Zwei Stücke übers Anderssein
Aufführung Die Schulspielgruppe der Unterstufe des Descartes-Gymnasiums tritt im Studienseminar auf
„Glaubst du vielleicht, das ist einfach mit dir? Deinetwegen kann ich nicht sein wie die anderen. Immer kommst du mir in die Quere. Guck dir die anderen an – die haben alle eine ordentliche Fantasie. (…) Eine Fantasie, die sich bändigen und kontrollieren lässt, die sich nicht plötzlich selbstständig macht“, sagt Johanna im Stück „So wie die anderen“zu ihrer Fantasie.
In den beiden Stücken der diesjährigen Inszenierung des Unterstufentheaters des Descartes-Gymnasiums dreht sich alles um Figuren, die in ihrem Leben immer wieder feststellen müssen, dass sie nicht wie andere Jugendliche sind. Ein Mädchen träumt sich in immer neue Welten, ein Junge spricht nicht mehr, um sich vor der Neugierde der anderen zu schützen.
Da tauchen Jungen auf, die jeweils einen besten Freund haben – ein Board und einen Eimer. Eine Wolkenguckerin betrachtet lieber die Wolken und unterhält sich mit einem Jungen, als dass sie das Bespaßungsprogramm ihrer Eltern absolviert. Vor den verbalen Attacken seiner Eltern schützt sich ein anderer Junge mit einem Eimer, den er auf dem Kopf trägt. Was zunächst widersinnig und abnormal erscheint, hat bei genauerem Betrachten seinen jeweils eigenen Sinn.
Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die talentierte Geigerin ist genervt vom Leistungsdruck ihres Umfelds, die Gelassenheit der coolen Mitschülerin ist das Resultat der Vernachlässigung durch die Mutter. Bei der Beschäftigung mit diesen beiden Stücken beschleicht einen langsam der Eindruck, dass die vermeintlich Andersartigen die eigentlichen Normalen sind, und die scheinbar Normalen nur normal erscheinen, weil sie in der Mehrheit sind.
Auf den zweiten Blick sprechen die Stücke aber auch von den Lebensumständen heutiger Jugendlicher. Was muss ein junger Mensch alles an Erwartungen erfüllen, um wertgeschätzt zu werden? Was kann und darf er auf keinen Fall? Was, wenn er sich gängigen Vorstellungen entzieht? Fragen, die nicht nur für die jugendlichen Zuschauer interessant sind, sondern mindestens genauso für die Erwachsenen. (nr) O
Die Aufführungen fin den statt am Dienstag, 18., Mittwoch, 19., und Donnerstag, 20. Juli, jeweils um 19.30 Uhr im Theater des Studiense minars. Karten gibt es im Sekretariat II bei Frau Huschenbett und an der Abend kasse.