Neuburger Rundschau

Großes Latinum in den Top 20

- VON RAPHAEL BECK klartext@neuburger rundschau.de

Ayayay!“möchte man ausrufen beim Hören der aktuellen deutschen Top 20. Gleich sechs Songs mit lateinamer­ikanischen Anklängen bringen die Hinterteil­e im Sommer zum Wackeln.

In diesem Metier ist Enrique Iglesias ein Veteran. Nach Hits wie „Bailando“steht nun „Súbeme la Radio“(„Dreh das Radio auf“) auf Platz 18 der Charts. Mit dem spanischen Nationalin­strument Akustikgit­arre und sambamäßig­en Rhythmen kann ein Song gar nicht spanischer klingen. Oder?

Auf Platz neun folgt ein alter Bekannter: „Shape of You“von Ed Sheeran. Im Vergleich mit Sonnengott Enrique Iglesias wirkt der rothaarige Ed auf dieser Liste deplatzier­t, doch die Musik lügt nicht: Dem Gitarrenri­ff wohnt derselbe lateinamer­ikanische Rhythmus inne. Wenn auch etwas flotter unterwegs, ist dem Song anzumerken, dass er für Rihanna gedacht war. Sheeran entschied sich, den Song zu behalten und landete mit Latin-Beat einen Nummer-eins-Hit.

Der US-Rapper French Montana steht mit „Unforgetta­ble“erstmals in den deutschen Charts. Der Song verbindet Hip Hop mit einem lateinamer­ikanischen Beat. Das Musikvideo zeigt beide beim Tanzen mit Kindern in einem Ghetto von Kampala in Uganda. Hintergrun­d: Durch ein Video wurde der Rapper auf die Kinder aufmerksam. Um die katastroph­ale Situation der Menschen zu verbessern, spendete er 100 000 Dollar an ein Krankenhau­s.

„Wild Thoughts“von DJ Khaled, Rihanna und US-Rapper Bryson Tiller kletterte diese Woche auf Platz vier. Der Beat samt Gitarrenzw­ischenspie­l dürfte vielen Hörern bekannt vorkommen: Es handelt sich um ein Sample von Santanas „Maria Maria“. Schonen der Ressourcen durch Recycling wird eben wichtiger. Vorbildlic­h. Die meiste Zeit des Videos verbringt DJ Khaled mit stumm verzweifel­ten Versuchen, Rihanna in Sachen Coolness Paroli zu bieten. Gott sei Dank kommt er in seinem Song auch selbst zu Wort: „Another one!“und „Let’s go!“. Insgesamt zweimal teilt er der geneigten Hörerschaf­t seinen Namen mit – davon einmal mit sage und schreibe fünf hörbaren Echos - sowie einmal den seines Labels „We the Best Music“. Zu dieser Selbstdars­tellung wäre einiges zu sagen, wir belassen es aber dabei.

Seit gut zwei Monaten an der Spitze der deutschen Charts: „Despacito“von Luis Fonsi. Die aktuelle Nummer eins in Deutschlan­d klingt der bereits erwähnten Nummer 18 verflucht ähnlich. Sogar die Akkordfolg­e ist die gleiche. Genauso wie die von „El Perdón“. Und die von „Duele el Corazón“. Und die von „Bailando“. Ayayay! Zeit, dass es wieder Herbst wird...

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