Ein Wanderer zwischen den Welten
Glaube Anton Tischinger feierte sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Was ihm Stadtpfarrer Kohler mit auf den Weg gab
Er ist kein Bewahrer vergangener Bräuche, sondern trägt die Botschaft Christi lebendig, zeitgemäß, authentisch, aber durchaus auch mit einem kritischen Blick darauf weiter. So kommt es nicht von ungefähr, dass Anton Tischinger als Klinikseelsorger im Krankenhaus oder als Priester in der Pfarreiengemeinschaft Neuburg bei Jung und Alt geschätzt und beliebt ist. Das spiegelte sich bei den Feierlichkeiten zum 40-jährigen Priesterjubiläum des 69-Jährigen Seelsorgers in der voll besetzten Hl. Geist Kirche mit Ehrengästen aus dem Krankenhaus, der Politik, den Ordensschwestern und vor allen den Gläubigen aller Generationen wieder.
Sein Credo brachte der 69-jährige Jubilar nach einem feierlichen Einzug in das Gotteshaus mit einer Ministrantenschar, Kindern und zehn Pfarrern gleich zu Beginn zum Ausdruck: „Das, was ich heute fühle, was ich bin und was ich tue, wäre ohne sie, liebe Gläubige, nicht vorstellbar und denkbar“, sagt er und entschuldigte sich für seine etwas undeutliche Aussprache. Seit wenigen Tagen ist seine linke Gesichtshälfte nach einer Bindehautentzündung und angegriffenem Nerv teilweise gelähmt. „Keine Sorge, dank der besten Betreuung bei uns im Krankenhaus wird das schon wieder“, beruhigte er. Und falls jemand etwas nicht verstehe, soll er bitte den Finger heben, scherzte er. Das aber war weder beim Festgottesdienst der Fall, noch als Tischinger kurz seinen Werdegang schilderte.
1948 in Augsburg geboren, sollte er nach dem Abitur und Studium als Bauingenieur das väterliche Geschäft übernehmen. Prägende Erlebnisse in Taizé, wie die Erfahrung der Ökumene ließen in ihm den Wunsch wachsen, Priester zu werden. Obwohl seine Eltern dagegen waren, studierte er Theologie und Philosophie und wurde am 19. Juni 1977 im Augsburger Dom zum Priester geweiht.
Als „Wanderer zwischen den Welten“, wie er sagt, war er gerne für verschiedene Bereiche tätig. Seinen Werdegang prägten die Jugendarbeit in Augsburg sowie die Aufgaben als Pfarrer in Untermeitingen, Nördlingen und Bad Wörishofen sowie als Militärpfarrer in Koblenz. Seit fünf Jahren ist er Klinikseelsorger. „Ein Traumjob, wenn es diese Aufgaben nicht schon gäbe, dann müsste man sie erfinden“, erklärte er. Denn Begegnungen mit den Menschen stehen für Tischinger stets im Vordergrund.
Sein Wirken lobten beim Festgottesdienst Regionaldekan Werner Dippel und ganz besonders Stadtpfarrer Herbert Kohler in der Festpredigt. Tischinger habe ihn gebeten, ehrlich zu sein. „Das tue ich freilich gerne“, sagte Kohler und zeigte auf ein paar graue Haare auf seinem Haupt. „Daran bist du schuld, lieber Anton“, witzelte der Prediger. Er erklärte auch gleich warum. Zum Beispiel als er davon gelesen habe, dass Tischinger in Sehensand einen Karaoke-Gottesdienst einführen wolle. Ohnehin würden seine Gottesdienste alles andere als routiniert ablaufen. „Sich mit Leidenschaft einbringen und in den Herzen der Gläubigen ankommen, das sind deine Lieblingsworte und das bewundere ich an dir“, charakterisierte Kohler den Jubilar. Der Stadtpfarrer hob auch die Emotionalität und Energie von Anton Tischinger hervor und erzählte, dass die Gläubigen noch lange vom Wirken von Anton Tischinger profitieren wollten. „Aber wir machen uns Sorgen“, sagte Kohler und gab ihm deshalb einige Ratschläge: „Mach ein bisschen langsamer, gehe vom Gas runter. Du musst nicht jeden Tag die Welt verbessern“.
Nach dem Gottesdienst brachten im Pfarrgarten Grußredner sowie die Pfarrei und Vertreter aus den Kliniken all das positive Wirken von Anton Tischinger zum Ausdruck.