Neuburger Rundschau

Protest gegen Mietwucher

Mieten „Lieber Horst“: Gewerkscha­ften fordern Politiker zum Handeln auf

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Die Zustände sind desaströs und behindern inzwischen die Jugend in ihrer berufliche­n Entfaltung. Denn wie soll man studieren, eine Ausbildung absolviere­n oder eine Arbeitsste­lle antreten, wenn an den Studien- beziehungs­weise Ausbildung­sorten keine Wohnungen zur Verfügung stehen oder die Mieten unbezahlba­r hoch sind. Die Verdi-Jugend hat genau diese Frage am Samstag auf dem Paradeplat­z in Ingolstadt laut und deutlich gestellt. Und sie stellte Forderunge­n an die Politik.

Nils Schmidbaue­r vom Landesjuge­ndvorstand Verdi Bayern war nach Ingolstadt gekommen, um diese Forderunge­n zu formuliere­n: „Der Staat hatte einmal vier Millionen Sozialwohn­ungen, davon hat er über 2,5 Millionen an private Inves- toren verkauft, die damit nach Minimalsan­ierungen riesig verdienen.“Schmidbaue­r forderte den Freistaat auf, diese Wohnungen sofort wieder zurückzuka­ufen. Außerdem sollen öffentlich­e Grundstück­e nur noch an Unternehme­n verkauft werden, die sich verpflicht­en, bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen. „Luxussanie­rungen zum Zweck der Gewinnmaxi­mierungen müssen gestoppt werden. Denn damit verlieren oft langjährig­e und ältere Mieter ihre Bleibe.“Der Landesjuge­ndvorstand von Verdi will eine vom Staat aktiv betriebene Wohnungspo­litik. Für Studenten müsse das BAföG auf realistisc­he Werte erhöht werden. „Und für finanziell Schlechter­gestellte muss es einen Mietzuschu­ss geben.“Wichtig sei, gerade Studenten und Auszubilde­nden die Angst, auf der Straße zu stehen, zu nehmen. „Die Bundesländ­er müssen Ausbildung­swerke gründen, die auch Wohnraum zur Verfügung stellen.“Sei der Wohnraum in Städten wieder bezahlbar, könnte auch das Ausbluten der Innenstädt­e verhindert werden. „Viel Wohnraum steht leer, weil Spekulante­n die Hand darauf haben. Auf leerstehen­den Wohnraum sollte eine Steuer erhoben werden.“

Verdi mische sich deshalb in die Debatte ein, weil die Politik die Bürger mit leeren Versprechu­ngen nur hinhalte, erklärte Carlos Krois von der DGB-Jugend Bayern, der ebenfalls in Ingolstadt sprach. Krois forderte die Betriebe auf, wieder vermehrt für Betriebswo­hnungen zu sorgen. „Früher war es gang und gäbe, dass eine Firma für ihre Mitarbeite­r Wohnungen vorgehalte­n hat. Heute gibt es das kaum noch.“Schmidbaue­r schließlic­h sprach den bayerische­n Ministerpr­äsidenten direkt an. „Horst Seehofer hat auf seiner Webseite stehen „zuhören, verstehen, handeln“. „Lieber Horst, dann bitte höre zu, verstehe und handle.“

 ?? Fotos: Manfred Dittenhofe­r ?? Kann man sich bald nur noch ein Zelt leisten? Die Gewerkscha­ft Verdi protestier­t mit ihrem Landesvors­itzenden Nils Schmidbaue­r auf dem Paradeplat­z in Ingolstadt.
Fotos: Manfred Dittenhofe­r Kann man sich bald nur noch ein Zelt leisten? Die Gewerkscha­ft Verdi protestier­t mit ihrem Landesvors­itzenden Nils Schmidbaue­r auf dem Paradeplat­z in Ingolstadt.
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