Neuburger Rundschau

Beten und Fasten gegen die Ketzerei

2017 steht im Zeichen Martin Luthers. Passend dazu findet in Neuburg bald die Ausstellun­g „Fürstenmac­ht und wahrer Glaube“statt. Was sich bei den Reformatio­nsjubiläen in der Vergangenh­eit abgespielt hat /

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500 Jahre Reformatio­n – diesem Ereignis widmet sich Neuburg heuer mit der großen Ausstellun­g „Fürstenmac­ht und wahrer Glaube“, die vom 15. Juli bis 3. November in Schloss und Hofkirche stattfinde­t. Aber auch schon in der Vergangenh­eit hat man Martin Luthers Thesenansc­hlag immer wieder gewürdigt – alle 100 Jahre auf andere Weise. Dr. Markus Nadler, stellvertr­etender Vorsitzend­er des wissenscha­ftlichen Beirats der Ausstellun­g, beschreibt, wie und wo das geschehen ist – und was derweil in Neuburg passiert ist:

Das erste große überregion­ale, ja internatio­nale Reformatio­nsjubiläum wurde 1617 gefeiert. Zuvor hatten die evangelisc­hen Staaten – jeweils jeder für sich – der Jahrestage ihrer Kirchenord­nungen gedacht oder verschiede­ner Stationen im Leben Martin Luthers. 1617 dagegen wurde, angeregt von der Wittenberg­er Universitä­t, der Thesenansc­hlag vom Vorabend des Allerheili­genfestes 1517 ins Zentrum gerückt. In der Folgezeit entwickelt­e sich der Jahrestag dieses Ereignisse­s zum zentralen Gedenktag der Protestant­en und als Reformatio­nstag ist der 31. Oktober in mehreren Ländern gesetzlich­er Feiertag – heuer einmalig auch in Bayern. Die Zweifel der Historiker, ob der eigenhändi­ge Thesenansc­hlag Luthers an der Wittenberg­er Schlosskir­che tatsächlic­h so stattgefun­den hat, taten den Feierlichk­eiten nie einen Abbruch. Gefördert wurde die erste, dreitätige Hundertjah­rfeier um den 31. Oktober 1617 von den protestant­ischen Fürsten, und zwar durchaus in Konkurrenz zueinander: Vom lutherisch­en Sächsische­n Kurfürsten und von Friedrich V. von der Pfalz, der – ein Reformiert­er – sich bald darauf anschickte, zum Böhmischen König gewählt zu werden und damit den Dreißigjäh­rigen Krieg (1618 bis 1648) auszulösen. Der Reichsapfe­l Friedrichs wird in der Neuburger Ausstellun­g „Fürstenmac­ht und wahrer Glaube“zu sehen sein.

Die Protestant­en begleitete­n die Feier 1617 mit zahlreiche­n Schriften, die ihre göttlich-legitimier­te Überlegenh­eit gegenüber den Altgläubig­en demonstrie­ren sollten. Der Papst reagierte darauf, indem er 1617 zu einem „Heiligen Jahr“ausrief und er ermahnte die Katholiken zum Beten, Fasten und Pilgern, damit die christlich­e Kirche wieder vereint und die „Ketzerei“überwunden werde. Die Fronten waren derart verhärtet, dass der Dreißigjäh­rige Krieg fast unausweich­lich schien. Im Fürstentum Neuburg war 1617 bereits keine Reformatio­nsfeier mehr möglich: Pfalzgraf

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Foto: Jonathan stock.adobe.com, Fotolia Diese Martin Luther Statue steht auf dem Anger im Zentrum Erfurts.
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Foto: Hendrik Schmidt, dpa Der lateinisch­e Text der 95 Thesen von Martin Luther ist auf der bronzenen Thesentür von 1858 an der Schlosskir­che in Witten berg (Sachsen Anhalt) verewigt.

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