Stindl bringt Team auf Halbfinalkurs
Confed Cup Nach einem Fehlstart spielt die deutsche Mannschaft noch 1:1 gegen Chile. Die Elf von Bundestrainer Löw hat eine gute Ausgangsposition im Kampf um das Weiterkommen
Ausgepumpt standen die deutschen Spieler auf dem Rasen und waren froh über den wertvollen Punkt. Das junge Perspektivteam von Joachim Löw hat beim Confed Cup nach einem schlimmen Fehlstart ein 1:1 (1:1) gegen Südamerikameister Chile erkämpft. Damit würde dem Fußball-Weltmeister bereits ein weiteres Unentschieden am Sonntag im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun zum Halbfinal-Einzug reichen. Der starke Gladbacher Lars Stindl sorgte am Donnerstagabend in der 41. Minute nach dem insgesamt schönsten deutschen Angriff mit seinem schon zweiten Turniertreffer für den Ausgleich.
Mit einem Blackout hatte der indisponierte Abwehrchef Shkodran Mustafi seinem Arsenal-Kollegen Alexis Sanchez in der 6. Minute das Führungstor ermöglicht. Der ehemalige Hoffenheimer Eduardo Vargas hätte mit einem krachenden Lattenschuss gegen das anfangs überforderte DFB-Team beinahe für Chiles 2:0 gesorgt (20.). Im Laufe des Spiels konnte die DFB-Auswahl das Spiel aber ausgeglichener gestalten, zum 100. Sieg von Bundestrainer Joachim Löw reichte es aber nicht mehr. „Ich bin insgesamt sehr zufrieden. Das war ein Spiel auf sehr hohem Niveau mit höchsten Ansprüchen. Wir haben es fast das ganze Spiel auch in der Defensive sehr gut gelöst. Zwei, drei Chancen muss man gegen so eine WeltklasseMannschaft in Kauf nehmen. Die Mannschaft hat große Widerstandskraft bewiesen“, lobte Löw nach dem Punktgewinn.
Ähnlich äußerten sich seine Spieler. „Wir wussten, dass die Chilenen mit viel Power und Druck kommen. Wir haben aber auch in der zweiten Halbzeit guten Fußball gespielt. Wir haben gezeigt, dass wir so einer Mannschaft Paroli bieten können“, sagte Torschütze Stindl und Kapitän Julian Draxler ergänzte: „Am Anfang hat man so ein bisschen die Nervosität gemerkt. Leider haben wir dann das dumme Gegentor bekommen, aber danach waren wir auf Augenhöhe. Wir können an unsere eigene Stärke glauben. Wir müssen uns vor so einer starken Mannschaft nicht verstecken.“Der Weltranglistenvierte aus Chile war im Vergleich zum Auftaktgegner Australien eine Nummer größer. So wirkte die deutsche Hintermannschaft gegen die extrem aggressiv spielende Elf von Juan Antonio Pizzi phasenweise überfordert, trotzdem zeigte die junge deutsche Mannschaft gegen die im Schnitt sechs Jahre ältere chilenische Auswahl nach Anfangsschwierigkeiten Gegenwehr.
In der Startelf gab es wie angekündigt vier Änderungen, darunter auch die Hereinnahme von Barcelona-Keeper Marc-André ter Stegen für den zuletzt glücklosen Leverkusener Bernd Leno. Und ter Stegen musste bereits nach sechs Minuten hinter sich greifen. Einen krassen Abspielfehler von Mustafi in die Füße von Sanchez nutzten die Chilenen eiskalt aus. Über Bayern-Star Arturo Vidal gelangte der Ball wieder zu Sanchez, der aus kurzer Entfernung traf und nun mit 38 Länderspieltoren alleiniger Rekordschütze seines Landes ist. Glück hatte die deutsche Mannschaft in der 20. Minute, als der Ex-Hoffenheimer Eduardo Vargas mit einem Distanzschuss nur die Latte traf. Dagegen kam die deutsche Mannschaft nur selten zu gefährlichen Offensivaktionen. Der erste konstruktive Angriff führte gleich zum Ausgleich. Ein sehenswerter Pass von Emre Can setzte Jonas Hector auf der linken Außenbahn in Szene. Die direkte Hereingabe verwertete Stindl.
Im zweiten Durchgang ließ der Druck der Südamerikaner nach, entsprechend kehrte mehr Ordnung ins deutsche Spiel ein.
ter Stegen (FC Barcelona) – Ginter (Dortmund), Mustafi (FC Arsenal), Süle (Hoffenheim) – Kimmich (München), E. Can (FC Liverpool), Rudy (Hoffenheim), J. Hector (Köln) – Goretzka (Schalke), Draxler (Paris St. Germain) – Stindl (Mön chengladbach)
J. Herrera – Isla, Medel – 71. P. Diaz, Jara, Beausejour – Ch. Aranguiz – 90. F. Silva, M. Díaz, P. Hernandez – Eduardo Vargas – 82. Rodriguez, Ar. Vidal, Sánchez 0:1 Sánchez (6.), 1:1 Stindl (41.)
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Reinhard Grindel, seines Zeichens Präsident des Deutschen Fußball Bundes, ist ein Mann mit Visionen. Als solcher hat er eine Entscheidung durchgewunken, deren historische Tragweite nur Kleingeister nicht nachvollziehen können. In der kommenden Saison wird die U20-Nationalmannschaft Chinas in der Regionalliga Südwest antreten. Es geht um die Weiterentwicklung von Chinas fußballerischer Zukunft, die sich im Stahlbad von Stadtallendorf oder Völklingen den Schliff für Olympia 2020 abholen will. Na gut: Um ein bisschen Geld geht es auch. 15 000 Euro kassiert jeder Klub dafür, dass er gegen Chinas U20 zweimal ran darf. Tolle Sache!
Der chinesische Einstieg kann aber nur der Anfang sein. In allen Bereichen muss nun umgedacht werden: Wo ist noch Platz für ein weiteres Team, das dafür auch Eintritt zahlen würde? Wenn der Bayerische Fußballverband jetzt nicht die Zeichen der Zeit erkannt hat, ist ihm nicht zu helfen. Denn auch in der Regionalliga Bayern treten bislang nur 19 Teams an. Wie wäre es mit der U20 aus Jordanien? Landsmann und 1860-Investor Hasan Ismaik könnte behilflich sein.
Ein anderer Regionalligist zeigte gestern, dass er weiß, was die Stunde geschlagen hat. Rot-Weiß Essen bat dem DFB gestern darum, ab Sommer 2018 in der Bundesliga auflaufen zu dürfen – zur Not auch außer Konkurrenz. Im Gegenzug würden die Essener einmal die Woche gegen die chinesische Altherren-Nationalmannschaft antreten. Bislang hat der DFB auf diese offizielle Anfrage noch nicht geantwortet.
Doch auch die Betriebsmannschaft unserer Sportredaktion sollte eine realistische Chance haben, bei den nächsten Kleinfeldturnieren einen Titel einzuheimsen. Deswegen überlegen wir intensiv, das Startrecht für die Weltmeisterschaft in Russland zu beantragen – zusammen mit einer Aufstockung des Teilnehmerfeldes auf dann 80 Teams. Als Gegenleistung würden wir mit der chinesischen U20 jeden Donnerstag einen geselligen Kneipenabend veranstalten.
Verehrte Fifa, wir bitten um eine ernsthafte und zügige Antwort.