An der Fassade wird gehobelt
Paul Winter Realschule Kontroverse im Bauausschuss um die Materialwahl
Vieles im Leben ist eine Frage des Geschmacks, Architektur macht da keine Ausnahme. So hat sich um die Gestaltung der Fassade des Neubaus der Paul-Winter-Realschule in Neuburg-West eine ästhetische Kontroverse entzündet. Lärchenholz oder doch besser Putz fragte sich gestern der Bauausschuss des Kreistags. Mit 8:5 Stimmen setzen sich die Verfechter des nachwachsenden Rohstoffes durch.
„Die Planer haben verschiedene Materialien verglichen, Lärchenholz hat das Rennen gemacht“, erläuterte Hochbauingenieur Max Knöferl in der Sitzung den Entwurf der Projektsteuerer, den Projektteam und Lenkungskreis abgesegnet haben. Auf die Betonhülle wird eine 22 Zentimeter dicke Dämmung aufgebracht, obenauf kommt die Sicht- Andere Materialien wie Blech, Ziegel, Faserzementplatten oder Putz schnitten in einer Matrix schlechter ab. Vor allem Letzterer bereite große Probleme bei der Entsorgung. Der Putz sei nur mehr schlecht von der Dämmung zu trenne, was hohe Nachfolgekosten verursache, ergänzte Willi Riß, Leiter zentrale Angelegenheiten am Landratamt. Die Schule besteht aus mehreren Lernhäusern, die eine Schulstraße erschließt. Die Materialwahl spielt insofern eine Rolle, dass die einzelnen Gebäude als Gesamtkomplex erkennbar sein sollen. Der natürliche Rohstoff Holz soll der flächigen Gebäudekubatur, immerhin werden 13 000 Quadratmeter überbaut, individuellen Charakter verleihen.
Das sah Klaus Brems (FW) ganz anders: „So was Greisliches. So können wir doch keine neue Schule bauen, in ein paar Jahren schaut das aus wie eine alte Scheune. Ich bin für normalen Putz, tausende Leute bauen so ihre Häuser.“Doch es wurden andere Stimmen laut, „die Lärche hat eine Chance verdient“, outete sich Landrat Roland Weigert als Holzfan. Und Thomas Wagner (CSU) verwies auf die Qualitäten eines nachwachsenden Rohstoffes. „Ich finde so eine Fassade schön, Holz ist beruhigend. Ich kenne Bausünden
„So was Greisliches. Ich bin für normalen Putz.“
aus Beton, aus Holz gibt es keine.“Parteikollege Reinhardt Reißner brachte eigene Erfahrungen mit seinem Gartenzaun ein und riet dazu, das Lärchenholz hobeln und nicht wie herkömmlich bürsten zu lassen. „Dann bleibt es ansehnlicher und vergraut nicht.“Seminarförster Alfred Hornung konnte dies bestätifassade. gen und erinnerte an den von den Architekten geplanten Dachüberstand, der einen gewissen Schutz vor Verwitterung biete. Und „die Lärche ist ein idealer Baustoff, nicht zuletzt wenn man an den Klimawandel denkt“.
Derweil sorgt sich Ingenieur Knöferl ein wenig um den Zeitplan. Nach Verzögerungen bei der Abstimmung ist der Puffer für Wetterunbilden oder mögliche archäologische Sicherungen weg. Es dürfe nichts mehr passieren. Demnächst verschicken die Architekten die Ausschreibungen. Im Herbst beginnen die Vorarbeiten auf der Baustelle. Spatenstich soll im Frühjahr 2018 sein, bezugsfertig wird die neue Schule im September 2019 sein. In Neuburg-West baut der Landkreis bis zum Schuljahr 2019/20 auf einem 4,7 Hektar großen Gelände für 35,5 Millionen Euro eine neue, hochmoderne Schule.