Neuburger Rundschau

Achtung, die Knochenbre­cher sind da

- VON RICHARD MAYR kino@augsburger allgemeine.de

Es gibt Film-Genres, die kann man sich nicht made in Germany vorstellen: Superhelde­nfilme, Science-Fiction-Spektakel oder Martial-Arts-Filme, wobei KungFu-Filme so viel schöner klänge, aber eben nur auf eine und nicht auf alle Spielarten der Kampfkunst hinweist. Die Martial-Arts-Filme sind eine Zwitterfor­m, auf der einen Seite sind sie Actionfilm­e, die Gewalt in den Mittelpunk­t rücken. Dann ähneln die Kampf-Choreograf­ien aber auch dem Tanz. Allein die Titel haben etwas morbid Poetisches: „Die 36 Kammern des Shaolin“, „Der Mann mit der Todeskrall­e“, „Die Schlange im Schatten des Adlers“, „Todesgrüße aus Shanghai“, „Sie nannten ihn Knochenbre­cher“.

Eine deutsche Verbeugung vor den Martial-Arts-Filmen gibt es in „Kebab Connection“des Regisseurs Anno Saul aus dem Jahr 2005. Klar, die deutsche Produktion ist in erster Linie eine gelungene Komödie mit einer bezaubernd­en Nora Tschirner, aber Ibo (Denis Moschitto), ihr Freund, träumt davon, den ersten deutschen Kung-FuFilm zu drehen. Bei ihm reicht es nur zu ziemlich skurrilen KungFu-Werbefilme­n für den DönerLaden seines Onkels.

Einen Schritt weiter gehen Ufuk Genç und Michael Popescu, sie haben mit „Plan B – Scheiß auf Plan A“vergangene Woche tatsächlic­h einen deutschen Martial-Arts-Film in die Kinos gebracht. Und ja – ein filmisches Meisterwer­k, wie es Ang Lee mit „Tiger & Dragon“gelungen ist, ist der Film nicht geworden. Die Handlung ist eines saftigen Genre-Films würdig, der Kampfszene A mit Kampfchore­ografie B durch ein paar Kalauer verknüpft. Trotzdem ist filmisch Neuland erobert werden. Und wer weiß, vielleicht traut sich ja demnächst auch jemand, mit diesen Mitteln eine richtige Geschichte zu erzählen.

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