Der Videobeweis macht den Fußball gerechter
Gleich mal was zum Ärgern: Rein statistisch gesehen ist etwa jeder fünfte Abseitspfiff im Fußball eine Fehlentscheidung. Zu diesem Ergebnis kamen vor einigen Jahren Wissenschaftler der Uni Amsterdam, als sie Spielsituationen aus 200 Partien europäischer Top-Ligen und einiger Weltmeisterschaftsspiele nachgestellt und untersucht haben. Skandal, oder?
Für echte Fußball-Fans ist das natürlich kein Aufreger. Denn dass ihr Verein (und zwar nur ihrer) seit Jahren aufs Allerschlimmste verpfiffen wird, war ihnen ja schon längst klar. Dass die Linienrichter bei einer Abseitsentscheidung wohl einen der undankbarsten Jobs überhaupt haben, wird bei der Gelegenheit gerne mal unter den Tisch fallen gelassen.
Um die Unparteiischen zu unterstützen, probt die Fifa gerade beim Confederations Cup in Russland den Versuch, mit einem Videoschiedsrichter Klarheit in die wichtigen Spielentscheidungen zu bringen. Die Präzision der Referees am TVSchirm kann sich sehen lassen: Bei allen vier Einsätzen lag der Videoschiedsrichter richtig.
Der Weg dorthin sorgte aber zuletzt für etwas Verstimmung: Alleine bis im Spiel zwischen Chile und Kamerun klar war, dass der Treffer der Südamerikaner aus einer Abseitsposition entsprang und folglich ungültig war, vergingen eine Minute und acht Sekunden – für die Spieler und Zuschauer entspricht das einer Ewigkeit. Klare Sache: Das muss schneller werden.
Dennoch: Das System ist gut, weil es den Fußball auf lange Sicht gerechter machen und Schiedsrichter schützen wird. Fußball-Puristen mögen einwenden, dass das Diskutieren über Fehlentscheidungen doch irgendwie dazu gehört. Aber freut sich denn jemand wirklich über eine Partie, die aufgrund eines Schiedsrichter-Fehlers entschieden wurde? Nein.
Der Fußball lebt von den Emotionen und den Geschichten, die ihn umgeben: von persönlichen Schicksalen, überraschenden Wendungen, seiner Unvorhersehbarkeit – und dem Umstand, dass nicht zwingend der Bessere gewinnt. Auf die Fehler seiner Schiedsrichter ist der Fußball aber zum Glück nicht angewiesen.