Extremsportler und Postbote
Soziales Der Ingolstädter Richard Neugebauer ist jetzt 65, aber noch nicht zu müde für besondere Aktionen. Gerade sitzt er für den guten Zweck wieder auf dem Rad, wie schon so oft
Dass ein Postbote mit seinem Rad von Haus zu Haus fährt und dort Briefe und andere Sendungen abgibt, ist Alltag. Genau das macht Richard Neugebauer auch, zumindest dann, wenn er gerade im Dienst ist. Aber dass ein Postler quer durch Deutschland mit seinem Dienstradl fährt, 24 Stunden am Stück auf Deutschlands höchsten Berg, der Zugspitze strampelt oder Unterwasser in einem Schwimmbad fährt, während er mit Luft durch ein Atemgerät versorgt wird, das ist sicher etwas ganz Besonderes. Denn Richard Neugebauer ist nicht nur Postbote, sondern auch Extremsportler.
Mehrere Einträge im Guinnessbuch der Rekorde haben dem Briefträger diese extremen Ausdauerleistungen bereits eingebracht. Warum das Neugebauer macht? Er möchte mit seinen spektakulären Aktionen Geld für Menschen sammeln, denen es nicht so gut: krebskranke oder behinderte Kinder etwa oder auch Leute, die bei einer Hochwasserkatastrophe alles verloren haben. Und auch für Tiere in Not hat der Ingolstädter Neugebauer ein Herz. Mehr als 55 000 Euro kamen so in den vergangenen Jahren zusammen.
Seine jüngste Aktion, die „Tour de Post“anlässlich des 200. Geburtstags des Fahrrads, führt den 65-Jährigen an fünf Tagen von München über Ingolstadt, Nürn- Mannheim, Frankfurt und Bonn zum Startpunkt der Tour de France nach Düsseldorf. Auf den insgesamt rund 800 Kilometern, die er mit seinem regulären Zustellfahrrad fährt, sammelt er Spendengelder für gute Zwecke und Projekte in der jeweiligen Region. Sein Arbeitgeber, die Post, bezuschusst noch einmal jeden gefahrenen Kilometer mit zehn Euro.
Bei seinem Zwischenstopp in seiner Heimatstadt Ingolstadt überreichte er gestern Nachmittag eine Spende über 800 Euro an die Waisenhausstiftung Peter-Steuart-Haus für Kinder, Jugendliche und Familien. Stiftungsverwalter und Einrichtungsleiter Thomas Herrmann freute das natürlich sehr. Das Geld werde er für die Reparatur von Fahrrädern und Ersatzteilen verwenden, denn die Einrichtung unternehme auch Fahrradtouren mit den Jugendlichen. „Ich freue mich besonders, dass wir eine Spende von einem Ingolstädter überreicht bekommen haben, der für viele wegen seiner Sportlichkeit ein Vorbild ist“, sagte Herrmann.
Schon vor zehn Jahren war Richard Neugebauer zu einer ähnliberg, chen Tour mit seinem Postfahrrad aufgebrochen, die ihn von München nach Hamburg führte. Manchmal ist es aber auch ein richtiges Rennrad, auf das sich der Sportbegeisterte schwingt und seine Aktionen damit durchführt.
Fit hält sich der 65-Jährige durchs Joggen und Radtraining. Bei der „Tour de Post“wird er auch von einem Physiotherapeuten begleitet. „Aber auch mein Beruf als Postbote hält mich fit, denn da lege ich jeden Tag rund 20 Kilometer zurück“, sagt er.
Mit 65 Jahren steht der Ingolstädter kurz vor der Rente – seinen Job wird er also bald aufgeben, nicht aber seine Leidenschaft für den Sport sowie seine Benefizaktionen. Gerne möchte er noch einmal nach Russland, denn dorthin hat ihn 1992 seine erste große Reise geführt. 6430 Kilometer fuhr er in 36 Tagen entlang der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok und das im Namen der Völkerverständigung, denn lange Zeit trennte ja der Eiserne Vorhang Ost und West. Nur mit Mühe konnte er damals ein Visum ergattern. Seine Erlebnisse bleiben unvergessen und so möchte er die Tour am liebsten noch einmal bei extremen Bedingungen im Winter wiederholen.
Und wenn Richard Neugebauer einmal nicht auf dem Rad sitzt, dann hat er noch ein weiteres, weitaus ruhigeres Hobby: Er ist nämlich ein leidenschaftlicher Golfer.