Neuburger Rundschau

Schulz findet keinen Hebel

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Martin Schulz kann das alte Dilemma der SPD nicht auflösen: Wahlen werden in Deutschlan­d in der Mitte gewonnen, den Kanzler stellen kann sie daher nur, wenn ihr Kandidat auch weit in das bürgerlich­e Lager hinein ausstrahlt.

Mag Schulz Angela Merkel nun auch persönlich attackiere­n und ein Programm vorlegen, das mehr Investitio­nen und mehr Gerechtigk­eit verspricht: Es gelingt ihm nicht, eine Wechselsti­mmung zu erzeugen. Auch nach zwölf Jahren im Amt prallen an der Kanzlerin alle Angriffsve­rsuche ab. Nach dem zwischenze­itlichen Meinungsti­ef als Folge ihrer Flüchtling­spolitik sitzt sie fester denn je im Sattel. So breit hat Merkel die Union in der Mitte positionie­rt, so viele Positionen der Konkurrenz übernommen, dass Schulz kein Loch findet, das Bollwerk zu knacken. Zwei Mal gelang es der SPD, der Union das Kanzleramt abzunehmen, 1969 und 1998. Beide Male war die CDU personell wie programmat­isch ausgelaugt, beide Male stand die SPD für einen Neuanfang und einen Modernisie­rungsschub. Nun jedoch deutet wenig darauf hin, dass sich dies wiederholt und Schulz in die Fußstapfen von Willy Brandt und Gerhard Schröder treten kann.

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