Ein Hühnerstall als Probenraum
Geburtstag Der Musikverein Rohrenfels feiert sein 90-jähriges Bestehen mit einem Festwochenende. Wie sich der Verein seit seiner Gründung entwickelt hat und was zum Jubiläum geboten ist
Wenn am letzten Wochenende im Juli der Musikverein Rohrenfels sein Gründungsfest feiert, dann blicken die Musiker um den Vorstand Herbert Heckl und den Dirigenten Peter Böhm auf eine 90-jährige Vereinsgeschichte zurück. Eine lange Zeit, die für den Verein nicht immer einfach war, aber dennoch beweist, dass man mit einem starken Willen und der Liebe zur Blasmusik vielen Willfährigkeiten widerstehen kann.
Bereits im Herbst 1926, der Saal beim Schneiderbräu war gerade fertiggestellt, überlegten die Rohrenfelser Bürger Josef Jann, Hans Heckner, Xaver Kreus, Xaver Reichart und Max Kempfle, eine eigene örtliche Musikkapelle zu gründen. Die Gründe lagen auf der Hand: Für die gesellschaftlichen Veranstaltungen im erwähnten Saal mussten stets auswärtige Kapellen engagiert werden und die waren meist sehr teuer. Also bestellte man rasch Instrumente, die über einen Kredit bei dem Darlehenskassenverein Rohrenfels finanziert werden mussten. Als Bürgen fungierten neben der Kirchenstiftung Rohrenfels auch einige engagierte Bürger der Gemeinde. Als musikalischer Leiter konnte der Lehrer Reiner Reimertshofer gewonnen werden.
Leider setzte der Zweite Weltkrieg den Aktivitäten der Rohrenfelser Blasmusik ein jähes Ende. Erst 1946 konnte der Musikverein unter der erneuten Leitung von Reiner Reimertshofer seine musikalischen Tätigkeiten wieder aufnehmen. Es folgten viele erfolgreiche Jahre für den Musikverein. Aber zu Beginn der 1960er Jahre ließ das Interesse an der Blasmusik so stark nach, dass das Ende des Rohrenfelser Musikvereines schon beinahe besiegelt schien. Der damalige Bürgermeister Johann Narr konnte Anton Krell, bekannt als der „Boder Toni“ermuntern, junge Menschen aus der Gemeinde um sich zu versammeln und zu unterrichten. So gelangte die Blasmusik zu neuer Blüte.
1969 konnte dann auch das erste Musikheim im Felbergarten in Betrieb genommen werden. Mit reiner Eigenleistung bauten die Musiker einen Hühnerstall zum Probenraum um. Natürlich gibt es in der Vereinsgeschichte auch viele Höhepunkte, beispielsweise die Ausrichtung des sechsten Musikfestes des Mittelbayrischen Musikverbandes 1975 oder auch die Teilnahme am Trachtenumzug 1981 beim Münchner Oktoberfest. Seit 1980 leitet nun Herbert Heckl als erster Vorsitzender die Geschicke des Vereines. In seiner Amtszeit erfolgte in den Jahren 2003 bis 2005 der Komplettumbau des Musikheimes zu einem modernen Probenraum.
Mittlerweile treten die Rohrenfelser Musikanten in verschiedenen Besetzungen, wie zum Beispiel, der großen Kapelle, der StammtischMusi, der Klarinetten-Musik (Wurmholz-Musik) oder der Stubenmusik auf. Dafür steht ein Stamm von 20 aktiven Musikern zur Verfügung. Daneben werden noch neun Schüler, wovon der jüngste sieben Jahre und der älteste 61 Jahre zählt, an verschiedenen Instrumenten ausgebildet.
Mit den Planungen zum Festwochenende am 29. und 30. Juli befinden sich die Musiker mittlerweile auf der Zielgeraden. Am Samstag beginnt das Fest um 19 Uhr im Garten des Musikheimes in Rohrenfels. Hier bringen die Rohrenfelser Musikanten und die Trachtenkapelle aus dem südbadischen Nenzingen ihr Können zu Gehör. Ab 22 Uhr ist ein Programm für die Jugend mit der Rockband Stereons angedacht.
Der Sonntag beginnt um zehn Uhr mit einem Festzug vom Maibaum zum Musikheim. Dort findet auch der Festgottesdienst, der von Pfarrer Anton Tischinger zelebriert wird, statt. Die musikalische Umrahmung gestaltet der Jubelverein mit der Pöhamer Musikantenmesse von Mathias Rauch. Nach dem Mittagessen spielen die anwesenden Gastvereine auf.