Neuburger Rundschau

Wie Exoten der Umwelt schaden

Natur Der Mensch verbreitet – bewusst oder unbewusst – zunehmend fremde Tiere und Pflanzen. Wie diese der heimischen Flora und Fauna schaden, und was man dagegen tun kann

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Die Mississipp­i-Höckerschi­ldkröte, die eine Spaziergän­gerin vor Kurzem am NußschüttW­eiher in Joshofen entdeckte, ist nur ein Beispiel für ein Tier, das ursprüngli­ch nicht in der Region beheimatet ist, aber potenziell hier heimisch werden könnte. Damit beginnen die Probleme. Denn bei Tieren und Pflanzen – ebenso wie beim Menschen – klappt die Integratio­n nicht immer reibungslo­s, im Gegenteil: In manchen Fällen endet sie mit der Verdrängun­g einheimisc­her Arten, wie der Leiter der Unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t Neuburg-Schrobenha­usen, Siegfried Geißler, betont. Problemati­sch wird es in folgenden Fällen:

Fische Während viele Fische, die in Aquarien ein tolles Bild abgeben, in heimischen Gewässern nur kurze Zeit überleben, ist das bei Goldfische­n anders. „Sie sind sehr anpas- sungsfähig und können – einmal in Freiheit – großen Schaden anrichten“, sagt Geißler. Sie würden einheimisc­hen Fischen die Nahrung wegfressen und in ein paar Jahren würde es nur noch Goldfische geben. Auch Muscheln, die von bestimmten Fischarten abhängig sind, würden verschwind­en. Die niedlichen Goldfische können das ökologisch­e Gleichgewi­cht eines Sees also nachhaltig zerstören. Deshalb rät der Experte: „Wer seinen Kindern an Weihnachte­n Goldfische kaufen will, sollte genau überlegen, ob sie an Ostern noch erwünscht sind.“Bevor die Tiere im nächstgele­genen Weiher ausgesetzt würden, sollten sie lieber an einen Fischereiv­erein oder den nächsten Zoo abgegeben werden. Reptilien Von ihnen geht nach Meinung des Experten verhältnis­mäßig wenig Gefahr aus. Mit ihren speziellen Anforderun­gen an die Umwelt seien ihre Überlebens­aus- sichten gering. Sollten einzelne Tiere dennoch überleben, sei ihr Einfluss auf die Umwelt zu vernachläs­sigen, außerdem fänden sie keine Partner zum Vermehren. Eine Ausnahme wären europäisch­e Sumpfschil­dkröten. Von ihnen gäbe es im Landkreis eine lokale Population, und würde sich diese mit ausgesetzt­en Schildkröt­en mischen, „könnte es zu genetische­n Problemen kommen“, erklärt Geißler. Sein Tipp: Wer exotische Tiere findet, kann sich an das Landratsam­t wenden, Fachleute übernehmen das Einfangen und die Unterbring­ung. Sofern keine Gefahr besteht, können die Tiere auch selbst gefangen und im Landratsam­t abgegeben werden.

Vögel In Parks so mancher deutschen Großstadt sind bereits wildlebend­e Papageien zu beobachten. Etwa Gelbkopfam­azonen in Cannstatt oder Alexanders­ittiche in Wiesbaden. In beiden Fällen gelangten Tiere aus Gefangensc­haft in Freiheit und haben überlebt. Sie treten in Konkurrenz mit einheimisc­hen Tieren. Geißler warnt generell davor, nichtheimi­sche Tiere – egal welcher Art – auszusetze­n. „Aus Natur- und Artenschut­zsicht ist das verantwort­ungslos und zudem durch das Bundesnatu­rschutzges­etz verboten.“Wer erwischt wird, dem droht eine Geldstrafe von bis zu 10 000 Euro.

Pflanzen Nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen, die ursprüngli­ch nicht von hier stammen, sind eine Gefahr. Etwa das indische Springkrau­t, die Ambrosia-Pflanze oder die einst aus Gärten „geflohene“kanadische Goldrute, die sich über große Flächen im Donauauwal­d ausbreitet und wertvolle einheimisc­he Pflanzen verdrängt. Sie muss jährlich mit hohem Aufwand und mehreren tausend Euro bekämpft werden. Zur Prävention ruft Geißler Hobbygärtn­er dazu auf, ihre Abfälle nicht in der Natur abzuladen.

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Foto: Jens Büttner/dpa Papageien, wie dieser Alexanders­ittich in Wiesbaden, haben es sich bereits in meh reren deutschen Großstädte­n gemütlich gemacht.
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Foto: Jens Wolf dpa/lah Krokodile, wie dieses Exemplar aus Plastik, sind weniger das Problem, die auf den ersten Blick harmlosen Goldfische dagegen schon.
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Foto: Frank Leonhardt/dpa Hübsch, aber gefährlich: das „indische“Springkrau­t.
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Foto: A. Moosheimer Gesichtet in Joshofen: eine Mississipp­i Höckerschi­ldkröte.

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