Bizarrer Selbstanzeige-Wettlauf
von fast drei Milliarden Euro ausgesprochen. Mit von der Partie waren damals Daimler und der Münchner Nutzfahrzeughersteller MAN, der zum Volkswagen-Konzern gehört.
MAN ging aber straffrei aus, während Daimler rund eine Milliarde Euro rausrücken musste. Wenn die Berichte stimmen, hätten die Daimler-Manager demnach ihre Kronzeugen-Lektion gelernt, indem sie sich im Autobereich als Erste selbst angezeigt haben. Das käme einem Trauerspiel gleich: Wie ein Stück Fleisch von feinen Fettäderchen durchzogen ist, würden sich Kartellfäden durch unsere Autoindustrie schlängeln. Der Klügste ist, wer die anderen verpfeift. Was für ein Armutszeugnis! mationen“zu möglichen Absprachen im technischen Bereich vor. Ein Verfahren führt sie nach eigenen Angaben aber nicht.
Auf die deutsche Schlüsselbranche mit ihren hunderttausenden Jobs schlägt die Politik nicht leichtfertig ein – darauf können sich die Autobauer verlassen. Den Abgasbetrug bei VW mochte Kanzlerin Angela Merkel keinen Skandal nennen, als sie im Untersuchungsausschuss gefragt wurde. Von den VW-Manipulationen wie vom Kartellverdacht erfuhr die Bundesregierung aus den Medien. Im Feuer steht vor allem Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) – der verweist aber auf die für Kartelle zuständige Wirtschaftskollegin Brigitte Zypries (SPD).
Was bedeutet der Verdacht – wenn er sich erhärtet – für Autokäufer? Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, rechnet mit Nachteilen, wenn Autos weniger wert seien als versprochen. „Bestätigt sich der Verdacht der Kartellabsprachen, handelt es sich um vorsätzliche organisierte Verbrauchertäuschung“, betont Müller. „Verbraucher dürfen am Ende nicht das Nachsehen haben.“Zumal aus seiner Sicht auch die von den Dieselmanipulationen betroffenen Autofahrer im Regen stehen. Entschädigungen wie in den USA stehen für VW-Dieselkunden in Europa nicht zur Debatte. Müller mahnt an, Verbrauchervertreter am Dieselgipfel der Bundesregierung zu beteiligen.