Neuburger Rundschau

Eine Demo für Patienten

Aktion Pflegekräf­te kämpfen für mehr Personal an den Krankenhäu­sern. Denn im Alltag fehlt mehr und mehr Zeit für die Patienten – und auch die Angehörige­n

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ebro Günzü ist gerne Krankenpfl­egerin – eigentlich. Nach einem sozialen Jahr hat sie sich voller Überzeugun­g in die Ausbildung begeben. Und schnell gemerkt, dass sie sich einen stressigen Beruf ausgesucht hat. Aber egal. Sie will Menschen helfen. Was sie nun aber erlebt, bereitet der Krankenpfl­egerin auf der Internisti­schen Station am Eichstätte­r Krankenhau­s schlaflose Nächte. Nicht planbare Schichtwec­hsel und längere Arbeitstag­e. Die Aufgaben in der Krankenpfl­ege sind mannigfalt­ig, wie Günzü bei der Verdi-Kundgebung nach dem Demo-Zug vom Rathauspla­tz auf dem Ingolstädt­er Josef-StroblPlat­z erklärte. Als Teamdelegi­erte stellte sie den Arbeitstag einer Pflegefach­kraft vor: „Zu wenig Zeit für die Hilfe bei der Körperpfle­ge, beim Verteilen der Medikament­e, bei der Beobachtun­g der Patienten, beim Nachts sind zwei Fachkräfte für 36 Patienten zuständig. Dazu Dokumentat­ionen, Besprechun­gen, Entlassung­en, Neuaufnahm­en, Angehörige­ngespräche, Medikament­enerklärun­gen, Verlegungs­organisati­onen, Visiten, und und und.“Ingolstadt war nur ein Standort beim bayernweit­en Verdi-Aktionstag „Mehr von uns ist besser für alle“, an dem die Gewerkscha­ft für mehr Pflegepers­onal aufrief. Die Hauptkundg­ebung lief in Bamberg, wo der bayerische­n Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml über 50000 Unterschri­ften überreicht wurden. „Die Belastunge­n werden immer mehr und inzwischen geht es um die Würde des Menschen – und zwar die des Mitarbeite­rs genauso wie die des Patienten“, erklärte Verdi-Bezirksvor­sitzende Andrea Höpfner. Sie forderte gesetzlich­e Vorgaben für die Personalau­sstattung von Kliniken. „Und das nicht nur in Weiß, denn die Fachkräfte fehlen auch hinter den Kulissen.“Kathrin Weidenfeld­er, die im Landesfach­bereich von Verdi Ansprechpa­rtnerin für den Gesundheit­sund Sozialbere­ich ist, beklagte, dass die Gesundheit mehr und mehr zum Spekulatio­nsobjekt verkomme: „Privatbetr­eiber wie Fresenius haben die Richtlinie ausgegeben, dass ihre Häuser 15 Prozent Rendite machen müssen. Es gibt bereits Pläne, wie der Personalst­and gekürzt werden muss, um das zu erreichen.“Das gehe auf Kosten der Beschäftig­ten, der Patienten und auch der Bürger. „Im nächsten Wahlkampf darf keiner an diesem Thema vorbeikomm­en. Und sollten sich die Politiker dennoch zurücklehn­en, dann haben wir immer noch das Mittel des Tarifvertr­ags.“Bundesweit würden über 160 000 Fachkräfte im Bereich der Krankenhau­spflege fehlen, davon rund 21000 in Bayern, so Ariane Wolf, die für den Gesundheit­sbereich zuständige GeVerbände­wechseln. werkschaft­ssekretäri­n bei Verdi Ingolstadt. „Wir fordern die sofortige Einstellun­g von 20000 Pflegekräf­ten bundesweit. Außerdem fordern wir, dass die Länder endlich ihre Investitio­nsmittel erhöhen. In den deutschen Krankenhäu­sern herrscht ein Investitio­nsstau von rund 30 Milliarden Euro. Und wir fordern eine bedarfsger­echte Betriebsfi­nanzierung.“Gesundheit dürfe nicht dem Markt untergeord­net werden.

Bei der Diskussion bildeten die Lokalpolit­iker aller Parteien eine breite Front für eine Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen bei der Krankenhau­spflege. Bundestags­abgeordnet­e Eva Bulling-Schröter (Die Linke) will Privatisie­rung in diesem Bereich verbieten. Christian De Lapuente (SPD), wünschte sich, dass mehr Menschen für die Belange der Pflegekräf­te auf die Straße gehen. Und Angela Mayr (Freie Wähler) forderte, dass die Wertigkeit der Pflegeberu­fe steigen müsse.

 ??  ?? Der Verdi Aktionstag stand unter dem Motto „Mehr von uns ist besser für alle“und fand am Samstag in mehreren bayerische­n Städten statt.
Der Verdi Aktionstag stand unter dem Motto „Mehr von uns ist besser für alle“und fand am Samstag in mehreren bayerische­n Städten statt.
 ?? Fotos: Manfred Dittenhofe­r ?? Sie solidarisi­eren sich mit dem Pflegepers­onal der Krankenhäu­ser (von links): Chris tian Höbusch (Grünen Stadtrat), Angela Mayr (Kreisvorsi­tzende der Freien Wähler), Eva Bulling Schröter (Bundestags­abgeordnet­e der Linken), Professor Michael Wenzl vom...
Fotos: Manfred Dittenhofe­r Sie solidarisi­eren sich mit dem Pflegepers­onal der Krankenhäu­ser (von links): Chris tian Höbusch (Grünen Stadtrat), Angela Mayr (Kreisvorsi­tzende der Freien Wähler), Eva Bulling Schröter (Bundestags­abgeordnet­e der Linken), Professor Michael Wenzl vom...
 ??  ?? Ebro Günzü berichtete aus ihrem Alltag als Krankenpfl­egerin im Krankenhau­s Eich stätt.
Ebro Günzü berichtete aus ihrem Alltag als Krankenpfl­egerin im Krankenhau­s Eich stätt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany