Neuburger Rundschau

Von wegen Autopilot

Donau Classic Bei einer der bekanntest­en Oldtimer-Rallyes Europas ist Autofahren noch echte körperlich­e Arbeit – Schweißtro­pfen fließen, technische Helferlein fehlen. Es zählt allein die Verbindung von Mensch, Maschine und Straße

- VON MARCEL ROTHER

Wie muss das gewesen sein, als Menschen noch im Auto saßen, die Hände am Lenkrad, den Fuß auf dem Gaspedal und den Blick auf der Straße? Diese Frage wird sich Generation­en nach uns unweigerli­ch stellen. Wenn die Ethik-Kommission im Bundesverk­ehrsminist­erium bereits Leitlinien für automatisi­ertes Fahren entwirft, dann steht fest: Die Freude am Kuppeln, am sanften Einlenken und brachialen Beschleuni­gen wird bald nur noch nostalgisc­he Erinnerung sein.

Nostalgie und die Freude am „echten“Fahren stehen bei der „Donau-Classic“dagegen im Mittelpunk­t. Die dreitägige OldtimerRa­llye mit internatio­naler Besetzung – an der mehr als 240 Oldtimer aus sieben Jahrzehnte­n Automobilb­au teilnehmen – machte an Tag eins Halt in Neuburg. Die Etappe „Donau-Ries-Tour“führte das internatio­nal besetzte Teilnehmer­feld von Ingolstadt über das Ries in das Herz Neuburgs, auf den Schrannenp­latz.

Trotz Hitze versammelt­en sich dort Automobile­nthusiaste­n wie Karl Fuhr aus Neuburg und Gerhard Riethmaier aus Augsburg, um Autos zu gucken. Die beiden kennen sich seit 50 Jahren, sind selbst Rallyes gefahren und teilen das Faible für Oldtimer. Während Riethmaier fast jedes Modell mit Namen kennt, steht für Fuhr die Faszinatio­n des Fahrens im Vordergrun­d – wie kann es auch anders sein bei diesem Namen. „Von modernen, gar selbst fahrenden Autos hält er wenig: „Wenn ich nur noch warte, bis eine Computerst­imme sagt, jetzt sind wir da, brauche ich kein Auto mehr“, sagt er. Und schiebt noch einen ziemlich weisen Satz hinterher: „Damit verliert das Autofahren seine Seele – und verkommt zum reinen Transport.“

Nicht so bei den Cabriolets, Roadstern und Rennsportw­agen, die erst den Schrannenp­latz passieren, und dann auf dem „Audi dri- ving experience“-Gelände in Neuburg-Ost die erste Etappe beenden. Die Teilnehmer sind verschwitz­t, aber begeistert. Das liegt zum einen an den Temperatur­en und zum anderen an fehlenden technische­n Hilfsmitte­l wie Servolenku­ng oder Klimaanlag­e. Zum Leidwesen von Oberbürger­meister Bernhard Gmehling, der in einem Ro 80 der Marke NSU des Hauptspons­ors Audi Tradition unterwegs war. „Es war sehr heiß, aber es hat Spaß gemacht, vor allem weil ich Straßen entdeckt habe, auf denen ich noch nie zuvor gefahren bin.“

Ohne Navigation­sgerät, geleitet von Aufzeichnu­ngen auf Papier, die der Beifahrer auswertet, geht es bei der Rallye nicht um Schnelligk­eit, sondern um Gleichmäßi­gkeit und Genauigkei­t. Bis Samstag werden die Teilnehmer auf drei Etappen und einer Strecke von 650 Kilometern 20 Wertungspr­üfungen absolviert haben. Schon heute verlassen sie und ihre Autos wieder Neuburg und fahren weiter. Bye, bye schöne, alte Autowelt. Früher war nicht alles besser. Aber manches eben doch.

 ?? Fotos: Marcel Rother ?? Dieser Anblick lässt Männerherz­en höher schlagen: Bei der zwölften Auflage der „Donau Classic“gaben sich unter anderem Schmuckstü­cke aus den Automobil Schmieden Mercedes, MG, Horch, Wanderer, Bentley, BMW, Alvis und Jaguar ein illustres Stelldiche­in....
Fotos: Marcel Rother Dieser Anblick lässt Männerherz­en höher schlagen: Bei der zwölften Auflage der „Donau Classic“gaben sich unter anderem Schmuckstü­cke aus den Automobil Schmieden Mercedes, MG, Horch, Wanderer, Bentley, BMW, Alvis und Jaguar ein illustres Stelldiche­in....
 ??  ?? Da schau her: In Reih und Glied präsentier­ten sich rollende Skulpturen, deren Besit zer aus acht Nationen nach Neuburg reisten.
Da schau her: In Reih und Glied präsentier­ten sich rollende Skulpturen, deren Besit zer aus acht Nationen nach Neuburg reisten.
 ??  ?? Bitte Platz nehmen: Wenn Leder, Edelstahl und hölzer in Vollendung aufeinande­r treffen, bleibt nur Staunen.
Bitte Platz nehmen: Wenn Leder, Edelstahl und hölzer in Vollendung aufeinande­r treffen, bleibt nur Staunen.
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Können diese Augen lügen? Selbst wenn, sei es ihnen verziehen.

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