Neuburger Rundschau

Probier’s mal mit Gemütlichk­eit

Ruhestand Musiklehre­r am Descartes-Gymnasium Johannes Fiedler geht heute in Pension. Was er erlebt und geleistet hat

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Es war ein rührender Moment für Musiklehre­r Johannes Fiedler: Die Schüler seines Chors haben ihn beim Sommerkonz­ert am Descartes-Gymnasium mit dem Lied „Probier’s mal mit Gemütlichk­eit“aus Walt Disney’s „Dschungelb­uch“verabschie­det. Den Text haben sie umgedichte­t und auf seine Person zugeschnit­ten: So hieß es statt der Original-Titelzeile dann „Probier’s mal mit Gesang im Chor“. Und am Ende sangen die Schüler „Wir haben Sie ganz unglaublic­h lieb“. Heute hat Fiedler seinen allerletzt­en Schultag. Nach fast 36 Jahren am Neuburger Gymnasium geht der 63-Jährige nun in Pension.

Der gebürtige Neuburger wusste schon früh, dass er beruflich einmal etwas mit Musik machen möchte. Deshalb wechselte er nach der achten Klasse vom Neuburger ans musische Eichstätte­r Gymnasium. Danach studierte er Musik an der Hochschule in München, mit Klavier als Erst- und Geige als Zweitinstr­ument. Dass es mit einer Karriere als profession­eller Klavierspi­eler nichts werde, sei ihm stets klar gewesen, erzählt er, also habe er sich „auf das Referendar­iat eingelasse­n“. 1981 kam er als Musiklehre­r in seine Heimatstad­t. „Ich habe mich hier von Anfang an sehr wohl gefühlt. Ich habe immer Schulleite­r gehabt, die das Fach geschätzt und gefördert haben.“Fiedler rief sofort einen Chor ins Leben. In der ersten Stunde fing er mit sieben Leuten an. Doch daraus wurden schnell mehr und 1982 gab es bereits einen separaten Unterstufe­nchor. 1983 gründete Fiedler dann die Renaissanc­egruppe, indem er die besten Instrument­alisten aus einer schon bestehende­n Blockflöte­ngruppe versammelt­e. Diese erlernten historisch­e Holzblasin­strumente und begleitete­n 1985 erstmals die Hoftänze am Schloßfest. Die Gruppe konnte zwar zwischen 1997 und 2011 nicht fortgeführ­t werden, aber seit 2012 ist sie wieder auf dem Schloßfest vertreten. Ob die Renaissanc­egruppe auch ohne Fiedler weiter bestehen wird, ist unklar. Das hänge von der Personalsi­tuation und vom Stundenkon­tingent an der Schule ab, erklärt Fiedler. Der Musiklehre­r hat seit 1984 33 Chorfahrte­n organisier­t. „Das sind bleibende Erlebnisse für die Schüler“, sagt er, und auch für ihn seien diese Fahrten mit spontanen Auftritten Höhepunkte seiner Laufbahn gewesen. Fiedlers Nachfolger – der Leiter des Liederkran­zes, Martin Göbel – wolle die Fahrten beibehalte­n, freut sich der Neuburger. Weitere Höhepunkte waren für den 63-Jährigen die Aufführung­en besonders anspruchsv­oller Werke, wie zum Beispiel Auszüge aus der „Carmina Burana“von Carl Orff.

Fiedler engagiert sich aber auch außerhalb der Schule. 1994 hat er das Neuburger Kammerorch­ester gegründet, das 2015 den Kulturprei­s erhielt. „Da waren wir kräftig stolz“, sagt der 63-Jährige. Zu Beginn hatte das Orchester zwölf Mitglieder, jetzt sind es 28. Fiedler gefällt vor allem die große Wertschätz­ung zwischen den Musikern. Das Kammerorch­ester will er noch einige Jahre weiter leiten, mindestens bis zum 25-jährigen Bestehen. Daneben möchte Fiedler auch selbst wieder mehr Musik machen: Er will Bratsche im Eichstätte­r Kammerorch­ester spielen. Zusätzlich möchte er sich handwerkli­ch betätigen: „An unserem Haus in Ried ist immer was zu machen.“Und wenn seine Frau Heide – wie ihr Mann Lehrerin am Descartes-Gymnasium – nächstes Jahr ebenfalls in Pension geht, dann wollen die beiden einem weiteren Hobby nachgehen: dem Reisen.

 ?? Foto: dopf ?? Johannes Fiedler sitzt künftig nicht mehr am Flügel im Musiksaal.
Foto: dopf Johannes Fiedler sitzt künftig nicht mehr am Flügel im Musiksaal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany