Von wegen Autopilot
Donau Classic Bei einer der bekanntesten Oldtimer-Rallyes Europas ist Autofahren noch echte körperliche Arbeit – Schweißtropfen fließen, technische Helferlein fehlen. Es zählt allein die Verbindung von Mensch, Maschine und Straße
Wie muss das gewesen sein, als Menschen noch im Auto saßen, die Hände am Lenkrad, den Fuß auf dem Gaspedal und den Blick auf der Straße? Diese Frage wird sich Generationen nach uns unweigerlich stellen. Wenn die Ethik-Kommission im Bundesverkehrsministerium bereits Leitlinien für automatisiertes Fahren entwirft, dann steht fest: Die Freude am Kuppeln, am sanften Einlenken und brachialen Beschleunigen wird bald nur noch nostalgische Erinnerung sein.
Nostalgie und die Freude am „echten“Fahren stehen bei der „Donau-Classic“dagegen im Mittelpunkt. Die dreitägige OldtimerRallye mit internationaler Besetzung – an der mehr als 240 Oldtimer aus sieben Jahrzehnten Automobilbau teilnehmen – machte an Tag eins Halt in Neuburg. Die Etappe „Donau-Ries-Tour“führte das international besetzte Teilnehmerfeld von Ingolstadt über das Ries in das Herz Neuburgs, auf den Schrannenplatz.
Trotz Hitze versammelten sich dort Automobilenthusiasten wie Karl Fuhr aus Neuburg und Gerhard Riethmaier aus Augsburg, um Autos zu gucken. Die beiden kennen sich seit 50 Jahren, sind selbst Rallyes gefahren und teilen das Faible für Oldtimer. Während Riethmaier fast jedes Modell mit Namen kennt, steht für Fuhr die Faszination des Fahrens im Vordergrund – wie kann es auch anders sein bei diesem Namen. „Von modernen, gar selbst fahrenden Autos hält er wenig: „Wenn ich nur noch warte, bis eine Computerstimme sagt, jetzt sind wir da, brauche ich kein Auto mehr“, sagt er. Und schiebt noch einen ziemlich weisen Satz hinterher: „Damit verliert das Autofahren seine Seele – und verkommt zum reinen Transport.“
Nicht so bei den Cabriolets, Roadstern und Rennsportwagen, die erst den Schrannenplatz passieren, und dann auf dem „Audi dri- ving experience“-Gelände in Neuburg-Ost die erste Etappe beenden. Die Teilnehmer sind verschwitzt, aber begeistert. Das liegt zum einen an den Temperaturen und zum anderen an fehlenden technischen Hilfsmittel wie Servolenkung oder Klimaanlage. Zum Leidwesen von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, der in einem Ro 80 der Marke NSU des Hauptsponsors Audi Tradition unterwegs war. „Es war sehr heiß, aber es hat Spaß gemacht, vor allem weil ich Straßen entdeckt habe, auf denen ich noch nie zuvor gefahren bin.“
Ohne Navigationsgerät, geleitet von Aufzeichnungen auf Papier, die der Beifahrer auswertet, geht es bei der Rallye nicht um Schnelligkeit, sondern um Gleichmäßigkeit und Genauigkeit. Bis Samstag werden die Teilnehmer auf drei Etappen und einer Strecke von 650 Kilometern 20 Wertungsprüfungen absolviert haben. Schon heute verlassen sie und ihre Autos wieder Neuburg und fahren weiter. Bye, bye schöne, alte Autowelt. Früher war nicht alles besser. Aber manches eben doch.