Klassik Open Air lockt Tausende
Musik Ein Fest für die ganze Familie: Der Klenzepark verwandelt sich in ein Opernhaus
Ein richtiges Familienfest: Musik, Picknick, Entspannung und gute Laune – und sogar das Wetter spielte mit. Die beiden Klassik Open Airs der Audi Sommerkonzerte bescherten insgesamt gut 20 000 Menschen zwei herrliche laue Sommerabende auf der Tillywiese im Klenzepark. Dass letzterer heuer seinen 25-jährigen Geburtstag feiert, war ein Tüpfelchen auf dem „i“.
Das Flair des 1992 im Zuge der Landesgartenschau entstandenen Parks übertrug sich wie in den Vorjahren unmittelbar auf das Publikum: Da konnten die Kinder nach Herzenslust im Wasser planschen und auf der Wiese toben, während die Großen sich der Abendsonne und der Nachtluft erfreuten und die Musik die positive sommerliche At- mosphäre auf den Punkt brachte. Von überall aus der Region waren die Menschen gekommen. Väter, Mütter, Kinder, Großeltern, Paare, Junge und Jüngste, Alte und Älteste, Dutt und Irokesenschnitt, Dauerwelle und Kürzest-Frisuren. Ein Fest, das alle zusammenbrachte in friedlicher, heiterer Stimmung und bester Erwartung an das, was auf der Bühne vor sich ging. Zwei Abende lang ein Feuerwerk der Musik! Dass das reale Feuerwerk heuer unterblieb, trübte die Stimmung ein wenig. Dem Dieselskandal wird man dadurch nicht beikommen, waren sich alle einig. Was nächstes Jahr passiert, war den Verantwortlichen nicht zu entlocken.
Mit allerlei Hits aus mehr als 50 Jahren Rock und Pop erfreute die Audi Bläserphilharmonie unter der wie immer souveränen Leitung von Fotos: Tobias Böcker Christian Lombardi am Freitag Abend in gewohnter Professionalität und mit vollem Sound. Bewährt kundig moderierte Antonia Goldhammer vom BR-Klassik Team und erzählte dabei manch Wissenswertes über die Künstler, die Songs und ihre Entstehung. Von den Beatles bis zu Grönemeyer reichte das Programm, Rock mit Deep Purple, Led Zeppelin und Metallica, Pop mit den Bee Gees, Michael Jackson und Bruno Mars gab’s zu hören, Balladen von Leonard Cohen und den Scorpions sowie Tanzbares von den Village People, Earth Wind and Fire, Supertramp und Enrique Iglesias. Für jeden war etwas dabei aus dem reichhaltigen Fundus des Generationen übergreifenden, kollektiven Gedächtnisses. Kaum einer blieb einfach nur still sitzen bei so viel Drive. Im zweiten Klassik Open Air überzeugte das Georgische Kammerorchester Ingolstadt unter der Leitung seines derzeitigen Chefdirigenten Ruben Gazarian spielfreudig mit sommerlicher Musik aus der Feder des Franzosen Georges Bizet.
Dessen Oper „Carmen“ist unbestritten einer der größten Hits der Musikgeschichte. 1968 inspirierte Bizets Musik den russischen Komponisten Rodion Schtschedrin zu seiner Carmen-Suite. Die ist seither aus den Konzertsälen nicht wegzudenken. Angeblich wird sie jeden Tag mindestens ein mal irgendwo auf der Welt gespielt. Die Georgier gingen das überaus beliebte Werk beherzt an, mit Schwung, Stil und Verve. Der Klenzepark entwickelt sich ja nach und nach neben dem Stadttheater zur Hausbühne des Orchesters, das sich schon seit etlichen Jahren als ausgesprochen freilufttauglich erwiesen hat.
Temperamentvoll und engagiert agierten die Musiker und vermochten in disziplinierter Trennschärfe den Tücken des Outdoor-Sounds erfolgreich zu trotzen. Ein Lob auch den Tontechnikern, die den Klang stets gut ausbalancierten. Auch leise Stellen waren ausgezeichnet zu hören, dies nicht zuletzt Dank eines aufmerksam lauschenden Publikums.
Bizets „L’Arlesienne“war eigentlich als Bühnenmusik konzipiert. Das Theaterstück floppte, die Musik schrieb Bizet kurzerhand zur Suite um und erntete den Erfolg, der sich nun auch beim 8. Klassik Open Air im Klenzepark einstellte. Wenn es die Veranstaltung nicht schon gäbe, seit 2009 übrigens, man müsste sie erfinden.