Protest gegen Mietwucher
Mieten „Lieber Horst“: Gewerkschaften fordern Politiker zum Handeln auf
Die Zustände sind desaströs und behindern inzwischen die Jugend in ihrer beruflichen Entfaltung. Denn wie soll man studieren, eine Ausbildung absolvieren oder eine Arbeitsstelle antreten, wenn an den Studien- beziehungsweise Ausbildungsorten keine Wohnungen zur Verfügung stehen oder die Mieten unbezahlbar hoch sind. Die Verdi-Jugend hat genau diese Frage am Samstag auf dem Paradeplatz in Ingolstadt laut und deutlich gestellt. Und sie stellte Forderungen an die Politik.
Nils Schmidbauer vom Landesjugendvorstand Verdi Bayern war nach Ingolstadt gekommen, um diese Forderungen zu formulieren: „Der Staat hatte einmal vier Millionen Sozialwohnungen, davon hat er über 2,5 Millionen an private Inves- toren verkauft, die damit nach Minimalsanierungen riesig verdienen.“Schmidbauer forderte den Freistaat auf, diese Wohnungen sofort wieder zurückzukaufen. Außerdem sollen öffentliche Grundstücke nur noch an Unternehmen verkauft werden, die sich verpflichten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. „Luxussanierungen zum Zweck der Gewinnmaximierungen müssen gestoppt werden. Denn damit verlieren oft langjährige und ältere Mieter ihre Bleibe.“Der Landesjugendvorstand von Verdi will eine vom Staat aktiv betriebene Wohnungspolitik. Für Studenten müsse das BAföG auf realistische Werte erhöht werden. „Und für finanziell Schlechtergestellte muss es einen Mietzuschuss geben.“Wichtig sei, gerade Studenten und Auszubildenden die Angst, auf der Straße zu stehen, zu nehmen. „Die Bundesländer müssen Ausbildungswerke gründen, die auch Wohnraum zur Verfügung stellen.“Sei der Wohnraum in Städten wieder bezahlbar, könnte auch das Ausbluten der Innenstädte verhindert werden. „Viel Wohnraum steht leer, weil Spekulanten die Hand darauf haben. Auf leerstehenden Wohnraum sollte eine Steuer erhoben werden.“
Verdi mische sich deshalb in die Debatte ein, weil die Politik die Bürger mit leeren Versprechungen nur hinhalte, erklärte Carlos Krois von der DGB-Jugend Bayern, der ebenfalls in Ingolstadt sprach. Krois forderte die Betriebe auf, wieder vermehrt für Betriebswohnungen zu sorgen. „Früher war es gang und gäbe, dass eine Firma für ihre Mitarbeiter Wohnungen vorgehalten hat. Heute gibt es das kaum noch.“Schmidbauer schließlich sprach den bayerischen Ministerpräsidenten direkt an. „Horst Seehofer hat auf seiner Webseite stehen „zuhören, verstehen, handeln“. „Lieber Horst, dann bitte höre zu, verstehe und handle.“