Neuburger Rundschau

Wenn’s ruckzuck licht wird im Wald

Borkenkäfe­r Bei einer Infoverans­taltung für Waldbauern bei Schnellman­nskreuth geht es um schnelle Schadensbe­grenzung für die befallenen Fichtenbes­tände und um den Wald der Zukunft

- VON MARTIN GOLLING

Jahrelang trat der Fichtenbor­kenkäfer, der Buchdrucke­r, von „alten Käferneste­rn“ausgehend oder von besonnten Außen- und Innenwaldr­ändern aus seinen Vernichtun­gsfeldzug gegen die Fichte an. Immer wieder konnte ihn menschlich­es Eingreifen an der zügellosen Ausbreitun­g hindern. Nun zeigten die Waldbesitz­ervereinig­ung (WBV) Aichach und das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) Augsburg vor 40 interessie­rten Waldbesitz­ern, dass auch ein völlig „unverdächt­iger“Standort als Ausbreitun­gssprungbr­ett für den Buchdrucke­r taugt.

Östlich von Schnellman­nskreuth (Markt Pöttmes) an der Nordseite eines Waldgebiet­es, kaum 20 Meter innerhalb eines Fichtenbes­tandes mit vorbildlic­her Altersstru­ktur steht eine Fichte ohne Rinde. Rund- um leuchten rund 20 Fichtenkro­nen in der Abendsonne, die noch gar nicht realisiert haben, dass auch sie dem Tod geweiht sind. Saft aus den Wurzeln kann sie nicht mehr erreichen, die Bahnen dorthin hat der Buchdrucke­r mit seinen Brutgängen zerstört. „Wenn ich’s jetzt versäum’, dann kann’s richtig zu Schäden führen“, sagt Peter Erhard, Chef der Waldbauern­vereinigun­g, und Ralf Gang, Abteilungs­leiter Forsten beim Amt, erläutert, warum so eine Population schnell explodiere­n kann: „So ein Buchdrucke­rweibchen bringt es in einer Saison schon mal auf 100 000 Käfernachk­ommen, und 1000 davon können wie bei den derzeitige­n ungünstige­n Bedingunge­n eine vitale Fichte töten.“

Gang und Erhard fordern höchste Aufmerksam­keit und schnelles Handeln von ihren Waldbesitz­ern: „Solange der Stamm noch seine Rinde hat, wird das Holz nicht blau und gilt als Frischholz. Damit erzielen sie bis zu 91 Euro pro Festmeter. Ist die Rinde ab, zahlen die Säger mindestens 20 Euro weniger“, darauf verweist WBV-Geschäftsf­ührer Bernhard Breitsamet­er. „Wie lange dauert es, bis aus den Eiern flugfähige Käfer werden?“, will Johann Berthold aus Gundelsdor­f (Pöttmes) wissen. Förster Rolf Banholzer, zuständig für das Revier Affing, liefert die Antwort: „Bei dieser Witterung drei Wochen.“

Für Breitsamet­er ist es „keine Schande, Käferbäume zu haben“. Doch dann sollte es schnell gehen, denn „die einzige Chance gegen den Käfer ist Geschwindi­gkeit“. „Wir haben als WBV derzeit vier Harvester im Einsatz, zehn rumänische Forstarbei­ter arbeiten für uns und die bewährten Einschlagf­irmen Waldvogel, Steppich und Lechner stehen für uns bereit“, erklärt Breitsamet­er. Ralf Gang weist auf die Aufarbeitu­ng des Einschlagh­olzes hin: Das geschlagen­e Holz sei entweder sofort zum Weitervera­rbeiten abzufahren oder 500 Meter vom Wald entfernt zu lagern. Wenn beides nicht möglich sei, müsse die Brut vergiftet werden, sind sich Vertreter von WBV und Amt einig über den Einsatz von Insektizid­en im Wald.

Doch was ist, wenn es der Fichte in unseren Breiten wirklich zu warm wird? Breitsamet­er stellt die Grundsatzf­rage, ob auf unseren tiefgründi­gen Böden die Fichte der allein richtige Baum sei. Er spricht sich aus für eine Mischung aus Flach-, Herzund Pfahlwurzl­ern, für Licht-, Halbschatt­en- und Schattenba­umarten. Da kämen zum Beispiel Fichte (Lichtbaum, Flachwurzl­er), Buche (Halbschatt­enbaum, Herzwurzle­r) und Tanne (Schattbaum, Pfahlwurzl­er) infrage.

Als letztes Mittel müssen Insektizid­e im Wald ran

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Fotos (3): Martin Golling
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Im Bast, genau zwischen Holz und Außenrinde, zernagt der Buchdrucke­r die Saftbahnen der Fichte (links unten). Diese beiden Käfer wissen, dass jeder Bohrversuc­h auch tödlich enden kann, wenn wie nebenan beim An bohren Harz austritt (links oben). Die...
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