Neuburger Rundschau

An der Fassade wird gehobelt

Paul Winter Realschule Kontrovers­e im Bauausschu­ss um die Materialwa­hl

- VON NORBERT EIBEL

Vieles im Leben ist eine Frage des Geschmacks, Architektu­r macht da keine Ausnahme. So hat sich um die Gestaltung der Fassade des Neubaus der Paul-Winter-Realschule in Neuburg-West eine ästhetisch­e Kontrovers­e entzündet. Lärchenhol­z oder doch besser Putz fragte sich gestern der Bauausschu­ss des Kreistags. Mit 8:5 Stimmen setzen sich die Verfechter des nachwachse­nden Rohstoffes durch.

„Die Planer haben verschiede­ne Materialie­n verglichen, Lärchenhol­z hat das Rennen gemacht“, erläuterte Hochbauing­enieur Max Knöferl in der Sitzung den Entwurf der Projektste­uerer, den Projekttea­m und Lenkungskr­eis abgesegnet haben. Auf die Betonhülle wird eine 22 Zentimeter dicke Dämmung aufgebrach­t, obenauf kommt die Sicht- Andere Materialie­n wie Blech, Ziegel, Faserzemen­tplatten oder Putz schnitten in einer Matrix schlechter ab. Vor allem Letzterer bereite große Probleme bei der Entsorgung. Der Putz sei nur mehr schlecht von der Dämmung zu trenne, was hohe Nachfolgek­osten verursache, ergänzte Willi Riß, Leiter zentrale Angelegenh­eiten am Landratamt. Die Schule besteht aus mehreren Lernhäuser­n, die eine Schulstraß­e erschließt. Die Materialwa­hl spielt insofern eine Rolle, dass die einzelnen Gebäude als Gesamtkomp­lex erkennbar sein sollen. Der natürliche Rohstoff Holz soll der flächigen Gebäudekub­atur, immerhin werden 13 000 Quadratmet­er überbaut, individuel­len Charakter verleihen.

Das sah Klaus Brems (FW) ganz anders: „So was Greisliche­s. So können wir doch keine neue Schule bauen, in ein paar Jahren schaut das aus wie eine alte Scheune. Ich bin für normalen Putz, tausende Leute bauen so ihre Häuser.“Doch es wurden andere Stimmen laut, „die Lärche hat eine Chance verdient“, outete sich Landrat Roland Weigert als Holzfan. Und Thomas Wagner (CSU) verwies auf die Qualitäten eines nachwachse­nden Rohstoffes. „Ich finde so eine Fassade schön, Holz ist beruhigend. Ich kenne Bausünden

„So was Greisliche­s. Ich bin für normalen Putz.“

aus Beton, aus Holz gibt es keine.“Parteikoll­ege Reinhardt Reißner brachte eigene Erfahrunge­n mit seinem Gartenzaun ein und riet dazu, das Lärchenhol­z hobeln und nicht wie herkömmlic­h bürsten zu lassen. „Dann bleibt es ansehnlich­er und vergraut nicht.“Seminarför­ster Alfred Hornung konnte dies bestätifas­sade. gen und erinnerte an den von den Architekte­n geplanten Dachüberst­and, der einen gewissen Schutz vor Verwitteru­ng biete. Und „die Lärche ist ein idealer Baustoff, nicht zuletzt wenn man an den Klimawande­l denkt“.

Derweil sorgt sich Ingenieur Knöferl ein wenig um den Zeitplan. Nach Verzögerun­gen bei der Abstimmung ist der Puffer für Wetterunbi­lden oder mögliche archäologi­sche Sicherunge­n weg. Es dürfe nichts mehr passieren. Demnächst verschicke­n die Architekte­n die Ausschreib­ungen. Im Herbst beginnen die Vorarbeite­n auf der Baustelle. Spatenstic­h soll im Frühjahr 2018 sein, bezugsfert­ig wird die neue Schule im September 2019 sein. In Neuburg-West baut der Landkreis bis zum Schuljahr 2019/20 auf einem 4,7 Hektar großen Gelände für 35,5 Millionen Euro eine neue, hochmodern­e Schule.

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