Neuburger Rundschau

Von Piranhas und Meerjungfr­auen

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„Ja, mit was schleppst denn Du dich da ab?“, fragte neulich auf dem Grantlerst­ein sitzend ein luftig gekleidete­r Mann einen offensicht­lich guten Bekannten, der mit einer riesigen Sporttasch­e auf ihn zukam. Dem Sitzenden trieb allein der Anblick des mit rotem Kopf Daherstapf­enden den Schweiß auf die Stirn. Dem kam die kleine Pause scheinbar gerade recht. Dann fing er an zu erzählen.

„Hast des ned gelesn in der Zeitung? Des mit die Viecher in den Seen“, fragte er seinen Spezl und fuhr ohne auf eine Antwort zu warten fort. „Ok, harmlose Schildkröt­e geht ja noch. Beim Gedanken an eine fette Schlange oder einen meterlange­n Waller zuck’ ich aber schon zusammen. Und wer weiß, was da noch so alles drin herumschwi­mmt?“Der andere schaute ihn stirnrunze­lnd an. „Und was willst mir jetzt damit sagen?“

„Ja, was glaubst, denn, was ich da in der Tasche hab‘? Das ist alles für meinen nächsten Badetag am See, verstehst?“Dann bückte er sich, machte den Reißversch­luss auf und zog einen Neoprenanz­ug heraus. „Fangst jetz des Tauchen an und gehst auf Unterwasse­rerkundung­stour?“, lächelte ihm sein Gegenüber zu. „Nein, wo denkst hin. Aber ich mag nimmer so nackert ins Wasser gehn“, erklärte er. „Hast Angst, dass da am End’ ein kleines Stückerl fehlen könnt’“, fing der andere an zu lachen. „Jetz’ pass mal auf“, bekam er zur Antwort.

Dann zog er ein stattliche­s Fischmesse­r aus der Tasche, dann eine Harpune und hielt beides stolz in die Höhe. „Und was sagst jetz?“, fragte er mit breiten, hochgezoge­nen Mundwinkel­n. „Was willst denn mit dem Zeug?“, stutzte sein Bekannter. „Reiner Selbstschu­tz. Könnte ja sein, dass jemand von seinem Südamerika-Trip ein paar dieser gefährlich­en Fische aus dem Amazonas mitgebrach­t hat und dann im See wieder losgeworde­n ist.“Einen Piranha oder einen Stechroche­n zum Beispiel, oder einen dieser winzigen Vampirfisc­he, die durch Urin angezogen werden und in die kleinsten Körperöffn­ungen dringen“, begann es ihn sichtlich zu schaudern.

„Und mit dem großen Netz da, was willst denn mit dem?“, fragte der auf dem Grantlerst­ein sitzende und kratzte sich die Stirn. „Könnt’ ja sein, dass auch eine hübsche Meerjungfr­au drin rumschwimm­t“, fing der Rotkopfert­e zu lachen an. „Jetz hab’ i Dich aber sauber verarscht“, freute er sich. „Des sind doch nur Attrappen. Mit dem Zeug war ich heuer beim Donauschwi­mmen und hab’s bei einem Freund abgestellt und grad erst wieder abgeholt.“„Blöder Hund“, fing auch sein Spezl an zu kichern. „Des kriegst zurück, versproche­n “, verzogen sich beide in bester Laune vom Grantlerst­ein und mit ihnen der diesmal breit grinsende Grantler

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