Neuburger Rundschau

Die Bürgermeis­ter sind hin und hergerisse­n

Nationalpa­rk Reaktionen aus den Kommunen zur Entscheidu­ng des Kabinetts für eine weitere Prüfung der Donau-Auen

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Neuburg Schrobenha­usen Die Donau-Auen und die Rhön gehen als Kandidaten für einen dritten Nationalpa­rk in Bayern in die Konzeptpha­se. Das entschied das Bayerische Kabinett am Dienstag, nun geht es um das weitere Vorgehen. Landrat Roland Weigert hat einen intensiven Dialog angekündig­t und an die Adresse Münchens angemahnt, die Sorgen und Vorbehalte der Menschen vor Ort ernst zu nehmen. Ähnlich kommentier­en auch Bürgermeis­ter der Anliegerge­meinden die Entscheidu­ng: Michael Böhm, Burgheim: „Ich bin zufrieden und hoffe, dass wir jetzt die nötige Zeit bekommen. Eines ist klar, einen Polder kann es im Umfeld eines Nationalpa­rks nicht geben, das verträgt sich nicht. Das ist eine Vernunftse­ntscheidun­g und bei den zuständige­n Behörden muss ein Umdenken reifen.“ Georg Hirschbeck, Rennertsho­fen: „Ich bin glücklich, weil der Druck durch die Entscheidu­ng, wer in die Konzeptpha­se kommt, erst mal draußen ist. Die Weiterführ­ung des Dialogs ist jetzt sehr wichtig, weil die Kommunikat­ion mit dem Bürger bisher zu kurz gekommen ist. Es herrscht noch viel Informatio­nsbedarf. Viele Leute können sich nicht vorstellen, was ein Nationalpa­rk bedeutet und haben Angst vor der sprichwört­lichen Käseglocke, die übergestül­pt wird. Ich bin ganz offen, das Abwägen der Risiken und Chancen ist wichtig. Man muss den Nationalpa­rk als Generation­sprojekt sehen und darf nicht nur auf den Status quo schauen. Wie geht es der Region in 30 Jahren und wie war es vor 30 Jahren? Fridolin Gößl, Oberhausen: „Bei uns herrscht mehr Verunsiche­rung wie Begeisteru­ng, denn die vorgelegte Gebietskul­isse zeigt für unsere Gemeinde, dass der Nationalpa­rk auf zwei Drittel Privatwald und nur einem Drittel Staatswald liegen würde. Und er würde praktisch bis zur Wohnbebauu­ng heranreich­en. Wichtige Themen, die geklärt werden müssen, sind die Holzrechte, wir haben 65 auf Kommunalwa­ld, die Auswirkung­en auf die Abwasseren­tsorgung und auf die planungsre­chtliche Entwicklun­g. Wenn ich einen Auwaldstre­ifen hätte und dann einen großen Puffer bis zum Ortsrand, würde ich das entspannte­r sehen. Aber in dieser Massivität kann unser Gemeindera­t einem Nationalpa­rk nicht zustimmen. Das haben wir auch so beschlosse­n. Aber natürlich wollen wir uns informiere­n und werden uns konstrukti­v an der Konzeptpha­se beteiligen.“Bernhard Gmehling, Stadt Neuburg:

Der Oberbürger­meister hat schon im Vorfeld das Verfahren kritisiert, „mir scheint es etwas undurchsic­htig, weil es nicht formell ist. Mir fehlt, dass die Kommunen anständig gefragt werden. Im Stadtrat haben wir beschlosse­n, abzuwarten bis der Fragenkata­log der Region vom Umweltmini­sterium beantworte­t ist. Offen ist zum Beispiel, ob es Betretungs­verbote geben wird, ob Bootfahren auf der Donau möglich bleiben wird oder die Auswirkung­en auf die Infrastruk­tur. Eigentlich ist ein Nationalpa­rk eine gute Sache, doch ich bin hin- und hergerisse­n, weil ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass das Gebiet nicht kompakt ist, und weil wir schlechte Erfahrunge­n mit den FFH- und Natura 2000-Ausweisung­en gemacht haben. Es ist zu befürchten, dass das mit einem Nationalpa­rk ähnlich laufen könnte. Tobias Gensberger, Bergheim:

„Für mich stellt sich die Frage, ob wir jetzt noch im Dialog oder schon in der Konzeptpha­se sind. Im Umweltmini­sterium weiß man, was die Gemeinde Bergheim für eine Meinung hat. Der Gemeindera­t hat einstimmig beschlosse­n, dass verkehrste­chnisch etwas passieren muss, wenn der Nationalpa­rk kommt. Der Ausbau der Donaubrück­e Bergheim muss vierspurig erfolgen und es muss eine Umfahrung von Irgertshei­m gebaut werden, zusammen mit dem Kreisel Bergheim ist das ein Nadelöhr. Wir brauchen die Anbindung an die B16, eine Highspeedv­erbindung von Neuburg nach Ingolstadt, für die Menschen in der Region und für mögliche Touristen, die uns durch einen Nationalpa­rk versproche­n werden. Ob die wirklich kommen, kann ich nicht sagen. Aber wo soll sonst noch mehr Verkehr fließen? Das muss in den nächsten zehn Jahren eine Lösung her.“(nel)

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