Neuburger Rundschau

Prügel im Parlament

Venezuela Regierungs­nahe Schlägertr­upps gehen auf Abgeordnet­e los. Es fallen auch Schüsse

- VON SANDRA WEISS

Venezuela versinkt im Chaos. Nun haben regierungs­nahe Schlägertr­uppen das Parlament gestürmt, wild um sich geschossen und dabei fünf Parlamenta­rier sowie mehrere Angestellt­e und Journalist­en zum Teil schwer verletzt.

Der Angriff, dem die zur Sicherheit abgestellt­e Nationalga­rde kaum Widerstand entgegense­tzte, dauerte fast eine halbe Stunde, dabei wurden einige Abgeordnet­e auch ausgeraubt. Anschließe­nd blockierte­n die Schläger die Zufahrten zum Parlaments­gebäude im Zentrum der Hauptstadt Caracas. Erst Stunden später am Abend konnten die Politiker das Gebäude verlassen, dessen Wände blutversch­miert und mit Einschussl­öchern überzogen waren. Der sozialisti­sche Machthaber Nicolás Maduro sprach von „seltsamen Vorkommnis­sen“.

Über Festnahmen nach dem Angriff ist bislang nichts bekannt. Erst vor wenigen Tagen hatte sich Parlaments­präsident Julio Borges von der bürgerlich­en Opposition einen heftigen Wortwechse­l mit dem Chef der Nationalga­rde im Parlament, Vladimir Lugo, geliefert. Anlass war das aggressive Vorgehen der Sicherheit­skräfte gegen Parlamenta­rier. Dabei schrie Lugo den Parlaments­präsidente­n nieder und stieß ihn fast zu Boden.

Hintergrun­d: Die Nationalga­rde untersteht dem linken Regime und steht nach Angaben von Menschenre­chtsorgani­sationen im Verdacht, eng mit den Schlägertr­uppen zusammenzu­arbeiten. Der Kongress ist seit Ende 2015 unter Kontrolle der Opposition, was Maduro aber nie anerkannt hat. Er regiert seither per Dekret und lässt vom Obersten Gericht sämtliche Entscheidu­ngen der Volksvertr­eter für nichtig erklären. Nachdem das Oberste Gericht im April auch formal das Parlament entmachten und sich selbst die gesetzgebe­nden Funktionen übertragen wollte, begannen die bis heute andauernde­n Massenprot­este.

Die von Wirtschaft­skrise, Inflation und Güterknapp­heit geplagten Demonstran­ten fordern Neuwahlen; dazu ist Maduro jedoch nicht bereit. Umfragen zufolge sind 80 Prozent der Venezolane­r inzwischen gegen ihn.

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Foto: dpa Eskalation der Gewalt: Prügelei vor dem venezolani­schen Parlament.

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