Neues Rennen, alte Tour?
Die jungen Radprofis beteuern immer wieder, dass die Zeiten der rollenden Apotheken auf zwei Rädern vorbei sind. Und dann das: Ein Helfer von Alberto Contador wird wenige Tage vor dem TourStart positiv auf EPO getestet. Es folgt das übliche EntschuldigungsGejammer von Andre Cardoso, der an den sauberen Sport glaubt, am Boden zerstört ist und schwört, nie illegale Substanzen genommen zu haben. Warum stellt sich der Portugiese nicht hin und sagt die Wahrheit: Mein Arzt und ich waren zu ungeschickt beim branchenüblichen Herantasten an die DopingGrenzwerte. Deshalb muss ich zuschauen, und die anderen dürfen fahren.
Es ist nicht fair, allen Tour-Startern zu unterstellen, dass sie nur dank unerlaubter Mittel im Höllentempo die Rampen hochstrampeln. Aber immer wieder ertappte schwarzen Schafe auf zwei Rädern lassen vermuten, dass der ZweiradSport noch weit weg von sauber ist.
Einen guten Teil zum miserablen Image des Radsports in Deutschland hat Jan Ullrich beigetragen. Die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein, beklagt sich der 43-Jährige und fordert eine zweite Chance für sich. Die hat zweifellos jeder verdient. Doch im Gegensatz zu anderen ertappten Doping-Sündern wie Erik Zabel hat Jan Ulrich einen entscheidenden Schritt in der Aufarbeitung der dunklen Flecken seiner sportlichen Vergangenheit ausgelassen. Ulle hat bis heute nicht reinen Tisch gemacht. Wer weiterhin herumlaviert und um den heißen Brei herumredet, muss es sich gefallen lassen, mit den alten Vorwürfen konfrontiert zu werden. Wer Fairness und Offenheit einfordert, muss diese Tugenden gegenüber seinen Anhängern und der Öffentlichkeit selbst zeigen.