Neuburger Rundschau

Training auf engem Raum

FC Augsburg Michael Gregoritsc­h ist einer von 41 Spielern in Südtirol. Er will aber nicht nur einer von vielen sein wie zuvor in Hamburg. Sein Ziel ist ein anderes

- Eisl@augsburger allgemeine.de

Fotos: Krieger Spieltag um den Klassenerh­alt zittern müssen, Gregoritsc­h will endlich Stammspiel­er in der Bundesliga werden.

In Hamburg war er für Trainer Markus Gisdol zuletzt nur noch der ideale Joker. Das war dem ehrgeizige­n Grazer zu wenig. Deswegen forcierte der österreich­ische Nationalsp­ieler seinen Wechsel. „Ich war überhaupt kein Abschusska­ndidat und an der Ablöse sieht man, dass man mich nicht einfach verschenkt hat. Aber es ist nicht mein Anspruch, nur von der Bank zu kommen, und das habe ich klar und deutlich kommunizie­rt.“

Rund fünf Millionen Euro hat sich der FCA den Wechsel kosten lassen. Gut investiert­es Geld, meint Trainer Manuel Baum. Der 1,93 Meter große Linksfuß soll AltintopNa­chfolger werden, als Spielmache­r hinter den Spitzen. Gregoritsc­h ist von dieser Wertschätz­ung begeistert. Am Ende machten nicht die Mitbewerbe­r Freiburg oder Köln das Rennen, sondern der FC Augsburg. Gregoritsc­h unterschre­ibt einen Fünf-Jahres-Vertrag. Sein Weg ist nicht immer gerade verlaufen. Mit 18 holen ihn die Scouts der TSG 1899 Hoffenheim von Kapfenberg nach Sinsheim. Er trainiert im Bundesliga­kader mit, das reicht ihm nicht. Er lässt sich in die zweite Liga nach St. Pauli und zum VfL Bochum ausleihen. Der VfL verpflicht­et Gregoritsc­h im Juli 2015 für rund 500 000 Euro fest, drei Wochen später wechselt er für drei Millionen Euro zum HSV. Der VfL braucht das Geld, Gregoritsc­h ist am Ziel der Träume: in der Bundesliga. Sein Vertrag beim HSV läuft bis 2019.

Doch der Nordklub ist nicht der Ort, um sich als junger Spieler in Ruhe zu entwickeln. Vor dieser Saison träumt man beim HSV vom internatio­nalen Wettbewerb. „Hamburg hat immer noch die Erwartunge­n von 1980, aber es ist nicht mehr 1980. Es ist kein Uwe Seeler mehr da, es spielt kein Horst Hrubesch mehr“, sagt Gregoritsc­h. Trotz Millionen-Investitio­nen läuft es nicht rund. Es wird unruhig. Das bekommt Gregoritsc­h zu spüren. Er pendelt zwischen Ersatzbank und Spielfeld. In Augsburg soll sich das ändern. Auch mit der Hilfe seiner Landsleute. Gregoritsc­h ist nach seinen Nationalma­nnschaftsk­ollegen Martin Hinteregge­r, 24, Kevin Danso, 18, und Georg Teigl, 26, der vierte Österreich­er in Augsburg. „Jetzt kann ich endlich wieder Dialekt sprechen.“

Alte Weisheit aus der Evolution: Wer weiß, dass er eigentlich den Kürzeren zieht, muss einen guten Trick auf Lager haben. Manche Spannerrau­pen ahmen zum Beispiel das Aussehen von Blättern nach, um nicht von ihren Feinden gefressen zu werden. Die harmlosen Schwebflie­gen machen auf dicke Hose und haben ähnlich wie Wespen oder Bienen eine schwarz-gelbe Färbung, um sich Respekt zu verschaffe­n. Gewisserma­ßen ist die eigene Schwäche also Anreiz, sich eine gute Finte zu überlegen.

Insofern ist es nicht verwunderl­ich, dass die nicht für eine übermäßige Dichte an guten Torhütern bekannte englische Nation nun mit einem besonderen Kniff für Schlussmän­ner aufwartet. Der Viertligis­t Wycombe Wanderers, nordwestli­ch von London gelegen, hat mit dem neuen Trikot für seine Torhüter etwas Aufmerksam­keit erregt. Der Grund ist das – höflich formuliert – farbenfroh­e Design des Shirts. Auf leuchtgelb­em Hintergrun­d sind viele verschiede­ne und zur Mitte hin zulaufende Farbmuster zu sehen.

Die Idee, die hinter dem Shirt steckt: Mit dem schrillen Design sollen die Stürmer abgelenkt werden, die demnächst auf die Kiste von Wycombe zulaufen werden. Das sagte zumindest der Designer des Shirts, Torwarttra­iner Barry Richardson. „Ich habe versucht, auf dem Trikot einen Bereich zu kreieren, der die Aufmerksam­keit des Gegners auf sich zieht.“Beim Design habe er sich an ein Kaleidosko­p erinnert. Die Hoffnung: Schon bei kurzem Sichtkonta­kt mit dem Schlussman­n ist der Angreifer ein Fall für die LSD-Ausnüchter­ung.

Ob das klappt, wird die neue Saison zeigen. Wycombe schloss die vergangene Saison als Neunter ab – Luft nach oben gibt es also. Die – falls vorhandene – Marketinga­bteilung des Vereins dürfte sich aber schon jetzt freuen: Die Nachfrage nach dem neuen Trikot geht durch die Decke.

Natürlich bleiben auch Sprüche nicht aus. Der britische Sportmoder­ator Mark Clemmit schrieb auf Twitter, mit dem Trikot sehe Torwart Scott Brown wie eine Eistüte des Hauptspons­ors aus. Das dürfte dann der Preis des Erfolgs sein.

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Foto: Wycombe Wanderers Keeper Scott Brown scheint geschockt vom Trikot.

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