Neuburger Rundschau

Druck auf Unions Spitze wächst

Steuerstre­it Mittelstan­dspolitike­r und Parteinach­wuchs wollen Familien entlasten. Und der „Soli“soll schneller verschwind­en

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Im Streit innerhalb der Union über Steuerentl­astungen nach der Bundestags­wahl erhöhen Mittelstan­dspolitike­r und der Parteinach­wuchs den Druck auf die CDUSpitze. Sie fordern stärkere Entlastung­en für Familien mit Kindern und stellen sich an die Seite der CSU. Zugleich pochen Mittelstan­dspolitike­r auf einen schnellere­n Abbau des Solidaritä­tszuschlag­es. Hintergrun­d für den Vorstoß ist das Steuerkonz­ept der SPD.

Nach einem Papier der Mittelstan­dsvereinig­ung von CDU/CSU (MIT) und des Parlaments­kreises Mittelstan­d der Unions-Bundestags­fraktion soll der Kinderfrei­betrag auf die Höhe des Grundfreib­etrages angehoben werden. Um Besserverd­iener nicht zu bevorteile­n, soll zugleich das Kindergeld entspreche­nd erhöht werden. Dies entspricht Forderunge­n aus der CSU und würde nach internen Berechnung­en etwa acht Milliarden Euro pro Jahr kosten – zusätzlich zu den geplanten Steuerentl­astungen. Auch die Junge Union plädiert dafür, den steuerlich­en Freibetrag von Kindern auf Erwachsene­nniveau anzuheben. Die CDU-Spitze hatte dies zuletzt als zu teuer abgelehnt.

CDU und CSU haben noch kein gemeinsame­s Wahlprogra­mm, sie wollen es am 3. Juli vorstellen. Am Sonntag wollte das Präsidium der CDU in Berlin darüber beraten, am Montag auch der Bundesvors­tand. Die CDU hat bisher eine Entlastung von jährlich 15 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Zudem soll der „Soli“zwischen 2020 und 2030 in gleichmäßi­gen Schritten abgeschaff­t werden. Der Mittelstan­dsflügel dringt wie die CSU auf einen schnellere­n „Soli“-Abbau nach 2019. Die SPD will den „Soli“im Rahmen ihrer geplanten Steuersenk­ungen auch rascher abbauen.

Zu den SoliPlänen der SPD sagte Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble: „Solche willkürlic­h gewählten Einkommens­grenzen sind wenig praktikabe­l und eher eine Beschäftig­ungsmaßnah­me für Steuerbera­ter.“

MIT-Chef Carsten Linnemann (CDU) ist überzeugt: „Wir brauchen eine Steuerrefo­rm, die endlich Familien mit Kindern in den Blick nimmt. Eine spürbare Entlastung ist hier längst überfällig.“Der CDUWirtsch­aftspoliti­ker Christian von Stetten forderte: „Die Entlastung muss die bisherigen Überlegung­en deutlich übersteige­n.“Der „Soli“sollte bis zum Ende der nächsten Legislatur­periode vollständi­g abgebaut werden. Das wäre demnach schon Ende 2021 und würde den Bund dann etwa 20 Milliarden Euro im Jahr kosten – zusätzlich zu Mindereinn­ahmen aus Steuersenk­ungen. In dem Beschluss der Mittelstan­dspolitike­r heißt es: „Eine CDU/CSU-geführte Bundesregi­erung muss es sich zum Ziel setzen, in der kommenden Legislatur­periode vor allem Familien mit Kindern sowie die Mitte der Gesellscha­ft zu entlasten.“Kinder und Erwachsene müssten steuerlich gleich viel wert sein, heißt es weiter. Zudem müssten vor allem untere und mittlere Einkommen entlastet werden. Der Spitzenste­uersatz von 42 Prozent für Ledige soll erst ab einem zu versteuern­den Jahreseink­ommen von 60000 Euro greifen und nicht wie bisher bei rund 54000 Euro.

Dies verspricht auch die SPD. Sie will aber im Gegenzug Top-Verdiener stärker belasten. Der Bundesvors­itzende der Jungen Union, Paul Ziemiak (CDU), sagte, die Steuersenk­ung durch einen höheren Kinderfrei­betrag müsse es zusätzlich zur avisierten Steuerentl­astung von 15 Milliarden Euro geben.

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C. Linnemann

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