Einfach abgeguckt
Neulich am Grantlereck saß ein Jugendlicher im Schneidersitz auf dem Stein. Seinen Kopf stütze er auf die Handknöchel, seinen Ellbogen vergrub er in seinem Oberschenkel. Er seufzte und murmelte: „Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Da schlägt man ein Mal über die Stränge und dann will die Stadt Schulabschlussfeiern ganz verbieten.“Seine Mitschülerin neben ihm hatte dafür kein Verständnis. Energisch stemmte sie ihre Hände in die Hüften und sagte: „Wenn ihr Suffköpfe euch nicht benehmen könnt, dann seid ihr doch selbst schuld.“Müll, betrunkene Schüler in der Donau, zurückgelassene Schlüpfer seien echt peinlich. „Ein Glück, dass ich schon vor Mitternacht gegangen bin.“
„Ja ja“, entgegnete der Schüler. „Aber du weißt doch, wie es ist: Kaum ist der Termin auf Facebook, schon kommen alle Jugendlichen aus Neuburg.“Ansonsten sei es für junge Menschen doch öde. „Der eine bringt einen Bierkasten mit, der nächste hat die Idee, in der Donau zu schwimmen. Dann wird die Musik lauter und schon haben alle super Laune.“Das Mädchen machte große Augen. „Super Laune nennst du das?“– schrie sie schon beinahe. „Zwei Mal musste der Krankenwagen anrücken. Besorgte Neuburger haben ein paar Schnapsleichen aus dem Fluss ziehen müssen. Ganz zu schweigen von dem Schäferstündchen auf der Brandlwiese. Und ihr glaubt immer schon, erwachsen zu sein?“
„Ja genau, das glaube ich“, rief der Jugendliche bestimmt. „Die Erwachsenen saufen beim Schloßfest doch auch. Ich will gar nicht wissen, was im Badezuber passiert. Ganz zu schweigen von den vielen Betrunkenen, die unter Bierbänken hervorgezogen werden. Und all das passiert unter dem Deckmantel des Festes. Ist das etwa besser?“