Blasmusik trifft Jazz
Sommerserenade Blaskapelle Oberhausen und Salonorchester Cassablanka boten gute Unterhaltung
Gut, dass es eine Wetter-App gibt. Die nämlich hatte vorausgesagt, dass sich die herannahende dunkle Gewitterwolke verzieht, sobald die Sommerserenade der Blaskapelle Oberhausen mit dem ersten Musikstück beginnt. Wenn nicht, hätte man wieder in den Saal des Innovationszentrums umziehen müssen wie im vergangenen Jahr. Die App hatte Recht und die Zuhörer konnten an den Tischen sitzen bleiben. Die bedrohliche Gewitterwolke wich der tiefstehenden Sonne, die das Gelände hinter dem markanten Gebäude in eine heitere Szenerie verwandelte.
Viele Angehörige, Freunde und Fans der Musikanten waren gekommen, um sich in angenehmer Atmosphäre mit Blasmusik und Jazz unterhalten zu lassen. „Blasmusik meets Jazz“war auch das Motto des Konzerts, das sich die Blaskapelle Oberhausen und das Salonorchester Cassablanka teilten. Zunächst mixten die Blasmusiker in ihrem Programm Traditionelles mit angesagter Popmusik. Das Rockstück „Midnight Dance“rahmten sie ein mit der flotten Katharinen-Polka der harmonischen „Von Freund zu Freund“, einer zeitgenössischen Komposition von Martin Scharnagl. Ein anspruchsvolles Medley erinnerte an bekannte, zum Mitsummen animierende Melodien aus VerdiOpern. Vor allem die schwierigen Übergänge forderten die Musiker – auch bei einem Zusammenschnitt von Robby-Williams-Hits mit dem Titel „Let me entertain you“. Bei den Zugaben wählte Dirigent Paul Dieterle wieder aus Paritätsgründen einen Mix aus traditionell und modern: den pfiffigen Marsch „Stets treu“und die fetzige Titelmelodie von „Hawaii five O“.
Den zweiten Teil des Konzerts gestaltete das Salonorchester Cassablanka. Die beiden Ensembles verbindet vieles – nicht nur, dass Schlagzeuger Florian Herrle und Saund xofonistin Silvia Grossnick ihre ersten musikalischen Schritte mit der Blaskapelle gingen. Der Bandleader Alexander Grossnick war lange Jahre Dirigent der Blaskapelle und unterrichtet bis heute die Nachwuchsbläser. Bis die Sonne unterging, konnten die Zuhörer in Jazz-Klassikern schwelgen: Von New Orleans über Südamerika („Besame mucho“) bis zum „Klarinetten-Hugo“von Hugo Strasser führte die musikalische Reise. Die zwei Damen und vier Herren in elegantem Schwarz ließen längst vergangene Zeiten aufleben – man konnte sich elegante Tanzpaare im Savoi oder Ritz vorstellen, Bilder zu alten Filmen vorbeiziehen lassen oder sich an Louis Armstrong oder Benny Goodman erinnern. Auf dem Platz hinter dem Unterhausener Innovationszentrum wollte allerdings kein Paar das Tanzbein schwingen, obwohl Bandleader Alexander Grossnick ausdrücklich dazu aufforderte. Man genoss einfach nur den schönen Abend und die nicht alltägliche, schwungvoll dargebotene Musik der sechs Routiniers, ganz im Sinne des Titels „Let the good times roll“.
Seit einigen Jahren ist die Sommerserenade der Blaskapelle eine von vielen Oberhausern liebgewonnene Tradition. Sie ist für die Blaskapelle auch eine Gelegenheit, die Musiker und ihre Arbeit den Gemeindebürgern zu präsentieren. Seit 45 Jahren ist die Blaskapelle eine Art Generationenprojekt. Bläser wie Tubist Werner Fürst, Trompeterin Ute Ettinger und Flötistin Karin Schmid sind seit vielen Jahren die Stützen des Ensembles. Inzwischen spielen schon einige Kinder von langjährigen Musikern mit – es ist ein Kommen und Gehen, eine ständige Veränderung im Ensemble. Damit das Orchester immer ausreichend besetzt werden kann, hat die Blaskapelle in den vergangenen Jahren viel Energie in die Ausbildung des musikalischen Nachwuchses gesteckt. Alexander Grossnick ist seit Jahren mit dem Unterricht an verschiedenen Blasinstrumenten beschäftigt. Am Nachmittag zeigten einige Schüler, was sie gelernt haben. Beim Spielenachmittag ging es jedoch nicht nur um Vorspielen und Auftrittserfahrungen, sondern um Ausprobieren und Spaß. An mehreren Stationen konnten die Kinder spielerische Erfahrungen mit Musikinstrumenten sammeln und ihre Geschicklichkeit testen.