Neuburger Rundschau

Stolz auf das Nationaltr­ikot

Flüchtling jubelt bei seiner EM-Premiere

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Amanal Petros zerrte sein Nationaltr­ikot Richtung Kamera und deutete einen Kuss auf den Stoff an. So abgezockt eine solche Geste bei Profifußba­llern erscheint, so rührend und ehrlich kam sie bei dem Langstreck­enläufer rüber. Seht her! Ich, der Flüchtling aus Eritrea, bin hier Dritter geworden – bei meinem ersten Einsatz für die deutsche Leichtathl­etik-Nationalma­nnschaft.

Das wollte der überglückl­iche 22-Jährige vom SV Brackwede damit sagen. Bei den Team-Europameis­terschafte­n in Lille gab es kaum einen Athleten, der so verbissen kämpfte wie der Neuling über 5000 Meter – und definitiv keinen, der sich so über einen dritten Platz freute. Amanal Petros, mit 16 über Äthiopien und ohne seine Familie als Asylbewerb­er in Deutschlan­d gelandet, rannte am Samstag nach 13:59,83 Sekunden über die Ziellinie. „Es war genial. Und es war eine Ehre für mich“, sagte er später.

Amanal Petros begann einst mit dem Laufen, um der Enge des Flüchtling­sheims in Bielefeld zu entkommen. In der Szene ist er inzwischen etabliert, Mitglied der U23-Nationalma­nnschaft, Dritter bei der Junioren-Cross-EM, zweimal deutscher Vize-Meister über 10 000 Meter. Aber inmitten einer Mannschaft mit Olympiasie­gern und Weltmeiste­rn – das war noch mal etwas Neues. „Die Leute sind unheimlich freundlich“, sagte Petros in seinem beachtlich­en Deutsch. Sein nächstes Ziel ist die U23-EM Mitte Juli in Polen.

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Amanal Petros

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