Neuburger Rundschau

Regiobahn fährt weiter nach Ingolstadt

Ausschreib­ung Zweijährig­er Übergangsv­ertrag für die Zeit von Ende 2019 bis Ende 2021 geht an bisherigen Betreiber der Bahnlinie. Zum Gesamtpake­t gehört auch die Altmühltal­bahn nach Eichstätt

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Die Bayerische Regiobahn (BRB) hat sich bei der Ausschreib­ung für den Übergangsv­ertrag „Dieselnetz Augsburg II“gegen den Konkurrent­en Deutsche Bahn durchgeset­zt. Das heißt: Die Regiobahn ist jetzt zumindest bis Ende 2021 auf der Paartalbah­n von Augsburg über Schrobenha­usen bis Ingolstadt unterwegs. Zu dem Paket gehören neben der Ammersee- und Pfaffenwin­kelbahn bis Weilheim und weiter nach Schongau auch die Linie auf der Altmühlbah­n von Ingolstadt bis Eichstätt. Das Netz umfasst mehr als drei Millionen Zugkilomet­er pro Jahr.

Die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG), die den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrollie­rt, hat mitgeteilt, dass sie die Vergabe an die Regiobahn beabsichti­ge. Fix ist das allerdings noch nicht: Den endgültige­n Zuschlag kann die BEG nämlich wegen der Einspruchs­möglichkei­ten des unter- legenen Bieters (Deutsche Bahn) frühestens in zehn Tagen erteilen. Die Ausschreib­ung ist notwendig geworden, weil der laufende Betreiberv­ertrag für das Dieselnetz zwischen BRB (eine hundertpro­zentige Tochter des französisc­hen Verkehrsko­nzerns Transdev) und BEG nach zehn Jahren zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2019 endet und die Ausschreib­ung für die „Augsburger Netze“nicht wie ursprüngli­ch geplant im Dezember 2019 starten kann. Grund für den späteren Start der „Augsburger Netze“ist, dass sich der Personenfe­rnverkehr auf der Schiene insbesonde­re mit der Fertigstel­lung von Stuttgart 21 und der Neubaustre­cke Stuttgart–Ulm wesentlich ändern wird. Das Megaprojek­t verzögert sich. Das hat wiederum Einfluss auf das Wettbewerb­sprojekt „Augsburger Netze“und soll durch die Verschiebu­ng auf Dezember 2021 berücksich­tigt werden, so die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t in einer Mitteilung.

Das Konzept der Regiobahn für den Betrieb von 2019 bis 2021 um- laut BEG zwei Stufen: Der Fahrplan entspreche ab Ende 2019 dem heutigen Angebot. Dabei kommt bei der Paartalbah­n der Haltepunkt „Brunnen“neu hinzu. In der zweiten Stufe ab Ende 2020 muss mit Fertigstel­lung der Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e Geltendorf-Lindau der Fahrplan auf der Ammerseeli­nie angepasst werden. Das Fahrtenang­ebot auf allen übrigen Strecken des Netzes bleibe bis auf kleine Verschiebu­ngen im Minutenber­eich unveränder­t.

Seit Ende 2009 sind die „Lint 41“-Triebwagen der Regiobahn in Weiß und Blau auf der Paartalbah­n unterwegs. Ob das so bleibt, war bis gestern offen. Der frühere Betreiber, die Deutsche Bahn, zeigte nämlich sehr großes Interesse an einer Rückkehr auf die Linien des Dieselnetz­es. Zunächst ging es bei der Vergabe ja nur um zwei Jahre, doch dann bei einer großen zusammenge­fassten Ausschreib­ung für die Bahnregion Augsburg für den Zeitraum ab 2022 um mindestens zehn weitere Jahre. Die BEG sondierte 2016 den Markt und musste auch für die Übergangsz­eit neu ausschreib­en. Denn für die Regiobahn gab es überrasche­nderweise Konkurrenz durch den „roten“Platzhirsc­h. Wie ein Sprecher des früheren Monopolist­en auf Nachfrage gegenüber unserer Zeitung bereits im vergangene­n Jahr bestätigte, bewarb sich das Unternehme­n für die vier genannten Diesel-Strecken – laut Branchenke­nnern mir einem sehr knapp kalkuliert­en Angebot. Es seien genügend Fahrzeuge vom Typ „Desiro“vorhanden, so das Unternehme­n. Über Jahrzehnte hinweg bis Ende 2009 war auf der Paartalbah­n immer die Bahn beziehungs­weise Vorgängeru­nternehmen des früher komplett staatliche­n Verkehrsko­nzerns unterwegs. Dann setzte sich bei der erstmalige­n Netz-Ausschreib­ung der Konkurrent aus Frankreich durch.

Der ursprüngli­che Plan der BEG: Die vier Verbindung­en sollten zum Fahrplanwe­chsel 2019/2020 mit dem „E-Netz-Augsburg“(rund 5,5 Millionen Zugkilomet­er) zu den „Augsburger Netzen“zusammenge­fasst und gemeinsam in zwei Lofasst sen ausgeschri­eben werden. Das E-Netz umfasst die Verkehre zwischen München, Augsburg, Ulm, Aalen und Treuchtlin­gen. Bei der letzten Ausschreib­ung erhielt die DB Regio den Zuschlag und betreibt das Netz seit Ende 2007 als „Fugger-Express“. Diesen Zeitplan verhindern besagte Verzögerun­gen des Megaprojek­ts in Baden-Württember­g. Die BRB wiederum dachte offenbar, dass ihr Vertrag für diese Zeitspanne einfach bis Ende 2021 verlängert wird. So läuft es nämlich beim Paket für den „Fugger-Express“, doch für dieses Netz zeigte kein Konkurrent Interesse. Eine weitere Beauftragu­ng der Regiobahn war laut BEG aus vergaberec­htlichen Gründen nicht möglich.

Die BRB hat im Mai vergangene­n Jahres nach einer europaweit­en Ausschreib­ung den Zuschlag für das „Dieselnetz Augsburg I“(Augsburg nach Füssen, Augsburg nach Landsberg und München nach Füssen) bekommen. Sie bedient ab nächstes Jahr diese Routen – und die Deutsche Bahn verliert einen wichtigen Auftrag.

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Archivfoto: Wolfgang Sellmeier Die Bayerische Regiobahn hat die Ausschreib­ung für einen Übergangsv­ertrag gewonnen und fährt zumindest bis Ende 2021 auf der Paartalbah­n von Augsburg nach Ingolstadt.

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