanden sich die Fußball-Fans in Deutschlan­d in einer komfortabl­en Position: Wer sich die Spiele der Champions League ansehen wollte, wurde von den öffentlich-rechtliche­n Sendern beliefert. Richtig kostenlos ist zwar dieses Angebot noch nie gewesen, schließlic­h erheben ARD und ZDF Rundfunkge­bühren in Höhe von 17,50 Euro pro Haushalt. Ab Sommer 2018 gilt jedoch: Wer die Königsklas­se sehen will, muss zahlen.

Das ist in Spanien, Italien oder England schon längst Normalität. Dort wird mit deutlich höheren Summen hantiert: Alleine in Großbritan­nien schloss die Uefa jüngst einen Rekord-Vertrag ab. 1,38 Milliarden Euro zahlt BT Sports für drei Spielzeite­n. Zum Vergleich: Etwa 50 Millionen Euro hat das ZDF pro Saison bislang für seine Übertragun­gsrechte gezahlt. Bei 70 Millionen stieg der Sender diesmal offenbar im Bieterwett­streit aus.

Das ist richtig so – schließlic­h muss mit dem Geld der Gebührenza­hler verantwort­ungsvoll umgegangen werden. Das Milliarden­geschäft Profi-Fußball weiter zu beschleuni­gen, gehört nicht zu den Aufgaben eines staatliche­n Senders. Die gestrige Entscheidu­ng passt aber in ein Gesamtbild: Schon die Übertragun­gsrechte an Olympia verschwand­en zuletzt ins PayTV. Selbst Sky-Kunden bekommen nicht mehr alles zu sehen:

Einige Spiele der Champions League werden exklusiv bei DAZN gezeigt, die Freitagspa­rtien der Bundesliga überträgt ab Sommer der Sender Eurosport. Es ist ein gefährlich­es Spiel: Wenn der Fußball zum Luxusgut wird – verliert er dann etwas von seiner Anziehungs­kraft? Sponsoren missfällt es jedenfalls, wenn sie nicht mehr im Free-TV zu sehen sind.

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