Der Abschied eines großen Mittelläufers
In der weltweiten Trauer um den Einheitskanzler und Staatsmann Helmut Kohl wäre fast in Vergessenheit geraten, dass auch der Fußball einen der Seinen verliert. Nicht irgendeinen, sondern einen der Letzten, die noch das alte Kunstwerk des Mittelläufers erlernt haben. Der Mittelläufer war eine Art Innenverteidiger der Dreierkette. Sein Arbeitsfeld war die vertikale „schottische Furche“, die er defensiv als Abräumer, offensiv als Gestalter beackerte. Schon damit wird klar: Er war Befehlsgeber und Strippenzieher. Kreuze keiner seine Furchen!
Große deutsche Vertreter waren der 54er-Held Werner Liebrich, der Vizeweltmeister von 1966, Willi Schulz, und – Helmut Kohl, ausgebildet bei Phönix Ludwigshafen. Kaum einer hat für das Leben so viel aus der Mittelläufer-Lehre gelernt wie er. Dass die Gattung damals am Aussterben war, konnten weder der Kanzler selbst noch die Bundeswehr oder ein Artenschutzprogramm verhindern. Auf den