Die Tage des Kieferlbräu sind gezählt
Wohnen Eines der letzten Neuburger Traditionsgasthäuser wird bald aus dem Stadtbild verschwinden. Hans Mayr will mit dem Abriss beginnen – eine Entscheidung steht aber noch aus
Das Kieferlbräu erlebt wohl seinen letzten Sommer. Am Mittwoch wird der Bauausschuss über die Pläne des neuen Eigentümers entscheiden und damit erneut das Ende der Ära einer Neuburger Traditionsgaststätte beschließen. Ende vergangenen Jahres sind der Bauunternehmer und CSU-Stadtrat Hans Mayr und der ehemalige Eigentümer Walter Hoinle über den Kaufpreis einig geworden. Ein paar Unterschriften später wechselte das Haus in der Eybstraße seinen Besitzer. Bis zu diesem Tag war das Kieferlbräu über Generationen in Familienbesitz. Bis März blieb das Haus noch in der Hand des Gastronomen Hoinle. Dann endete der Vertrag. Hoinle schloss die hölzerne Eingangstür zur Gaststätte und zum Hotel ein letztes Mal ab.
Dass es für immer sein wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Noch im Januar erklärte Bauunternehmer Mayr der Neuburger Rundschau, dass er einen Pachtvertrag mit einem Gastronomen priorisiere. Ein Interessent aus Neuburg und ein Gastronom aus Augs- nahmen im Januar mit ihm die Verhandlungen auf. Die führten zu keinem Ergebnis, erklärt der Bauunternehmer am Freitag. Weitere Bewerber blieben aus und somit war das Schicksal des Kieferlbräu endgültig besiegelt. Mayr löst damit das Versprechen ein, das er im Januar gab, wenn sich kein Pächter finden sollte: Er werde kein Wirtshaus oder Hotel betreiben, sondern das tun, was seine originäre Aufgabe als Bauunternehmer sei: „bauen“.
Stimmen die Stadträte zu, werden Grafik: Architekturb. Breitenhuber in der Eybstraße in einem dreigeschossigen Bau 33 Wohneinheiten und 33 Stellplätze in der Tiefgarage entstehen. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, würde Mayr im Herbst loslegen.
Das Bauamt hat für den Ausschuss eine erste Einschätzung abgegeben: Vonseiten der Behörde herrschen kaum Bedenken – allein die angrenzenden Nachbarn, heißt es im Beschlussvorschlag für die Stadträte, müssen ihre Zustimmung erteilen. Mit den Nachbarn sei der Bauunterburg nehmer Mayr „im Gespräch“, bestätigt ein Anwohner an der Eybstraße, dessen Zufahrt am Kieferlbräu vorbeiführt. Nähere Infos wollen beide bislang nicht preisgeben.
Für den Abriss gebe es laut Hans Mayr einen zweiten Grund: Brandschutz. Um das Lokal und das Hotel erneut zu verpachten, hätte Mayr noch einmal ordentlich investieren müssen. Das hat schließlich auch die Stadt zu spüren bekommen, denn der Plan der Schloßfest-Unterkunft ist aus genau diesem Grund gescheitert. Die Stadt habe damit geliebäugelt, weit gereiste Schloßfestgäste im leer stehenden Hotel unterzubringen. Keine Chance: Das Gebäude sei im Brandfall nicht zeitgemäß ausgestattet, erklärt Stadtrat Mayr.
Mit dem Abriss des Kieferl endet eine Wirtsleute-Dynastie, die im Jahr 1672 ihren Ursprung hat. Selbst nach einem Brand im Jahr 1915 und einer der weniger schwerwiegenden Bombenschäden des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 warf die Familie Hoinle nicht das Handtuch. Schon 1949 stand der Bau im alten Stil wieder an seinem angestammten Fleck: in der Eybstraße B 239.