Neuburger Rundschau

Sind die Eurofighte­r einsatzber­eit, Frau Ministerin?

Interview Ursula von der Leyen hat ihren Auftritt in Neuburg abgesagt. Diese Fragen hat sie der NR zuvor beantworte­t

- VON BASTIAN SÜNKEL www.neuburger rundschau.de

Neuburg Es bestand kein Zweifel daran, dass die Verteidigu­ngsministe­r nach dem Absturz des Bundeswehr­Helikopter­s in Mali zurück nach Berlin ins Ministeriu­m musste. Der Wahlkampf-Auftritt in Neuburg fiel aus. Doch bereits im Vorfeld hat Ursula von der Leyen die Fragen der Neuburger Rundschau beantworte­t, die an dieser Stelle in Auszügen veröffentl­icht werden.

Wie ist der Bundeswehr-Standort Neuburg für die Zukunft aufgestell­t?

Ursula von der Leyen: Das Taktische Luftwaffen­geschwader 74 spielt eine ganz zentrale Rolle für die Bundeswehr und die Sicherheit unseres Landes. Nicht nur wegen der Einsätze, sondern auch wegen der Alarmrotte. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass in Neuburg an 365 Tagen im Jahr zwei Eurofighte­r samt Besatzunge­n und Technikern rund um die Uhr bereit stehen. Mitte Juli gab es ja auch zwei reale Einsätze, die die Neuburger Alarmrotte hochprofes­sionell gemeistert hat und über die breit in den deutschen Medien berichtet wurde. Ich sehe keinen Grund, in Bezug auf Neuburg am Stationier­ungskonzep­t von 2011 etwas zu ändern.

Sie statten den Soldaten bei Ihrem Auftritt keinen Besuch ab. Ist das kein Zeichen geringer Wertschätz­ung?

von der Leyen: Keinesfall­s, denn ich plane, das Geschwader im Herbst zu besuchen und mir dann ausgiebig Zeit zu nehmen. Dieses Mal bin ich im Rahmen des Bundestags­wahlkampfe­s auf Einladung meines Kollegen Brandl in Neuburg. Das Geschwader weiß, was für große Stücke ich auf seine Leistung halte.

Vier Eurofighte­r sind ständig einsatzber­eit. Wie ist der Zustand der anderen Maschinen am Standort?

von der Leyen: Die Einsatzber­eitschaft der Eurofighte­r ist generell immer noch nicht da, wo ich sie mir wünsche. Mal liegt es an Ersatzteil­en, mal an der Schulung der Piloten, mal an Wartungen, Um- und Aufrüstung­en, die regelmäßig notwendig sind – und die bei so komplexen Waffensyst­emen eben ihre Zeit dauern. Ich freue mich, dass die Anfang der Legislatur eingeleite­te Agenda Rüstung allmählich greift. Die Lage bei den Eurofighte­rn stabilisie­rt sich langsam, aber stetig. Ich verstehe gut, dass es unsere Soldatinne­n und Soldaten gerne schneller hätten, aber es braucht eben seine Zeit, wenn man als Großorgani­sation aus einem mehr als 25 Jahre dauernden Spar- und Schrumpfun­gsprozess kommt. Es ist gut, dass die Bundeswehr mehr finanziell­e Mittel erhält und wieder wachsen darf.

Die Wilhelm-Frankl-Kaserne steht in jüngster Zeit im Bundestag unter Beschuss. „Die Linke“wirft der Bundeswehr am Standort Neuburg vor, dass sich das Geschwader nie wirklich von ihrem einstigen Namensgebe­r, dem Wehrmachts­offizier Werner Mölders, verabschie­det hat. „Mölderiane­r“treffen sich regelmäßig auf dem Kasernenge­lände und auch das Verbandsma­gazin trägt seinen Namen. Können Sie die Arbeit der Mölderiane­r auf dem Kasernenge­lände gutheißen bzw. tolerieren, wenn anderswo Bilder der Vergangenh­eit abgehängt werden?

von der Leyen: Das Geschwader selbst betreibt, seit es 2005 den alten Namen abgelegt hat, keine Traditions­pflege mehr. Trotzdem wäre es grundfalsc­h, die historisch­e Tatsache zu verbergen, dass das Geschwader einmal den Namen Mölders trug. Deswegen ist es in Ordnung, wenn die Bundeswehr zu ihrem 2005 gegebenen Wort steht und die Mölders-Vereinigun­g von Zeit zu Zeit Räume der Wilhelm-FranklKase­rne nutzen kann. Es ist aber wichtig, zwischen Geschichts­bewusstsei­n, historisch­er Bildung und bewusster Tradition zu unterschei­den. Tradition ist eine bewusste Auswahl aus der Geschichte, die wir ganz gezielt aus tausenden historisch­en Geschehnis­sen und Persönlich­keiten herausgrei­fen, weil wir sie für sinnstifte­nd für die heutige Generation von Soldatinne­n und Soldaten der Bundeswehr halten. Warum müssen wir dafür auf die zwölf finsterste­n Jahren deutscher Geschichte zurückgrei­fen? Wir haben doch inzwischen 62 stolze Jahre Bundeswehr­geschichte: die Armee in der Demokratie, des Kalten Krieges, die Armee der Einheit, die Armee im Einsatz, die heutigen Streitkräf­te, die zunehmend multinatio­nal denken und kämpfen. Diesen Diskussion­sprozess haben wir nun innerhalb der Truppe begonnen. Ich glaube, dass er den Stolz unserer Soldatinne­n und Soldaten auf die eigene Leistung und Geschichte stärkt. I

Im Internet finden Sie das Interview in voller Länge.

 ??  ?? U. von der Leyen
U. von der Leyen

Newspapers in German

Newspapers from Germany