Wenn’s ruckzuck licht wird im Wald
Borkenkäfer Bei einer Infoveranstaltung für Waldbauern bei Schnellmannskreuth geht es um schnelle Schadensbegrenzung für die befallenen Fichtenbestände und um den Wald der Zukunft
Jahrelang trat der Fichtenborkenkäfer, der Buchdrucker, von „alten Käfernestern“ausgehend oder von besonnten Außen- und Innenwaldrändern aus seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Fichte an. Immer wieder konnte ihn menschliches Eingreifen an der zügellosen Ausbreitung hindern. Nun zeigten die Waldbesitzervereinigung (WBV) Aichach und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Augsburg vor 40 interessierten Waldbesitzern, dass auch ein völlig „unverdächtiger“Standort als Ausbreitungssprungbrett für den Buchdrucker taugt.
Östlich von Schnellmannskreuth (Markt Pöttmes) an der Nordseite eines Waldgebietes, kaum 20 Meter innerhalb eines Fichtenbestandes mit vorbildlicher Altersstruktur steht eine Fichte ohne Rinde. Rund- um leuchten rund 20 Fichtenkronen in der Abendsonne, die noch gar nicht realisiert haben, dass auch sie dem Tod geweiht sind. Saft aus den Wurzeln kann sie nicht mehr erreichen, die Bahnen dorthin hat der Buchdrucker mit seinen Brutgängen zerstört. „Wenn ich’s jetzt versäum’, dann kann’s richtig zu Schäden führen“, sagt Peter Erhard, Chef der Waldbauernvereinigung, und Ralf Gang, Abteilungsleiter Forsten beim Amt, erläutert, warum so eine Population schnell explodieren kann: „So ein Buchdruckerweibchen bringt es in einer Saison schon mal auf 100 000 Käfernachkommen, und 1000 davon können wie bei den derzeitigen ungünstigen Bedingungen eine vitale Fichte töten.“
Gang und Erhard fordern höchste Aufmerksamkeit und schnelles Handeln von ihren Waldbesitzern: „Solange der Stamm noch seine Rinde hat, wird das Holz nicht blau und gilt als Frischholz. Damit erzielen sie bis zu 91 Euro pro Festmeter. Ist die Rinde ab, zahlen die Säger mindestens 20 Euro weniger“, darauf verweist WBV-Geschäftsführer Bernhard Breitsameter. „Wie lange dauert es, bis aus den Eiern flugfähige Käfer werden?“, will Johann Berthold aus Gundelsdorf (Pöttmes) wissen. Förster Rolf Banholzer, zuständig für das Revier Affing, liefert die Antwort: „Bei dieser Witterung drei Wochen.“
Für Breitsameter ist es „keine Schande, Käferbäume zu haben“. Doch dann sollte es schnell gehen, denn „die einzige Chance gegen den Käfer ist Geschwindigkeit“. „Wir haben als WBV derzeit vier Harvester im Einsatz, zehn rumänische Forstarbeiter arbeiten für uns und die bewährten Einschlagfirmen Waldvogel, Steppich und Lechner stehen für uns bereit“, erklärt Breitsameter. Ralf Gang weist auf die Aufarbeitung des Einschlagholzes hin: Das geschlagene Holz sei entweder sofort zum Weiterverarbeiten abzufahren oder 500 Meter vom Wald entfernt zu lagern. Wenn beides nicht möglich sei, müsse die Brut vergiftet werden, sind sich Vertreter von WBV und Amt einig über den Einsatz von Insektiziden im Wald.
Doch was ist, wenn es der Fichte in unseren Breiten wirklich zu warm wird? Breitsameter stellt die Grundsatzfrage, ob auf unseren tiefgründigen Böden die Fichte der allein richtige Baum sei. Er spricht sich aus für eine Mischung aus Flach-, Herzund Pfahlwurzlern, für Licht-, Halbschatten- und Schattenbaumarten. Da kämen zum Beispiel Fichte (Lichtbaum, Flachwurzler), Buche (Halbschattenbaum, Herzwurzler) und Tanne (Schattbaum, Pfahlwurzler) infrage.
Als letztes Mittel müssen Insektizide im Wald ran