Aus der Nationalpark Praxis
Fachexkursion Kommunalpolitiker aus dem Berchtesgadener Land gaben in der Gesprächsrunde Tipps und Erfahrungen weiter
Berchtesgaden Der Landrat des Berchtesgadener Landes, Georg Grabner, und die beiden Bürgermeister Franz Rasp (Berchtesgaden) und Hannes Rasp (Schönau am Königsee) aus den Nationalparkanliegergemeinden standen der Delegation aus der Region bei der kommunalpolitischen Gesprächsrunde im Haus der Berge Rede und Antwort. Eine Zusammenfassung:
Georg Grabner: „Ich bin seit 1984 Kreisrat und seit 2002 Landrat, habe also eine ziemlich lange Entwicklungsphase des Nationalparks als Kommunalpolitiker miterlebt. Der Nationalpark war damals aufgesetzt und man hat auch vor Ort völlig falsche Vorstellungen gehabt. Mein Vorgänger hat davor gewarnt, die Berchtesgadener dürften von den Besuchern nicht wie in einer Art Freiluftzoo begafft werden. Heute ist Natur- und Landschaftschutz nur mit den Beteiligten möglich. Damals gab es viele Vorbehalte, heute sind alle 15 Landkreisgemeinden Mitglieder im Biosphärengebiet, zu dem der Nationalpark gehört. Früher war ein Drittel der Menschen dafür, ein Drittel war dagegen und einem Drittel war es egal, heute ist der Nationalpark weitestgehend akzeptiert. Natürlich hängt vieles von den beteiligten Personen ab. Es ist wichtig, mitzureden und Pflöcke einzurammen. Man braucht aber ein bisserl Zeit und Geduld. Meine Empfehlung, wenn Sie ausgewählt werden und es auch wollen: rechtzeitig Geld und Mittel einfordern und die Dinge einbringen,
die Ihnen wichtig sind. Später wird es schwierig. Da können Sie von unseren Erfahrungen profitieren, denn warum sollte man dieselben Fehler zweimal machen? Wir setzen heute auf qualitativen Tourismus und der Nationalpark ist dabei ein Alleinstellungsmerkmal und unser Kernprodukt.“
Franz Rasp: „Bei uns spielt der Tourismus eine ganz große Rolle, vom Steueraufkommen sind wir Letzter in Oberbayern. Wir sind also froh, dass wir den Nationalpark haben. Es muss aber von der Bevölkerung getragen werden. Von oben verordnen geht gar nicht, sonst gibt es jahrelange Reibereien.“
Hannes Rasp: „Wir sind die größte touristische Gemeinde im Berchtesgadener Land und die Nummer drei in Oberbayern. Alles steht und fällt mit den Leuten. Ein großer Vorteil für uns ist auch, alle Wege werden vom Nationalpark unterhalten. Bei unserer schwierigen Infrastruktur im Hochgebirge hat der Nationalpark für uns nur Vorteile. Wir haben 1998 auch einen Kanal im Nationalpark gebaut. Für uns haben sich die gesetzlichen Regelungen durch den Nationalpark nicht verschärft, die Flächen waren schon vorher Naturschutzgebiet. Schauen Sie sich aber die Grenzziehung ganz genau an, wenn konträre Nutzungen direkt aufeinanderprallen, ist das nicht gut.“(nel)