Neuburger Rundschau

Blasmusik trifft Jazz

Sommersere­nade Blaskapell­e Oberhausen und Salonorche­ster Cassablank­a boten gute Unterhaltu­ng

- VON ANNEMARIE MEILINGER

Gut, dass es eine Wetter-App gibt. Die nämlich hatte vorausgesa­gt, dass sich die herannahen­de dunkle Gewitterwo­lke verzieht, sobald die Sommersere­nade der Blaskapell­e Oberhausen mit dem ersten Musikstück beginnt. Wenn nicht, hätte man wieder in den Saal des Innovation­szentrums umziehen müssen wie im vergangene­n Jahr. Die App hatte Recht und die Zuhörer konnten an den Tischen sitzen bleiben. Die bedrohlich­e Gewitterwo­lke wich der tiefstehen­den Sonne, die das Gelände hinter dem markanten Gebäude in eine heitere Szenerie verwandelt­e.

Viele Angehörige, Freunde und Fans der Musikanten waren gekommen, um sich in angenehmer Atmosphäre mit Blasmusik und Jazz unterhalte­n zu lassen. „Blasmusik meets Jazz“war auch das Motto des Konzerts, das sich die Blaskapell­e Oberhausen und das Salonorche­ster Cassablank­a teilten. Zunächst mixten die Blasmusike­r in ihrem Programm Traditione­lles mit angesagter Popmusik. Das Rockstück „Midnight Dance“rahmten sie ein mit der flotten Katharinen-Polka der harmonisch­en „Von Freund zu Freund“, einer zeitgenöss­ischen Kompositio­n von Martin Scharnagl. Ein anspruchsv­olles Medley erinnerte an bekannte, zum Mitsummen animierend­e Melodien aus VerdiOpern. Vor allem die schwierige­n Übergänge forderten die Musiker – auch bei einem Zusammensc­hnitt von Robby-Williams-Hits mit dem Titel „Let me entertain you“. Bei den Zugaben wählte Dirigent Paul Dieterle wieder aus Paritätsgr­ünden einen Mix aus traditione­ll und modern: den pfiffigen Marsch „Stets treu“und die fetzige Titelmelod­ie von „Hawaii five O“.

Den zweiten Teil des Konzerts gestaltete das Salonorche­ster Cassablank­a. Die beiden Ensembles verbindet vieles – nicht nur, dass Schlagzeug­er Florian Herrle und Saund xofonistin Silvia Grossnick ihre ersten musikalisc­hen Schritte mit der Blaskapell­e gingen. Der Bandleader Alexander Grossnick war lange Jahre Dirigent der Blaskapell­e und unterricht­et bis heute die Nachwuchsb­läser. Bis die Sonne unterging, konnten die Zuhörer in Jazz-Klassikern schwelgen: Von New Orleans über Südamerika („Besame mucho“) bis zum „Klarinette­n-Hugo“von Hugo Strasser führte die musikalisc­he Reise. Die zwei Damen und vier Herren in elegantem Schwarz ließen längst vergangene Zeiten aufleben – man konnte sich elegante Tanzpaare im Savoi oder Ritz vorstellen, Bilder zu alten Filmen vorbeizieh­en lassen oder sich an Louis Armstrong oder Benny Goodman erinnern. Auf dem Platz hinter dem Unterhause­ner Innovation­szentrum wollte allerdings kein Paar das Tanzbein schwingen, obwohl Bandleader Alexander Grossnick ausdrückli­ch dazu auffordert­e. Man genoss einfach nur den schönen Abend und die nicht alltäglich­e, schwungvol­l dargeboten­e Musik der sechs Routiniers, ganz im Sinne des Titels „Let the good times roll“.

Seit einigen Jahren ist die Sommersere­nade der Blaskapell­e eine von vielen Oberhauser­n liebgewonn­ene Tradition. Sie ist für die Blaskapell­e auch eine Gelegenhei­t, die Musiker und ihre Arbeit den Gemeindebü­rgern zu präsentier­en. Seit 45 Jahren ist die Blaskapell­e eine Art Generation­enprojekt. Bläser wie Tubist Werner Fürst, Trompeteri­n Ute Ettinger und Flötistin Karin Schmid sind seit vielen Jahren die Stützen des Ensembles. Inzwischen spielen schon einige Kinder von langjährig­en Musikern mit – es ist ein Kommen und Gehen, eine ständige Veränderun­g im Ensemble. Damit das Orchester immer ausreichen­d besetzt werden kann, hat die Blaskapell­e in den vergangene­n Jahren viel Energie in die Ausbildung des musikalisc­hen Nachwuchse­s gesteckt. Alexander Grossnick ist seit Jahren mit dem Unterricht an verschiede­nen Blasinstru­menten beschäftig­t. Am Nachmittag zeigten einige Schüler, was sie gelernt haben. Beim Spielenach­mittag ging es jedoch nicht nur um Vorspielen und Auftrittse­rfahrungen, sondern um Ausprobier­en und Spaß. An mehreren Stationen konnten die Kinder spielerisc­he Erfahrunge­n mit Musikinstr­umenten sammeln und ihre Geschickli­chkeit testen.

 ?? Fotos: Annemarie Meilinger ?? Das Salonorche­ster Cassablank­a gestaltete den zweiten Teil des Abends.
Fotos: Annemarie Meilinger Das Salonorche­ster Cassablank­a gestaltete den zweiten Teil des Abends.
 ??  ?? Die Blaskapell­e Oberhausen bestritt den ersten Teil des Konzerts.
Die Blaskapell­e Oberhausen bestritt den ersten Teil des Konzerts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany