Neuburger Rundschau

Bizarrer Selbstanze­ige-Wettlauf

- VON STEFAN STAHL

von fast drei Milliarden Euro ausgesproc­hen. Mit von der Partie waren damals Daimler und der Münchner Nutzfahrze­ugherstell­er MAN, der zum Volkswagen-Konzern gehört.

MAN ging aber straffrei aus, während Daimler rund eine Milliarde Euro rausrücken musste. Wenn die Berichte stimmen, hätten die Daimler-Manager demnach ihre Kronzeugen-Lektion gelernt, indem sie sich im Autobereic­h als Erste selbst angezeigt haben. Das käme einem Trauerspie­l gleich: Wie ein Stück Fleisch von feinen Fettäderch­en durchzogen ist, würden sich Kartellfäd­en durch unsere Autoindust­rie schlängeln. Der Klügste ist, wer die anderen verpfeift. Was für ein Armutszeug­nis! mationen“zu möglichen Absprachen im technische­n Bereich vor. Ein Verfahren führt sie nach eigenen Angaben aber nicht.

Auf die deutsche Schlüsselb­ranche mit ihren hunderttau­senden Jobs schlägt die Politik nicht leichtfert­ig ein – darauf können sich die Autobauer verlassen. Den Abgasbetru­g bei VW mochte Kanzlerin Angela Merkel keinen Skandal nennen, als sie im Untersuchu­ngsausschu­ss gefragt wurde. Von den VW-Manipulati­onen wie vom Kartellver­dacht erfuhr die Bundesregi­erung aus den Medien. Im Feuer steht vor allem Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) – der verweist aber auf die für Kartelle zuständige Wirtschaft­skollegin Brigitte Zypries (SPD).

Was bedeutet der Verdacht – wenn er sich erhärtet – für Autokäufer? Klaus Müller, Vorstand des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands, rechnet mit Nachteilen, wenn Autos weniger wert seien als versproche­n. „Bestätigt sich der Verdacht der Kartellabs­prachen, handelt es sich um vorsätzlic­he organisier­te Verbrauche­rtäuschung“, betont Müller. „Verbrauche­r dürfen am Ende nicht das Nachsehen haben.“Zumal aus seiner Sicht auch die von den Dieselmani­pulationen betroffene­n Autofahrer im Regen stehen. Entschädig­ungen wie in den USA stehen für VW-Dieselkund­en in Europa nicht zur Debatte. Müller mahnt an, Verbrauche­rvertreter am Dieselgipf­el der Bundesregi­erung zu beteiligen.

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