Das historische Herz Ingolstadts
Gießereigelände Auf der Großbaustelle arbeiten Archäologen und Bauarbeiter Hand in Hand. Aktuell liegt alles im Zeitplan. Und das, obwohl gerade besonders die Statiker gefordert sind
Während an einer Stelle Grabungstechniker mit Schaufel und Kelle Artefakte freilegen, arbeiten direkt daneben Baufachleute am Fundament der alten Gießerei. Wo Ende 2019 das Museum für Konkrete Kunst und Design die Pforten öffnen wird, arbeiten Archäologen und Bauarbeiter fast schon Hand in Hand. Am Mittwoch durften Pressevertreter einen Blick hinter den Bauzaun werfen.
„Wir sind bisher voll im Zeitplan. Wo die Grabungen etwas zutage fördern, arbeiten die Archäologen. Wo sie fertig sind, wird bereits am Fundament gearbeitet.“Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel sieht die Baustelle am Gießereigelände eingebettet in ein größeres Ganzes. „Mit den drei Projekten alte Gießerei, Kavalier Dallwigk und ältestes Stadttor Ingolstadts arbeiten wir nachhaltig an der Identität der Stadt Ingolstadt und fördern damit auch den Tourismus in der Stadt.“Kulturreferent Gabriel Engert erläuterte das Konzept: „Wir hoffen, eine sehr belebte öffentliche Fläche zu schaffen, die im Untergeschoss das Museum beherbergt und im Erdgeschoss – und damit in der alten Gießereihalle – die Kasse, den Museumsshop und die Gastronomie beheimatet.“Gerade für die Gastronomie soll frühzeitig ein Gastronom mit an Bord genommen werden, der seine Expertise in die Planungen einfließen lassen kann.
Vorher aber steht ein großes Stück kompliziertester Arbeit an, die Ingolstadts Baureferent Alexander Ring erklärte: „Da wir am Fundament eines bestehenden Gebäudes arbeiten, müssen wir graben und stabilisieren gleichzeitig.“Bis in Tiefen von viereinhalb Metern seien manche Stellen am Fundament bereits abgegraben. „Wir gehen allerdings bis zu 7,5 Meter tief.“Dafür müssen die Wände der alten Gieße- rei gesichert werden. Und auch die Baugrubenwände müssen mit speziellen Ankern abgestützt werden, was einen enormen Aufwand an der Außenseite des Gebäudes darstellt. Aber auch im Inneren wurden Abfangtragwerke eingebaut, damit die alten gusseisernen Säulen zur Renovierung entfernt werden können. Frisch restauriert werden sie dann wieder eingebaut.
Vorher aber geht es um die Sicherung der Geschichte der alten Gießerei. Denn neben dem Museum, das die Halle einmal beherbergen wird, soll das Gebäude selbst von seiner Geschichte erzählen können. Gerd Riedel vom Stadtmuseum begleitet die Grabungen. Er stellt sicher, dass die Funde verarbeitet und für spätere Präsentationen erhalten bleiben, denn: „Alles, was wir finden und nicht sichern, ist nachher weg.“Der technische Grabungsleiter Stefan Dembiski erläuterte bisherige Funde: eine Luftschutzanlage aus dem Zweiten Weltkrieg, in der eine Tabakdose, Biermarken und eine Krummsäbelscheide, wahrscheinlich aus dem Ersten Weltkrieg, gefunden wurden. Projektile und Beschläge aus den Zeiten davor. Diese Funde und Befunde sind wichtig für die Stadtgeschichte, denn gerade auf dem Gelände der alten Gießereihalle konzentriert sich die militärische wie auch industrielle Geschichte der Stadt. Dort wurden Kanonen gegossen und damit die Industrialisierung der Stadt durch das Militär eingeführt. In den ehemals militärisch genutzten Bauten konnte aber nach dem Krieg auch die heute etablierte Automobilindustrie Fuß fassen. Ein großes Stück Geschichte Ingolstadts wird ab 2019 eine neue Nutzung erfahren. „Wer das Museum besucht, wird auch diese Stadtgeschichte erfahren. Und wen diese Stadtgeschichte interessiert, der findet auch das Museum für Konkrete Kunst und Design“, freute sich Lösel auf die Eröffnung.