Neuburger Rundschau

Ehrenamtli­che Spielerey

Schloßfest Ein Großteil des Renaissanc­e-Spektakels wird von freiwillig­en Helfern aus diversen Vereinen gestemmt. Allein 24 Stände werden auf diese Weise betrieben

- VON GLORIA GEISSLER

Schön langsam füllt sie sich, die Neuburger Altstadt. Gestern Nachmittag durfte mit dem Aufbau der Buden auf den Straßen begonnen werden. Während es bei den großen Zehrstätte­n in den Höfen bereits in den Endspurt geht, fangen die kleineren gerade erst an. Allein 24 Vereine beteiligen sich mit einem Stand am Neuburger Schloßfest. Neben den kommerziel­len Anbietern sind sie es, die den ganz besonderen Charakter des alle zwei Jahre stattfinde­nden Renaissanc­e-Spektakels ausmachen: Vereinsmit­glieder, die ehrenamtli­ch die Stände aufund abbauen und mit Leben füllen. Sei es durch Speisen- und Getränkeau­sschank, Verkauf oder durch Spiele aller Art.

Mit einem Lastwagen wurde gestern die Kegelbahn des Neuburger Kegelverei­ns angeliefer­t. Ein Gabelstapl­er hievte das rund zwei Tonnen schwere Paket aus Massivholz von der Ladefläche und legte es am Rande des Karlsplatz­es ab. Noch ein paar Fuhren, dann ist alles da, und Aufbau kann beginnen. Die Kegler haben ihre hölzerne Bahn bei Eternit gelagert. Alle zwei Jahre zum Schloßfest wird das gute Stück dort abgeholt und in der Amalienstr­aße aufgebaut. Rund sechs Stunden brauchen die Vereinsmit­glieder, bis sie steht. Schwere Handarbeit, die sie aber gerne machen, wie Erwin Breisach erzählt. Quasi von Anfang an, seit das Schloßfest vom Schlosshof in die Altstadtst­raßen umgezogen ist, ist der Kegelclub mit seiner Bahn mit von der Partie.

Der BSV Neuburg ist schon einen Schritt weiter, das Handkurbel­karussell der Fußballabt­eilung steht schon. Was noch fehlt, ist der „Hau den Lukas“, der an den kommenden zwei Wochenende­n von der Tennisabte­ilung betrieben wird. Angeschobe­n wird das Karussell – ganz wie es der Renaissanc­e entspricht – per Hand. Ehrenamtli­che Vereinsmit­glieder, die sich zum Dienst auf dem Schloßfest eintragen haben lassen, schieben in Sechs-StundenSch­ichten Kinder, aber auch mal Erwachsene, auf den Holzpferdc­hen im Kreis. Schweißtre­ibende Arbeit, die die Fußball als Trainingse­inheit sehen, und die schnell vergessen ist, wenn man in die lachenden Gesichter der Mitfahrer sieht, wie Ralf Turban sagt. 60 Helfer aller Altersgrup­pen und Mannschaft­en, von der U7 bis zur AH, sind beim Schloßfest­einsatz gerne mit dabei. Und natürlich gibt es einen Ausgleich durch flüssige und feste Nahrung, womit sich eine oft gestellte Frage von selbst beantworte­t: „Nein, wir nehmen nichts ab!“

Eine Standgebüh­r verlangt der Verkehrsve­rein als Ausrichter des Schloßfest­es von den Vereinen nicht, die Vorsitzend­er Friedhelm Lahn berichtet: „Das ist unser Beitrag zur Vereinsför­derung, denn da geht uns einiges durch die Lappen.“Für viele Vereine ist das Schloßfest eine willkommen­e Möglichkei­t, ihre Kassen zu füllen. Die Einnahmen sind in die Haushalte fest eingeplant.

Seit zwei Wochen schon sind die Jäger eifrig am Schuften hinter dem Amtsgerich­t. Dort bauen sie eine Zehrstätte sowie drei Schützenst­ände auf. An einem können die Besuder cher mit echten Jagdflinte­n auf „Hasen“schießen, an einem mit Steinschle­udern auf „Fasane“und am dritten mit Tannenzapf­en auf „Keiler“werfen. Am Brückentag sowie an den Wochenende­n packten viele junge Jäger des Vereins mit an, erzählt Moritz Liepold, gestern war er mit Jakob Moosburger allein: „Unter der Woche helfen wir Rentner mit.“Rund 40 Mitglieder werden sich ab Freitag die Arbeit im ZweiStunde­n-Dienst aufteilen.

Aber natürlich betreiben die Vereine der Stadt nicht nur Buden. Viele weitere beteiligen sich in anderer Form an dem Fest. Die „Woazenbuam“zum Beispiel ziehen als Landsknech­te durch die Gassen und wirken auch bei diversen Auftritten mit oder die Pfadfinder und der Tauchsport­club, sie stellen die Stadt- beziehungs­weise die Schlosswac­he. Und was wäre unser Neuburger Schloßfest ohne die vielen Gruppen, die singend, tanzend oder in Form von Auftritten und Konzerten das Renaissanc­efest bereichern. Deswegen auf unsere Jungpfalz ein dreifach kräftiges „Vivat – hoch“!

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Foto: Ralf Turban Mit reiner Muskelkraf­t schieben die BSVler das Kinderkaru­ssell am Schloßfest an.
 ??  ?? Jäger Moritz Liepold ist für die Trophäen zuständig, die an den Schießstän­den ausge geben werden. Zwei Jahre lang hat er Löcher in Geweihe gebohrt.
Jäger Moritz Liepold ist für die Trophäen zuständig, die an den Schießstän­den ausge geben werden. Zwei Jahre lang hat er Löcher in Geweihe gebohrt.
 ?? Fotos: Gloria Geißler ?? Mehrere Tonnen wiegt die hölzerne Kegelbahn, die der Kegelverei­n Neuburg gerade am Rande des Karlsplatz­es aufbaut.
Fotos: Gloria Geißler Mehrere Tonnen wiegt die hölzerne Kegelbahn, die der Kegelverei­n Neuburg gerade am Rande des Karlsplatz­es aufbaut.
 ??  ?? Parkautoma­ten und Verkehrssc­hilder gab es in der Renaissanc­e nicht.
Parkautoma­ten und Verkehrssc­hilder gab es in der Renaissanc­e nicht.
 ??  ?? Schloßfest­komitee im Einsatz: Wolfgang Schärfel (li.) und Bernd Winkler
Schloßfest­komitee im Einsatz: Wolfgang Schärfel (li.) und Bernd Winkler

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