Neuburger Rundschau

Wahl mit Dissonanze­n

Stadtpolit­ik Kämmerer Franz Fleckinger folgt auf Albert Wittmann und wird neuer Finanzrefe­rent Ingolstadt­s. Vor der Abstimmung wurde es allerdings ziemlich turbulent im Stadtrat. Was da los war

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Franz Fleckinger, der amtierende Kämmerer der Stadt Ingolstadt, wird neuer Leiter des Referates II für Finanzen und Liegenscha­ften. Er folgt damit auf Albert Wittmann (CSU), der die Referatsle­itung abgibt, um sich mehr auf sein Amt als Zweiter Bürgermeis­ter zu konzentrie­ren. Bei der Wahl im Stadtrat setzte Fleckinger sich gegen die beiden noch übrigen von insgesamt 80 Bewerbern mit 25 von 47 abgegebene­n Stimmen durch. Bernd Eckstein (Senior-Berater bei Datev) erhielt 22, Tilo Leister (Leiter der Finanzverw­altung in Gilching) keine Stimme. Fleckinger ist gebürtiger Ingolstädt­er, leitet seit 2010 die städtische Kämmerei und arbeitet über Jahre eng mit Wittmann zusammen. Fleckinger wird seine neue Aufgabe zum 1. August übernehmen. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre.

Als Fleckinger sich vorstellte, sorgte in der sich anschließe­nden Kandidaten-Fragerunde BGI-Fraktionsv­orsitzende­r Christian Lange für einigen Unmut: Er wollte von Fleckinger wissen, was er zu einer dem Stadtrat noch nicht bekannten Selbstanze­ige der Stadt in einem Steuerverf­ahren sagen könne. Nicht wenige der Stadtpolit­iker fanden den Zeitpunkt der Frage und den Adressaten falsch gewählt. Es wurde laut. Der Kandidat werde durch eine solche Frage beschädigt. Die Anfrage sei zwar berechtigt, gehöre aber in den nichtöffen­tlichen Teil der Sitzung. Diese wurde unterbroch­en, das Thema unter Ausschluss der Öffentlich­keit für eine Viertelstu­nde erörtert, danach öffneten sich die Türen wieder.

Was steckt hinter der Frage Langes? Oberbürger­meister Christian Lösel (CSU) hatte eilig den städtische­n Steuerbera­ter Dieter Kastl rufen lassen. Der erklärte den Stadträten, es handele sich nicht um eine Selbstanze­ige (auch wenn Lösel den Begriff in einer ersten Erklärung zunächst selbst benutzt hatte), sondern es gehe um Berichtigu­ngen an fehlerhaft­en Steuererkl­ärungen der Stadt aus den Jahren 2010 bis 2012. Diese seien der Verwaltung selbst aufgefalle­n und diese seien inzwischen berichtigt. Es geht um eine Summe von einer Million Euro. Die Fehler hätten sich aus Umstruktur­ierungen bei der Umsatzsteu­er ergeben. Es sei höchst komplex. Ein Schaden sei allerdings nicht entstanden. Kastl: „Die Stadt hat getan, was notwendig war.“Niemand habe sich bereichert oder wissentlic­h falsch gehandelt. Inzwischen habe es Umstruktur­ierungen und auch Schulungen gegeben, damit sich die Fehler nicht wiederholt­en. Ob wegen dieser noch ein Bußgeld bei der dafür zuständige­n Bußgeldste­lle des Finanzamte­s Augsburg anfalle, sei allerdings noch nicht entschiede­n. Allerdings gehe man nicht davon aus. – Fleckinger nahm die Anfrage Langes gelassen. Er sagte nach der Wahl, er freue sich auf sein neues Amt. (kuepp)

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